Z Orthop Unfall 2012; 150(2): 142-148
DOI: 10.1055/s-0031-1280050
Schulter

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Das spinoglenoidale Ligament – eine anatomische Studie

The Spinoglenoid Ligament – An Anatomic StudyJ. Jerosch1 , T. Filler2 , T. Mertens1
  • 1Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie, Johanna-Etienne-Krankenhaus, Neuss
  • 2Anatomie, Universität Düsseldorf
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Publication Date:
18 October 2011 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund: Bei Sportlern, die vorzugsweise Überkopf-Wurfbewegungen ausüben, werden Dysfunktionen des distalen Astes des N. suprascapularis beschrieben. Die Literatur sieht eine Beziehung zu dem als inkonstant angesehenen Lig. spinoglenoidale, wobei große Variabilität des Bandes mit teils widersprüchlichen Aussagen vorlag. Das Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, die Beziehung von Nerv und Ligament in einer anatomischen Untersuchung zu dokumentieren. Material und Methode: Die Untersuchung wurde an 29 Formaldehyd- und 7 nach Thiel fixierten Schultern durchgeführt. Hierbei wurde insbesondere Wert gelegt auf die Präparation des N. suprascapularis und des spinoglenoidalen Ligaments. Die anatomische Relation beider Strukturen wurde zusammen mit den ossären Parametern der Skapula vermessen, dokumentiert und mit den in der Literatur zu findenden Beschreibungen verglichen. Ergebnisse: Mit einer Ausnahme konnte das Band in allen Präparaten nachgewiesen werden. In 20 Fällen (56 %) setzte der M. infraspinatus am Lig. spinoglenoidale an. Fünfmal (14 %) ging das Ligament in die Gelenkkapsel über. Zweimal war der N. suprascapularis vollständig durch das Ligament fixiert, 4-mal ging das perineurale Bindegewebe in das Band über und in weiteren 4 Fällen verlief ein Ast des Nervs durch das Band. Zusammen waren also in 28 % Verlagerungshindernisse gegeben. In 1 Fall war der Nerv von einer Bursa unterlegt. Schlussfolgerungen und klinische Relevanz: In einer hohen Zahl von Fällen wurden Voraussetzungen für ein mögliches Entrapment unterschiedlicher Genese gesehen. Darüber hinaus zeigt die Studie, dass die Geometrie der Skapula wesentlichen Einfluss auf die Ausprägung des Bandes hat. Je stärker die Längen-Breiten-Relation zugunsten der Länge verschoben ist, desto ungünstiger wird die Situation für den Nerv. Die dargestellten Typen des spinoglenoidalen Ligaments haben eine Implikation auf die Diagnostik und operative Therapieverfahren.

Abstract

Purpose: In over-head motion athletes a dysfunction of the suprascapular nerve has been described. In the literature a relation between the spinoglenoid ligament and the dysfunction of the suprascapular nerve is mentioned. An appreciable variability of this ligament is described. The purpose of the present study was the anatomic documentation of the spinoglenoid ligament and its relation to the suprascapular nerve. Material and Methods: In 36 shoulder specimen the suprascapular nerve, the spinoglenoid and bony parameter of the scapula were documented. The statistic evaluation was performed with SPSS12.0. Results: In all but one specimen a spinoglenoid ligament was present. In 20 cases (56 %) the infraspinatus muscle inserted at the spinoglenoid ligament. In five cases (14 %) the spinoglenoid ligament reached the glenohumeral joint capsule. In two cases the suprascapular nerve was completely fixed with the ligament, in four cases the perineural soft tissue had a close connection to the ligament. In four cases a branch of the nerve passed through the ligament. All together in 28 % of the specimen there were mechanical conflicts. In one case a ganglion compressed the nerve. Clinical Relevance: Our anatomic study showed in a significant number of cases a possible entrapment of different origins. These findings have implications both for diagnostics and treatment.

Literatur

Prof. Dr. med. Dr. h. c. Joerg Jerosch

Klinik für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie
Johanna-Etienne-Krenkenhaus

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