Die Parkinson-Erkrankung gehört zu den häufigsten degenerativen Erkrankungen, in deren
Verlauf eine Dysarthrie, eine Sprechstörung, auftritt. Charakteristisch ist die leiser
werdende, monotone Sprechweise, verbunden mit ungenauen, kleinen und daher bisweilen
schnellen Sprechbewegungen. Alle am Sprechablauf beteiligten Muskelgruppen – die der
Atmung, der Stimmgebung und der Lautbildung – werden im Bewegungsfluss steifer und
damit kleiner.
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sozialer Rückzug
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verringerter kommunikativer Austausch
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häufige Missverständnisse
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kommunikative und emotionale Verarmung
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zunehmende Depression
Verständlichkeit – eine Sache der Lautstärke
Ramig und Mitarbeiter beobachteten, dass die Verständlichkeit der Parkinson-Patienten
in erster Linie durch die geringe Lautstärke beeinträchtigt ist. Die leiser werdende
Stimme ist in der Regel das 1. Symptom der Dysarthrie. Der langsam einsetzende Prozess
lässt oft den Beginn der Dysarthrie unbemerkt, und es erfolgt eine Gewöhnung an die
leise Stimme. Zusätzlich verlieren die Patienten die Fähigkeit, im Augenblick des
Sprechens die Lautstärke oder das Sprechtempo zu beeinflussen.
Medikamente und tiefe Hirnstimulation Die medikamentöse Behandlung und die tiefe Hirnstimulation verbessern das Sprechen
nur begrenzt: Die Verringerung des Tremors führt in der Anfangsphase zu einer stabileren
Stimme. Wird im Verlauf die Dosis oder die Stimulation erhöht, was oft zu besserer
Beweglichkeit führt, kann sich dies negativ auf das Sprechen auswirken: Unter der
Stimulation verweist eine stärker verwaschene Sprechweise oder eine gepresst heisere,
angestrengt klingende Stimme auf eine ungünstige Einstellung.
Wirksame logopädische Behandlungsverfahren
"Sei laut!" Das Lee-Silverman-Voice-Treatment (LSVT) steigert systematisch die Lautstärke des
Patienten hin zu einer normal lauten, kraftvollen Stimme. Aufgrund täglicher Übungsaufgaben
und hierarchisch aufgebauten Anwendungsschritten für den Alltag kann die wieder gefundene,
kraftvolle Stimme im Gespräch eingesetzt werden. Unter der Devise "Sei laut" lernt
der Patient, sich im Alltag selbst den Impuls zu geben, laut zu sprechen. 4 Wochen
mit 4 Therapien pro Woche reichen aus, um eigenständig weiter zu arbeiten und im Alltag
hinlänglich laut zu sprechen. Selbstverständlich hängt dies vom Krankheitsstadium
ab, aber ein Mindestmaß an Verbesserung gelingt in jedem Stadium. Ein früher Therapiebeginn
und Auffrischungen bei nachlassender Stimmkraft verbessern die Chancen für erfolgreiche
Kommunikation (http://www.lsvtglobal.com).
Hilfsmittel Stimmverstärker funktionieren wie ein Mikrofon mit Lautsprecher und ermöglichen
bei gut erhaltener Lautbildung eine erfolgreiche Kommunikation. Sie verlangen jedoch
technische Kompetenz von Patienten und Umfeld.
Einfach und erfolgreich ist das sogenannte Tastbrett von Nancy Helm (Abb. [1]). Um das Sprechtempo zu verringern, wird bei jedem Wort zwischen die Markierung
getippt (wie auf einer Leiter). Bei systematischer Übung auch mit den Angehörigen
kann die Verständlichkeit rasch verbessert werden. Allerdings muss das "Tastbrett"
stets verwendet werden.
Abb. 1 Tastbrett.
Täglich üben hilft Jedes Verfahren erfordert einen Lernprozess, der für alle Parkinson-Patienten aufgrund
des Dopaminmangels schwierig ist. Deswegen erfordert jedes Verfahren eine intensive,
d.h. tägliche, Übungsphase über einen relativ kurzen Zeitraum (4 Wochen). Die eigenständige
Übung erfordert anfangs tägliche Rückkoppelung, um das Lernen von Fehlern zu vermeiden.
Nur eine gesicherte Bewertung der Lautstärke oder des Sprechtempos kann zu einer erfolgreichen
Kommunikation führen.
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Die Dysarthrie der Parkinsonkrankheit erschwert erheblich die Kommunikation.
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Ein früher Behandlungsbeginn ist dringend zu empfehlen.
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Als Methoden eignet sich besonders das Lee-Silverman-Voice-Treatment (LSVT) oder das
Tastbrett.
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Lernprozesse erfordern eine hohe Therapiefrequenz.
Adelheid Nebel, Kiel