Zusammenfassung
Fragestellung:
Die frühe Frühgeburt trägt zur perinatalen Morbidität und Mortalität erheblich bei.
Die Inzidenz konnte trotz aller Bemühungen der primären und sekundären Prävention
bei cervicaler Insuffizienz nicht gesenkt werden. In der großen Mehrheit findet sich
eine iatrogene Frühgeburt durch die Sectio caesarea nach ärztlicher Indikation. Im
Sinne der Versorgungsforschung haben wir die Abhängigkeit vom Level der Institution
die Prolongation der Schwangerschaften evaluiert
Methode:
Durch Evaluation unter Nutzung der Datenerhebung der HEPE aus den Jahren 1990–2009
(N=449 933) sind wir der Frage nachgegangen, ob es in Bezug auf die Latenzzeit zwischen
Krankenhausaufnahme wegen Zervixinsuffizienz und Geburtszeitpunkt eine Optimierung
durch die Versorgung in einem Perinatalzentrum gibt. Die Analyse erfolgte multivariat
in einem Kollektiv von 6 892 nach Ausschluss der Konfounder Plazentainsuffizienz und
mütterlicher Erkrankungen.
Ergebnis:
Im untersuchten Kollektiv fanden wir in Fällen der Krankenhausaufnahme wegen Zervixinsuffizienz
im Perinatalzentrum insgesamt eine Latenzzeit von 12,1 d. In der grundversorgenden
Klinik war die Latenzzeit bis zur Geburt kürzer (9,2 d). Allerdings war dieser Unterschied
nur bei Klinikaufnahme mit fortgeschrittenem Cervixbefund (Muttermund ≥ 3 cm) signifikant
(< 0,05).
Schlussfolgerung:
Die Versorgung von Frauen mit drohender früher Frühgeburt (< 34 + 0SSW) wegen Zervixinsuffizienz
ist im Bundesland Hessen gut regionalisiert. Die Versorgung bei Zervixinsuffizienz
vor 34 + 0 SSW erfolgt in der großen Mehrzahl im Perinatalzentrum. Im Falle des fortgeschrittenen
Zervixbefundes erfolgt die Geburt in der grundversorgenden Klinik nach kurzer Latenzperiode.
Das Ausmaß der Latenzprolongation bei Zervixstatus <3 cm erscheint unabhängig von
dem Level der Klinik. Bei insgesamt guter Versorgungsstruktur und Erreichbarkeit von
Perinatalzentren, sollte im einen Radius von 30 km die Zuweisung und der Krankentransport
zielgerichtet sein um die perinatale Initialversorgung zu optimieren.
Abstract
Introduction:
Premature birth due to cervical incompetence is a major obstacle of perinatal medicine.
While measures of prevention have been investigated, the mother should be transferred
to a perinatal centre when delivery<34 + 0 weeks is imminent. Delivery in the state
of Hesse in the large majority of case is perfomed by medically indicated CS: We evaluated
the potential prolongation of gestation in relation to the level of the institute.
Methods:
In order to evaluate the influence of the level of the obstetrical institute on the
prolongation of pregnancy we used the data set of the Hesse perinatal survey (HEPE)
of the years 1990 − 2009 (n=449 933). A multivariate analysis excluding the confounders
prematurity, IUGR, and maternal disease was performed to evaluate the relation of
prolongation of gestation to the level of care.
Results:
Admissions with imminent premature birth due to cervical incompetence were identified
in 6 892 cases. Overall prolongation until birth was 9.6 days. When the cervical incompetence
was<3 cm the difference between hospitals was not significant (12.7 vs. 13.1 d) days.
With the cervix ≥ 3 cm the period after admission was merly 0.6 day in level I hospitals
− thus significantly lower than in perinatal centres (6.5 days).
Conclusion:
In order to achieve optimal conditions at birth for very premature newborns the organisation
of perinatal care should aim at intrauterine transfer to a specialised perinatal
unit. A precondition is a health system with an adequate structure of perinatal centres
within 30 km in the case of obstetrical emergencies.
Schlüsselwörter
Cervixinsuffizienz - iatrogene Frühgeburt - Sektio caesarea - Regionalisierung
Key words
cervical incompetence - medically induced delivery - Casarean section - regionalisation