Rehabilitation (Stuttg) 2011; 50(04): 213
DOI: 10.1055/s-0031-1283196
Editorial
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Auswirkungen des Fallpauschalensystems im Akutsektor auf die Anschlussrehabilitation

Impact of the Acute-Sector DRG System on Early Post-Acute Rehabilitation
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Publication Date:
28 July 2011 (online)

Die medizinische Rehabilitation im Anschluss an einen Krankenhausaufenthalt (Anschlussrehabilitation oder Anschlussheilbehandlung) ist eine seit vielen Jahren ständig zunehmende Leistungsform. Ihr Anteil stieg beispielsweise in der gesetzlichen Rentenversicherung von 14% der medizinischen Leistungen zur Rehabilitation im Jahre 1995 auf 31% im Jahre 2009 an (Reha-Bericht der DRV 2011). Die Grundidee der Anschlussrehabilitation besteht darin, zeitlich nahe nach der Akutbehandlung im Krankenhaus die aktivierende, auf Wiederherstellung der funktionalen Gesundheit ausgerichtete, möglichst schon frühzeitig im Krankenhaus beginnende rehabilitative Behandlung intensiv fortzusetzen. Dabei sollte der Patient bereits wieder so selbstständig sein, dass er an den Rehabilitationsprogrammen aktiv teilnehmen kann.

Nun hat sich bekanntermaßen mit der Einführung des Fallpauschalensystems (G-DRG) im Akutsektor in den Jahren 2003/2004 die Situation für Rehabilitanden grundlegend geändert. Seitdem weist die Verweildauer im Krankenhaus – wie mit dem neuen Finanzierungssystem intendiert – eine abnehmende Tendenz auf [1]. Gleichzeitig wurde von den Experten der Rehabilitation (Leistungsträger wie Leistungserbringer) befürchtet, dass die Patienten zu früh aus dem Krankenhaus entlassen würden, sodass sie sich häufig noch nicht ausreichend an den aktivierenden Programmen der Rehabilitation beteiligen könnten. Die Erfahrungen mit den DRGs blieben zum Teil widersprüchlich und waren nicht unbedingt zu verallgemeinern.

Eine der wenigen Studien, die die Auswirkungen der DRG-Einführung im Krankenhaussektor auf die Rehabilitation untersucht haben, ist die von W. von Eiff und Mitarbeitern durchgeführte prospektive, multizentrische Studie (REDIA-Studie – Rehabilitation und Diagnosis Related Groups). Sie wurde in mehreren Erhebungsphasen über den langen Zeitraum von 2003 bis 2009 am Beispiel von Diagnosegruppen aus der Kardiologie (Bypass-OP, Myokardinfarkt) und der Orthopädie (Bandscheiben-OP, Knie- und Hüft-TEP) durchgeführt.

Nachdem bereits Zwischenergebnisse in unserer Zeitschrift (Rehabilitation 2007; 46: 74–81) veröffentlicht wurden, können wir den Lesern in dieser Ausgabe nun die abschließenden Ergebnisse präsentieren [2]. Diese konstatieren, dass sich die durchschnittliche Verweildauer im Krankenhaus tendenziell – je nach Indikation unterschiedlich – verkürzt habe. Bemerkenswert sei, dass der Anteil von Direktverlegungen – eigentlich der Idealfall – zurückging zu Gunsten einer längeren Übergangszeit. Im Ergebnis stellen die Autoren eine Verschlechterung des Patientenzustandes zu Beginn der Rehabilitation fest. Sie kommen zwar zu dem Ergebnis, dass die Therapieziele in der Rehabilitation zumeist erreicht werden. Dies sei aber der Studie zufolge darauf zurückzuführen, dass die medizinische, therapeutische und pflegerische Betreuung in der Rehabilitation erhöht und damit die Veränderung der Patientenstruktur durch die Einrichtungen kompensiert wurde, und zwar ohne dass sich dies bisher in den Vergütungen niedergeschlagen habe. Nach Ansicht der Autoren sollte eine weitere Verdichtung der Leistungsprozesse in der Rehabilitation unbedingt vermieden werden. Bei den Einrichtungen wird zudem weiterer Handlungsbedarf gesehen (z. B. Fortbildung und Maßnahmen bei der Wundversorgung). Unabhängig davon wird die Studie zu einer Versachlichung der Diskussion beitragen.

Neben der Studie zu den Auswirkungen des Fallpauschalensystems im Akutsektor enthält diese Ausgabe mehrere Beiträge, die sich mit der Perspektive von Rehabilitanden in verschiedenen Kontexten auseinandersetzen. Ein weiterer Beitrag enthält wiederum Empfehlungen zur Bewegungstherapie, diesmal bei Patienten mit Diabetes mellitus. Zudem werden spezielle Daten zur Sterblichkeit von Querschnittsgelähmten berichtet, die sich aus der Nachuntersuchung eines Unfallkrankenhauses ergeben haben.

Ihre Herausgeber

 
  • Literatur

  • 1 Reinhold T, Thierfelder K, Müller-Riemenschneider F, Willich SN. Gesundheitsökonomische Auswirkungen der DRG-Einführung in Deutschland – eine systematische Übersicht. Gesundheitswesen 2009; 71: 306-312
  • 2 von Eiff W, Schüring S, Greitemann B, Karoff M. REDIA – Auswirkungen der DRG-Einführung auf die Rehabilitation. Rehabilitation 2011; 50: 214-221