
Zusammenfassung
Anamnese und klinischer Befund: Ein
52-jähriger Patient stellte sich vor 5 Jahren mit rezidivierenden
Fieberschüben und Arthritiden der großen und kleinen
Gelenke vor. Außerdem klagte er über unspezifische
gastrointestinale Beschwerden mit Völlegefühl
und aufgetriebenem Abdomen ohne Diarrhoen, eine allgemeine Müdigkeit und
Konzentrationsstörungen. Im Verlauf traten zunehmende Rückenschmerzen
im LWS-Bereich bei einem bekannten Bandscheibenschaden auf.
Untersuchungen: Laborchemisch zeigte
sich eine humorale Entzündungskonstellation und eine Leukozytose.
Die gastroenterologische Abklärung mittels Gastroskopie,
tiefen Duodenalbiopsien und einer vollständigen Koloskopie
erbrachten keinen richtungweisenden Befund. Bei unspezifischen lymphozytären
Infiltraten im Duodenum wurde ein Morbus Whipple zunächst
ausgeschlossen. Ein MRT zeigte nun eine Spondylodiszitis LWK3/4,
die CT-gesteuert punktiert wurde. Hieraus konnte durch eine Polymerase-Kettenreaktion
(PCR) Tropheryma-whipplei-DNA nachgewiesen werden; bei einer Nachuntersuchung
fand sich auch in der Duodenalbiopsie T. whipplei-DNA.
Therapie und Verlauf: Die Symptome waren
zunächst als entzündliche Systemerkrankung unklarer
Zuordnung interpretiert worden, und der Patient hatte wechselnde
Immunsuppressiva-Kombinationen erhalten. Die Beschwerden besserten sich
durch Glukokortikoide deutlich, im Verlauf zeigte sich aber ein
zunehmender Steroidbedarf. Erst durch den Nachweis von Tropheryma
whipplei konnte die Diagnose geklärt werden. Es erfolgte
eine antibiotische Therapie mit Ceftriaxon über 2 Wochen
und eine Erhaltungstherapie mit Cotrimoxazol für ein Jahr.
Im Verlauf kam es zu einer Remission der entzündlichen
Krankheitsaktivität, die unspezifische Begleitsymptomatik
besserte sich jedoch nur mäßig.
Folgerung: Bei unspezifischen Symptomen
mit Fieber, humoralen Entzündungskonstellation und unspezifischen
gastrointestinalen Symptomen sollte immer auch an einen Morbus Whipple gedacht
werden. Auch bei unspezifischen entzündlichen Veränderungen
im Duodenum sollte eine Tropheryma-whipplei-PCR durchgeführt
werden.
Abstract
History and clinical findings: Five
years ago a 52-year-old patient presented with arthritis of the
small and large joints. Further symptoms were relapsing fever, unspecific
gastrointestinal complaints with meteorism but no diarrhea, fatigue
and impaired concentration. Subsequently increasing lower back pain developed.
A lumbar-disc lesion was already known.
Investigations: Inflammatory markers
were elevated including leucocytosis. Gastroscopy with intestinal
biopsies and colonoscopy remained without pathologic findings. Whipple’s
disease was excluded, but unspecific lymphozyte infiltration of
the duodenal mucosa was described. Magnetic resconance imaging of
the lumbar spine showed spondylodiscitis in L3/4 which
was punctured, and polymerase chain reaction revealed Tropheryma
whipplei DNA. Retrospectively, this was also found in the intestinal
biopsies of three years ago.
Diagnosis, treatment and course: After
initial exclusion of Whipple’s disease an unspecific systemic
inflammatory disease had been presumed, and the patient had been
treated with immunomodulatory therapies in alternating combinations.
Steroids improved the symptoms but an increasing dosage of steroids
was required. After the detection of Tropheryma whipplei and diagnosis
of Whipple’s disease the patient received ceftriaxon for
a period of two weeks, subsequently cotrimoxazol for one year. Inflammatory
activity decreased but unspecific symptoms remained almost unaffected.
Conclusion: The differential diagnosis
in patients with fever, elevated inflammatory markers and gastrointestinal
symptoms must include Whipple’s disease. A Tropheryma whipplei
PCR from duodenal biopsies should be performed because of its higher
sensitivity compared to histology alone.
Schlüsselwörter
Morbus Whipple - Arthritis - Fieber - Polymerase-Kettenreaktion (PCR) - Duodenalbiopsie
Keywords
Whipple’s disease - arthritis - fever - polymerase chain reaction (PCR) - intestinal biopsy