Der Klinikarzt 2011; 40(06/07): 278
DOI: 10.1055/s-0031-1283106
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Wessen Stoffwechsel profitiert von einem gesunden Lebensstil? – Der gesunde Dicke und der kranke Dicke

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Publication Date:
20 July 2011 (online)

 
 

Neueste Daten aus der Wissenschaft belegen, dass die Fettleibigkeit weltweit ungebremst voranschreitet. Damit steigt auch das Risiko für die beiden häufigsten Stoffwechselstörungen, Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauferkrankungen. Parallel wachsen die Kosten für die Behandlung der Adipositas und ihrer Folgen, Präventionsmaßnahmen sind oft durch die geringen Ressourcen nur begrenzt durchführbar. Aber welcher Teil der Übergewichtigen ist besonders behandlungsbedürftig?

Wissenschaftler am Tübinger Universitätsklinikum untersuchen seit mehreren Jahren, in welchem Umfang Adipositas Stoffwechselerkrankungen zur Folge hat. Prof. Norbert Stefan und seine Kollegen konnten erstmals 2008 zeigen, dass 25-30% der Menschen mit Fettleibigkeit eine "gutartige" Adipositas hinsichtlich der Stoffwechselveränderungen aufweisen. Sie sind weniger gefährdet, eine Insulinresistenz und damit später auch einen Diabetes zu entwickeln. Dieses Ergebnis wurde mittlerweile von vielen Studien bestätigt.

Lebensstilumstellung nützt kranken Dicken mehr

Die Tübinger Gruppe konnte kürzlich zeigen, dass während einer 9-monatigen Lebensstilumstellung (Tübinger Lebensstil Interventionsprogramm – TULIP) die gesunden Dicken nicht wesentlich von einer Umstellung des Lebensstils (u.a. 3 Stunden körperliche Aktivität im Ausdauerbereich pro Woche, mehr Ballaststoff- und weniger Fettaufnahme mit der Nahrung) profitieren konnten [1]. Im Gegensatz dazu verbesserten sich die kranken Dicken hinsichtlich des Fettgehalts in der Leber und im Bauch und bei der Insulinresistenz, die den Hauptbestandteil der Stoffwechselerkrankungen ausmacht.

Allerdings hatten die kranken Dicken trotz dieser Verbesserungen nach der Lebensstilumstellung und einer geringeren Gesamtfettmasse weiterhin etwa doppelt so viel Fett in der Leber und im Bauch und waren entsprechend annähernd doppelt so insulinresistent wie die gesunden Dicken.


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Fazit

Die Autoren zogen daraus die Schlussfolgerung, dass man vor einer Lebensstilintervention die Teilnehmer hinsichtlich der Körperfettverteilung und Stoffwechselveränderungen genau charakterisieren sollte, um dann - bei den oft limitierten Ressourcen – jene Patienten mit dem höchsten Risiko für Stoffwechselerkrankungen intensiver betreuen zu können und ihnen gegebenenfalls eine medikamentöse Unterstützung anzubieten.


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