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DOI: 10.1055/s-0031-1291388
Einführung in die Diagnostik humanpathogener Pilze – Teil 4: Bestimmung ausgewählter Schimmelpilze
Introduction to the Diagnosis of Human Pathogenic Fungi – Part 4: Identification of Selected MouldsKorrespondenzadresse
Publication History
Publication Date:
06 February 2012 (online)
- Zusammenfassung
- Abstract
- Alternaria-, Stemphylium- und Ulocladium-Gruppe
- Gattung Alternaria
- Gattung Ulocladium
- Gattung Aspergillus
- Gattung Aureobasidium
- Gattung Geomyces
- Gattung Geotrichum
- Gattung Penicillium
- Gattung Scopulariopsis
- Gattung Verticillium
- Literatur
Zusammenfassung
Schimmelpilze sind schnell wachsende, stark sporulierende, vor allem in den oberen Schichten des Erdbodens, saprophytär lebende Mikroorganismen.
Bestimmte Schimmelpilze sind auch fakultative Parasiten und können bei Bestehen gravierender disponierender Faktoren Schimmelpilz-Mykosen beim Menschen hervorrufen. Diese opportunistisch-pathogenen Erreger gehören sehr unterschiedlichen systematischen Kategorien an. Es handelt sich dabei insbesondere um Vertreter der Familie Mucoraceae sowie der Gattungen Aspergillus und Scopulariopsis.
Die invasiven Schimmelpilz-Mykosen haben in den letzten Jahrzehnten vor allem aufgrund aggressiver Chemotherapie bei onkologischen Patienten, Organtransplantationen, Intensivtherapie und aggressiverer chirurgischer Eingriffe eine zunehmende Bedeutung erlangt und stellen mit ihren oft schweren Krankheitsbildern eine ernste Komplikation der Grundleiden dar.
Mit Ausnahme der Zygomyzetes bilden die meisten humanpathogenen Schimmelpilze keine sexuellen Fruchtformen und werden in einem künstlichen System der sogenannten „Fungi imperfecti“ (Deuteromycetes) zusammengefasst.
Die Schimmelpilze sind ubiquitär verbreitet und kommen infolgedessen auch relativ häufig als Verunreiniger auf den Nährböden im medizinisch-mykologischen Arbeitsbereich vor.
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Abstract
Moulds are fast-growing saprotrophic microorganisms that produce abundant spores and mainly live in the upper layers of the soil.
Some moulds are also opportunistic parasites and may cause mould infections in humans with significant predisposing risk factors. These opportunistic pathogens belong to different categories. The most important are the Mucoraceae family and the Aspergillus and Scopulariopsis genera.
Invasive mould infections have become more significant in recent decades above all as a result of aggressive chemotherapy in oncological patients, organ transplants, intensive therapy, and aggressive surgery. Often characterised by a severe clinical picture, these infections constitute a serious complication for patients.
With the exception of zygomycota, most moulds that are pathogenic for humans do not form sexual fruiting bodies and are classified as “fungi imperfecti” (deuteromycota).
Moulds are ubiquitous and are therefore common contaminants on culture media used in medical mycology.
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Alternaria-, Stemphylium- und Ulocladium-Gruppe
Typische Merkmale für diese, in ihrer Makro- und Mikrokultur ähnlich erscheinenden Alternaria-, Stemphylium- und Ulocladium-Arten sind vor allem der dunkle Habitus von Thalus ([Abb. 1] und [Abb. 2]) und Mikrostrukturen sowie die Bildung relativ großer, mehrzelliger, mauerähnlich septierter Konidien, sogenannter Porosporen ([Abb. 3]).
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Gattung Alternaria
Die Gattung Alternaria ist in der Natur weit verbreitet und umfasst etwa 30 Arten, die entweder als Saprophyten auf abgestorbenen Pflanzenresten oder als Parasiten auf Blättern und Früchten von Nutzpflanzen leben. Die medizinische Bedeutung dieser Schimmelpilze ist gering. Alternaria-Arten, insbesondere Alternaria tenuis, können beim Menschen gelegentlich allergische Reaktionen, z. B. Rhinitis oder Asthma bronchiale, hervorrufen.
