Zeitschrift für Palliativmedizin 2011; 12(04): 141
DOI: 10.1055/s-0031-1284761
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hämato-onkologische Erkrankungen – Palliativmediziner frühzeitig in die Behandlung einbeziehen

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Publication Date:
21 July 2011 (online)

 

Wenn bei Patienten mit hämatologischen Krebserkrankungen keine Heilungschancen mehr bestehen, wird erst viel später im Krankheitsverlauf mit der palliativen Versorgung begonnen als bei Patienten mit soliden Tumoren; oft sogar gar nicht. Manitta und Kollegen am St Vincent’s Hospital in Melbourne, Australien, suchten in der Fachliteratur nach Ursachen und Lösungen.
J Palliat Med 2010; 13: 1021–1025

Die Recherche – die Wissenschaftler benutzten dafür Datenbanken wie Medline und die Cochrane Library – ergab, dass eine rechtzeitige Überweisung an Fachkräfte der Palliativmedizin zum Teil deshalb ausbleibt, weil der Verlauf hämatoonkologischer Erkrankungen wenig vorhersagbar ist und das Endstadium sehr plötzlich eintreten kann. Zum Beispiel kann ein Knochenmarkversagen zu schweren Komplikationen (Sepsis, Blutungen) führen; betroffene Patienten benötigen dann innerhalb von Stunden eine palliative Versorgung.

Es gibt aber auch ein Paradigmenproblem: Palliativpflege wird häufig mit Sterbebegleitung gleich gesetzt, und selbst bei medizinischem Fachpersonal herrscht oft Unwissenheit über die Bandbreite der palliativen Medizin. Außerdem hat es bei der Behandlung gerade von hämatologischen Neoplasien in den letzten Jahren erhebliche medizinische und technische Fortschritte gegeben, und solange die krankheitsspezifischen Therapien greifen, wird ungern über palliative Maßnahmen gesprochen, um dem Patienten nicht den Mut zu nehmen.