Alternaria tenuis
Alternaria tenuis, die am häufigsten vorkommende Alternaria-Art, ist ein Phytoparasit. Sie tritt vor allem in der wärmeren Jahreszeit auf und wird dann nicht selten als unerwünschter Begleitkeim in Pilzkulturen nachgewiesen.
Makromorphologie: Ziemlich schnell wachsende Kolonien mit dunkelgrünem bis schwarzem, samt- oder rasenähnlichem Luftmyzel und schwarzer Kulturunterseite.
Mikromorphologie: Auf kurzen Konidiophoren stehen kettenförmig angeordnete, keulenförmige, olivgrüne bis gelbbraune Porosporen (10 – 14 × 20 – 50 µm) mit typisch mauerähnlicher Aufteilung. Im Gegensatz zu Ulocladium ist bei Alternaria der breitere Teil der Porospore dem Konidiophor zugewandt.
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Gattung Ulocladium
Die Schimmelpilze dieser bisher 9 Arten umfassenden Gattung sind in der Natur weit verbreitet und kommen vor allem im Erdboden und als Epiphyten auf verschiedenen Holzarten vor.
Ulocladium botrytis
Synonym: Macrosporium consortiale
Als Typspezies wird Ulocladium botrytis näher beschrieben, ein bevorzugt auf Eichenholz lebender Schimmelpilz.
Makromorphologie: Schnell wachsende, dunkelgraue bis dunkelgrau-goldbraune, manchmal radiär gefurchte Kolonien, mit lockerem, stellenweise etwas flockigem Luftmyzel und schwarzer Kulturunterseite. Der Kulturhabitus ist dem von Alternaria und Stemphylium sehr ähnlich.
Mikromorphologie: Im mikroskopischen Kulturpräparat findet man relativ kurze, gedrungen wirkende, dicht septierte, meist unverzweigte, gelb- bis goldbraune, infolge ihrer charakteristischen, artspezifischen Konidienbildung zickzackförmig wachsende Konidiophoren von 8 – 10 µm Länge.
Terminal wird von einer apikalen Zelle des Conidiophors eine Porospore gebildet. Anschließend wächst der Conidiophor zur Bildung neuer Conidien jeweils seitlich (sympodial) weiter.
Die ovalen bis eiförmigen, 11,5 – 18,5 µm großen Porosporen sind mit dem verjüngten Teil dem Konidiophor zugewandt und horizontal und vertikal septiert.
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Gattung Aspergillus
Synonym: Gießkannenschimmel
Diese besonders wichtige, vor allem in den Tropen weit verbreitete Gattung umfasst etwa 200 Arten. Viele Aspergillus-Spezies sind klassische Erdbodenbewohner und verfügen über eine relativ große thermische Breite. Ein konstantes Erregerreservoir dieser Pilze, insbesondere von Aspergillus fumigatus, findet sich infolgedessen auch relativ häufig in der Topferde von Zimmerpflanzen.
Gattungsmerkmale sind Konidiophoren mit einer endständigen, bläschenartigen Auftreibung (Vesicula), die einen einfachen oder doppelten Strahlenkranz aus flaschenförmigen Zellen (Phialiden) bildet, auf denen säulenähnlich vielgliedrige Konidienketten stehen.
Von klinisch-äthiologischer Bedeutung sind mindestens fünf verschiedene Aspergillus-Arten: Aspergillus (A.) fumigatus, A. flavus, A. nidulans, A. niger und A. terreus.
Aspergillus fumigatus ist die medizinisch weitaus wichtigste Aspergillus-Spezies und stellt in etwa 80 – 90 % der Fälle den Erreger dar. Die Infektionen erfolgen durch Inhalation konidienhaltiger Luft und sind nicht von Mensch zu Mensch übertragbar.
Aspergillus flavus
Dieser weit verbreitete Gießkannenschimmel ist Hauptproduzent von Aflatoxin B1. Die Aflatoxine sind vor allem lebertoxische und in subtoxischen Dosen karzinogen wirkende Mykotoxine.
Makromorphologie: Schnell wachsende Kolonien, anfangs mit weißer, wollartiger, später jedoch (infolge zunehmender Sporulation) gelbgrüner bis brauner, flockig-pelziger Oberfläche ([Abb. 4], [Abb. 5], [Abb. 6] und [Abb. 7]). Die Kulturunterseite ist gelb-bräunlich pigmentiert.
Mikromorphologie: Auf unterschiedlich langen Konidiophoren, mit einer ballonförmigen Vesicula (10 – 40 µm im Durchmesser) entwickeln sich aus ein- und zweireihig angeordneten Phialiden runde, rauwandige, farblose bis gelb-grüne Konidien (3,0 – 4,0 µm) ([Abb. 8]).
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Aspergillus fumigatus
Perfektes Stadium: Neosartoria fumigata
Synonym: Sartoria fumigata
Aspergillus fumigatus ist der häufigste Erreger von Mykosen der Lunge, des ZNS und anderer Organe. Beim Lungenaspergillom, der nicht invasiven, klassischen Form der Lungenaspergillose, siedeln sich die Pilze in bereits vorgebildeten Hohlräumen an und führen zu Ausbildung eines sogenannten „Fungus-(Pilz-)balles“. Vor allem bei immunsupprimierten Patienten kann sich jedoch daraus eine invasive Aspergillose entwickeln [1].
Makromorphologie: Schnell wachsende, anfänglich weiße, mit beginnender Konidienbildung jedoch grau-grünlich werdende Kolonien mit samtähnlicher, stellenweise flockiger Oberfläche ([Abb. 9 – 10] und [Abb. 12 – 14]). Die Kulturunterseite ist gelblich. Das Temperaturmaximum liegt bei etwa 45 °C.
Mikromorphologie: Die Konidiophoren bilden endständig eine keulenförmige Vesicula (20 – 30 µm im Durchmesser) mit nur einer einzigen Reihe von Phialiden (2 – 3 × 6 – 8 µm), die sich in Sporenketten mit überwiegend runden, grau-grünlichen, rauwandigen, ziemlich fest aneinanderhaftenden Conidien (2 × 3,5 µm) fortsetzen ([Abb. 11]).
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Aspergillus glaucus-Gruppe
Aspergillus glaucus umfasst eine ganze Gruppe verschiedener Aspergillus-Arten, u. a. Aspergillus amstelodami, Aspergillus repens und Aspergillus chevalieri.
Diese Schimmelpilze sind in der Natur weit verbreitet. Sie leiten die Zersetzung vieler organischer Stoffe ein, vor allem solcher mit hohem osmotischem Druck [2].
Makromorphologie: Schnell wachsende, blaugrün, gelbgrün, gelblich, rötlich oder bräunlich pigmentierte Kolonien mit samtiger, flockiger, pelziger oder granulös-staubiger, oft radiär gefurchter Oberfläche ([Abb. 15] und [Abb. 16]).
Mikromorphologie: Die langen bis sehr langen Konidiophoren gehen in eine kuppelförmige Vesicula mit ein- oder zweireihig angeordneten Phialiden über, die vielgliedrige Sporenketten runder, rauwandiger Konidien bilden ([Abb. 17]).
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Aspergillus niger
Verschiedene Aspergillus-Arten, vor allem jedoch Aspergillus niger, können sich gelegentlich im Bereich des äußeren Gehörgangs ansiedeln und die sogenannte Otomykose hervorrufen. Die Ohrspiegelung zeigt weißliche, manchmal rasenartige Beläge, die bei Lupenbetrachtung an der Oberfläche kugelige Gebilde – Aspergillusköpfchen – erkennen lassen [3]. Prädisponiert sind vor allem Patienten mit chronischem Gehörgangsekzem.
Makromorphologie: Die Kolonien wachsen schnell, anfangs wollartig, mit weiß-gelblichem Luftmyzel, später jedoch, vor allem in den zentralen Abschnitten (durch ausgeworfene Konidiosporen) feingranulär und schmutzig-grau bis ruß-schwarz ([Abb. 18 – 19] und [Abb. 22 – 24]).
Mikromorphologie: Die relativ kurzen Konidiophoren (200 – 400 µm lang und 7 – 10 µm breit) bilden abgesetzte, kreisrunde, dickwandige Vesikel (20 – 50 µm im Durchmesser) mit überwiegend zweireihig angeordneten Phialiden, an denen vielgliedrige Ketten runder, braunschwarz bis kohlschwarz gefärbter Konidien (2,5 – 4 µm im Durchmesser) entspringen, die anfangs glattwandig, später jedoch rauwandig sind ([Abb. 20] und [Abb. 21]).
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Gattung Aureobasidium
Aureobasidium pullulans
Perfektes Stadium: Guignardia pullulans
Synonym: Pullularia pullulans
Aureobasidium pullulans ist ein, vor allem im Erdboden und auf höheren Pflanzen, saprophytär lebender Schimmelpilz. Man züchtet ihn gelegentlich in Sputumproben und aus anderem, schon normalerweise keimhaltigen Untersuchungsmaterial [2].
Makromorphologie: Die mäßig schnell wachsenden, anfänglich hellrosa pigmentierten, weich-pastösen Kolonien werden allmählich fester und nehmen eine dunkle bis schwarze Verfärbung und lederähnliche Konsistenz an ([Abb. 25] und [Abb. 26]). Die Kulturunterseite ist schwarz.
Mikromorphologie: Aureobasidium pullulans bildet in der Hefephase ovale bis längliche Sprosszellen mit überwiegend bipolarer Sprossung. In der Myzelphase erfolgt die Konidienbildung beim jungen Myzel unmittelbar an der Zellwand, beim älteren Myzel, das aus annähernd rechtwinklig begrenzten, dickwandigen Zellen besteht, dagegen in kurzen „Keimschläuchen“, die mehrere, überwiegend längliche Konidien entlassen ([Abb. 27] und [Abb. 28]).
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Gattung Geomyces
In dieser Gattung sind 10 Arten zusammengefasst. Diese keratinophilen Schimmelpilze sind in der Natur weit verbreitet und kommen vor allem im Erdboden vor, wo sie Reste von Federn, Wolle und Tierhaaren als Nahrungsquelle verwerten. Im mikroskopischen Kulturpräparat findet man als vegetative Vermehrungsform außer Myzel sogenannte Aleuriosporen mit relativ breiter Basis, die entweder lateral an der Haupthyphe oder terminal an den Seitenhyphen inseriert sind.
Cave! Die Konidien dieser Gattung können sehr leicht mit denen von Trichophyton mentagrophytes verwechselt werden, da sie entlang den Hyphen und auch in typischen Traubenformen gebildet werden [4].
Geomyces pannorum
Synonym: Monilia geophila, Aleurisma carnis, Aleurisma guilliermondii, Chrysosporium pannorum
Geomyces pannorum ist nur sehr selten Erreger oberflächlicher Dermatomykosen. Als Saprophyt und Verunreiniger kommt diese Schimmelpilz-Spezies gelegentlich in Laboratoriumskulturen vor und erschwert die Auswertung.
Makromorphologie: Mäßig schnell bis schnell wachsende, anfänglich weiß-graue, später jedoch cremefarbene, glatte oder ausgeprägt faltige Kolonien mit teils puderigem, samtigem oder flockigem Luftmyzel ([Abb. 29]). Die Kulturunterseite ist gelb ([Abb. 30]).
Das Temperaturmaximum liegt bei etwa 37 °C.
Mikromorphologie: Die rundlichen bis birnenförmigen Aleuriosporen sind glatt- oder rauwandig und zumeist an den Hyphenspitzen inseriert. Ihre Größe beträgt 2 – 4 × 2 – 5 µm ([Abb. 31]).
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Gattung Geotrichum
In dieser Gattung sind außer Geotrichum candidum noch etwa 10 weitere Arten bekannt. Diese hefeähnlichen, in der Umwelt des Menschen weit verbreiteten Schimmelpilze weisen echte, septierte Hyphen auf, die sich durch Zerfall in annähernd rechtwinklig begrenzte Arthrosporen (Gliedersporen) vermehren.
Geotrichum candidum
Perfektes Stadium: Endomyces geotrichum
Synonym: Oospora lactis
Geotrichum candidum ist mit dem Milchschimmel Oidium lactis identisch. Wegen seines Vorkommens in Nahrungsmitteln, vor allem in Milchprodukten, tritt der Pilz im Sputum und Stuhl häufig als Verunreiniger auf [5]. Dieser Schimmelpilz kann auch gelegentlich auf der Basis schwerer Grundkrankheiten zu klinischen Erscheinungen führen. Die Infektionen finden dann im oralen, bronchialen, pulmonalen und intestinalen Bereich statt [6].
Makromorphologie: Schnell wachsende, flache, feuchte, glanzlose Kolonien von weichpastöser Konsistenz und einem relativ geringen grau-weißlichem Luftmyzel ([Abb. 32])
Mikromorphologie: Der Pilz bildet regelmäßig septierte (alle 8 – 12 µm), dünnwandige Hyphen (3 – 4 µm im Durchmesser), die in Arthrosporen zerfallen ([Abb. 33] und [Abb. 34]).
Der Pilz wächst ausgezeichnet auch auf Äthanol-Medien [7].
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Mucorales
Synonym: Köpfchenschimmel
Bei den Schimmelpilzen der Klasse Zygomyzetes unterscheidet man eine konidiale und eine perfekte Phase, mit einer besonderen Art der sexuellen Vermehrung, bei der jochförmige Zygosporen, sogenannte „Jochsporen“, aus zwei morphologisch identischen aber genetisch unterschiedlichen Gametangien gebildet werden.
Die Zygomyzetes umfassen die beiden Ordnungen Mucorales (Erreger von Mukormykose) und Entomophthorales (Erreger von Basidiobolus- und Entomophthoramykose).
Die Vertreter der Genera Mucor, Rhizomucor, Absidia sowie Rhizopus stellen in über 90 % der Fälle die Erreger von Mukormykose dar und gehören zur Familie der Mucoraceae.
Die Infektionen erfolgen durch Inhalation konidienhaltiger Luft. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch scheidet als Infektionsweg nahezu aus.
Die Mukorales oder „Köpfchenschimmel“ sind in der Natur weit verbreitet und kommen als Saprophyten vor allem in verrottetem organischem Material vor.
Mikroskopisch finden sich Sporangiophoren mit runden bis birnenförmigen Sporangien, die massenhaft mit Sporangiosporen angefüllt sind.
Das bläschenartig aufgetriebene, in das Sporangium hineinragende Ende des Sporangiophors, die sogenannte Columella, weist für manche Arten eine eigentümliche Form auf und ist bei den Absidia-Spezies durch eine lange, kegelförmige und bei den Rhizopus-Spezies durch eine kurze Apophyse (Erweiterung) mit dem Sporangienträger verbunden.
Köpfchenschimmel bilden ein schnellwachsendes, reichverzweigtes, schlauchartiges, meist unseptiertes Myzel. Ein typisches Merkmal für die Rhizomucor-, Absidia- und Rhizopus-Spezies sind außerdem wurzelartige Ausläufer im Bereich des vegetativen Myzels, die als „Rhizoide“ bezeichnet werden.
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Mucor mucedo
Dieser, in der Natur weit verbreitete, auf abgestorbener organischer Substanz saprophytär lebende, sogenannte „gemeine Köpfchenschimmel“ ist gelegentlich im Labor als Verunreiniger in Pilzkulturen zu finden. Bereits nach 1 – 2 Tagen kann bei 37 °C die ganze Kulturschale von einem weiß-grauen Luftmyzel ausgefüllt sein, sodass das Impfmaterial dann nicht mehr auswertbar ist.
Makromorphologie: Sehr schnell wachsende, weiß-graue Kolonien, mit hohem (mehrere cm!), lockerem, watteähnlichem Myzelgeflecht ([Abb. 35]). Die Kulturunterseite ist farblos.
Mikromorphologie: Charakteristische Mikrostrukturen sind meist verzweigte Sporangiophoren, mit schwärzlichgrauen, kugelrunden Sporangien, die mit Sporangiosporen (3 – 6 × 6 – 12 µm) angefüllt sind. Eine Apophyse fehlt stets ([Abb. 36]) [2].
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Absidia corymbifera
Synonym: Mucor corymbifer, Absidia lichtheimii, Lichtheimia corymbifera, Absidia ramosa
Absidia corymbifera ist der häufigste Erreger der pulmonalen Mukormykose und nach Nottenbrock (1969) mit Absidia ramosa identisch.
Makromorphologie: Schnell wachsende Kolonien mit üppigem, lockerem, watteartigem Luftmyzel. Der anfangs weiße, später jedoch graue Pilzrasen wird ca. 10 mm hoch ([Abb. 37] und [Abb. 38]). Die Kulturunterseite ist farblos.
Das Temperaturmaximum liegt bei etwa 48 °C.
Mikromorphologie: Im mikroskopischen Kulturpräparat findet man unterschiedlich lange, corymbiform verzweigte Sporangiophoren, die dem Stolon entspringen, mit halbkugeligen, rauchgrauen bis braunen Kolumellen (10 – 20 µm im Durchmesser), auf denen birnenförmige, farblose Sporangien sitzen, die überwiegend längliche, glatt- und dünnwandige, farblose bis hellgraue Sporangiosporen (2,5 – 5 × 3 – 6,5 µm) bilden ([Abb. 39]).
Die Kolumella ist bei dieser Schimmelpilz-Spezies durch eine für die Absidia-Arten typische kegelförmige Apophyse mit dem Sporangiophor verbunden.
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Rhizopus stolonifer
Synonym: Rhizopus nigricans
Rhizopus stolonifer ist die am häufigsten vorkommende, als „Brotschimmel“ bekannte, typische Pilzart dieser Gattung von Köpfchenschimmeln.
Makromorphologie: Die Kolonien wachsen schnell, anfänglich mit weiß-grauem, später jedoch grauem bis dunkelgrauem, hohem, lockerem, rasenähnlichem Luftmyzel ([Abb. 40]). Die Kulturunterseite ist farblos.
Das Temperaturmaximum liegt bei etwa 32 °C.
Mikromorphologie: Mikroskopisch charakteristisch sind einzeln oder in Büscheln über den Rhizoiden ([Abb. 42]) herauswachsende Sporangiophoren, die terminal in eine konische Kolumella mit kurzer, hammerförmiger Apophyse übergehen und überwiegend rundliche, schwarze Sporangien (150 – 200 µm im Durchmesser) bilden, die mit rundlichen bis ovalen, gefurchten („gestreiften“) und gewinkelten Sporangiosporen (9 – 12 × 7,5 – 8 µm) angefüllt sind ([Abb. 41]).
Von humanmedizinischer Bedeutung sind insbesondere Rhizopus (R.) oryzae, R. rhizopodiformis, R. microsporus, R. oligosporus und R. homothallicus.
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Gattung Penicillium
Synonym: Pinselschimmel
Diese Gattung umfasst über 200 Arten. Die Penicillien sind in der Natur weit verbreitet. Ihr Lebensbereich ist der Erdboden, der Kormus höherer Pflanzen, auch deren abgestorbene Bestandteile, da viele von ihnen zum Zelluloseabbau befähigt sind [2]. Gattungsmerkmale sind pinselartige Konidiophoren mit langen, parallel verlaufenden Sporenketten kleiner, einzelliger, rundlicher oder ovalerer Konidien.
Penicillium marneffei, der sogenannte „asiatische Pinselschimmel“, ist die einzige Penicillium-Spezies, die bisher als Krankheitserreger invasiver Mykosen beim Menschen in Erscheinung getreten ist. Prädisponiert sind insbesondere immunsupprimierte und HIV-infizierte Patienten.
Von Bedeutung sind vor allem jene Penicillium-Arten, die sich durch die Fähigkeit zur Bildung wichtiger, hochwirksamer antibakterieller und antimyzetischer Antibiotika (Penicillin und Griseofulvin) auszeichnen.
Unter den Pinselschimmeln gibt es auch eine Vielzahl toxinproduzierender Arten, z. B. Penicillium expansum und Penicillium italicum, die vor allem auf pflanzlichen Nahrungsmittelvorräten vorkommen und das Mykotoxin Patulin bilden [8].
Penicillium chrysogenum
Penicillium chrysogenum ist neben Penicillium notatum ein besonders guter Penicillinbildner Die biogene Leistung einzelner Stämme wurde durch Selektion von Mutanten erheblich gesteigert [2].
Makromorphologie: Schnell wachsende, gelb- bis blaugrüne, weißrandige Kolonien mit samtähnlicher, oft radiär gefurchter Oberfläche ([Abb. 43] und [Abb. 44]).
Die Kulturunterseite ist farblos bis gelb.
Mikromorphologie: Der Konidiophor (150 – 350 µm) verzweigt sich in 2 Primäräste (Rami), die wiederum je 2 – 5 Sekundäräste (Metulae) mit flaschenähnlichen Phialiden (2 – 2,5 × 4 – 6 µm) bilden, an denen vielgliedrige Sporenketten ovalerer, glattwandiger, gelbgrüner Konidien (2,8 – 3,5 × 3 – 4 µm) entspringen ([Abb. 45]).
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Penicillium marneffei
Synonym: Asiatischer Pinselschimmel
Die Penicilliosis marneffei kommt endemisch in Südostasien vor, vor allem im Norden Thailands. Die Infektionen erfolgen durch Inhalation sporenhaltiger Stäube und beginnen primär in der Lunge. Nach Disseminierung der Erreger auf hämatogenem Wege werden noch eine Reihe anderer Organe sowie die Lymphknoten und die Haut befallen.
Makromorphologie: Schnell wachsende, flache Kolonien, mit einem relativ geringen, weißlichem Luftmyzel. Der größere, submerse Teil des Thallus bildet auf der Kulturunterseite ein rötliches Pigment, das auch in den Nährboden diffundiert. Penicillium marneffei wächst bei 37 °C in hefeähnlichen Kolonien.
Mikromorphologie: Im mikroskopischem Präparat findet man pinselähnliche Konidiophoren mit je 3 – 5 Metulae und 4 – 7 Phialiden, die kurze Sporenketten ovalerer, glattwandiger Konidien bilden.
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Gattung Scopulariopsis
Die Gattung Scopulariopsis umfasst ca. 30 Arten. Scopulariopsis-Arten sind weit verbreitete, der Gattung Penicillium nahe stehende Schimmelpilze. Im mikroskopischen Kulturpräparat findet man relativ große Konidien, die von schmalen, flaschenähnlichen, terminal auf den Konidiophoren stehenden Phialiden kettenförmig hintereinander abgeschnürt werden.
Scopulariopsis brevicaulis
Synonym: Scopulariopsis hominis, Scopulariopsis rufulus, Penicillium brevicaulis
Scopulariopsis brevicaulis wird gelegentlich bei Onychomykosen, insbesondere der Großzehennägel nachgewiesen. Man kann heute annehmen, dass dieser Pilz in der Lage ist, auch den gesunden und nicht nur den vorgeschädigten Nagel zu befallen [9].
Makromorphologie: Schnell wachsende, oft zentral gewulstete Kolonien mit puderig-körniger, anfangs weißlicher, später jedoch leicht bräunlicher bis typisch zimtbrauner Oberfläche ([Abb. 46 – 47] und [Abb. 49 – 51]). Die Kulturunterseite ist gelblich-grau pigmentiert.
Mikromorphologie: Vom septierten Myzel entspringen relativ kurze Konidiophoren, sogenannte Annellophoren, mit endständig inserierten Phialiden, die runde, rauwandige, kettenförmig angeordnete Konidien (5 – 10 µm im Durchmesser) bilden ([Abb. 48]).
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Gattung Verticillium
Die Gattung Verticillium umfasst etwa 30 Arten. Die sogenannten Wirtelpilze sind in der Natur weit verbreitet und kommen häufig als Phytoparasiten auf Wald- und Obstbäumen sowie auf Nutzpflanzen vor.
Mikroskopisch typisch für die Wirtelpilze (Verticillium = Wirtel) sind insbesondere wirtelförmig angeordnete Phialiden, die rundliche bis ovale Konidien bilden.
Verticillium alboatrum
Dieser, vor allem während der Sommermonate vorkommende, typische Anflugkeim ist gelegentlich im Labor als Verunreiniger in Pilzkulturen zu finden.
Makromorphologie: Schnell wachsende, anfänglich weiße, später jedoch rosa bis rötlich-braun werdende Kolonien mit granulös-puderiger, oft radiär gefurchter Oberfläche ([Abb. 52] und [Abb. 53]).
Die Kulturunterseite ist rötlich-braun pigmentiert.
Mikromorphologie: Charakteristische Mikrostrukturen sind Konidiophoren mit Seitenverzweigungen und in Wirteln stehenden, schmalen, flaschenähnlichen Phialiden, an denen überwiegend ovale, einzellige Konidien entspringen ([Abb. 54]).
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Mykologisches Glossarium
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Literatur
- 1 Darai G, Handermann M, Sonntag HG, Tidona CA, Zöller L Hrsg. Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Heidelberg: Springer; 2009
- 2 Seeliger HPR, Heymer T. Diagnostik pathogener Pilze des Menschen und seiner Umwelt. Stuttgart: Thieme; 1981
- 3 Male O. Medizinische Mykologie für die Praxis. Stuttgart: Thieme; 1981
- 4 Refai M. Schimmelpilze differenzieren. Pilzdialog 1992; 2: 29-30
- 5 Gemeinhardt H Hrsg. Endomykosen. Stuttgart: Fischer; 1989
- 6 Kozlowska EA, Nuber D. Leitfaden der praktischen Mykologie. Berlin: Blackwell; 1996
- 7 Qadripur S-A. Pilze und Pilzerkrankungen. Stuttgart: Thieme; 1996
- 8 Rieth H. Pilzdiagnostik – Mykosentherapie (Sammelband). Melsungen: notamed; 1984
- 9 Grigoriu D, Delacretaz J, Borelli D. Lehrbuch der medizinischen Mykologie. Bern: Hans Huber; 1984
Korrespondenzadresse
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Literatur
- 1 Darai G, Handermann M, Sonntag HG, Tidona CA, Zöller L Hrsg. Lexikon der Infektionskrankheiten des Menschen. Heidelberg: Springer; 2009
- 2 Seeliger HPR, Heymer T. Diagnostik pathogener Pilze des Menschen und seiner Umwelt. Stuttgart: Thieme; 1981
- 3 Male O. Medizinische Mykologie für die Praxis. Stuttgart: Thieme; 1981
- 4 Refai M. Schimmelpilze differenzieren. Pilzdialog 1992; 2: 29-30
- 5 Gemeinhardt H Hrsg. Endomykosen. Stuttgart: Fischer; 1989
- 6 Kozlowska EA, Nuber D. Leitfaden der praktischen Mykologie. Berlin: Blackwell; 1996
- 7 Qadripur S-A. Pilze und Pilzerkrankungen. Stuttgart: Thieme; 1996
- 8 Rieth H. Pilzdiagnostik – Mykosentherapie (Sammelband). Melsungen: notamed; 1984
- 9 Grigoriu D, Delacretaz J, Borelli D. Lehrbuch der medizinischen Mykologie. Bern: Hans Huber; 1984