Transfusionsmedizin 2011; 01(01): 10-11
DOI: 10.1055/s-0031-1291897
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Immunthrombozytopenie – Romiplostim vs. Standardtherapie

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Publication Date:
23 September 2011 (online)

 

Die meisten medikamentösen Therapien zur Behandlung der Immunthrombozytopenie gehen mit schweren Nebenwirkungen einher. Eine Splenektomie wiederum kann Blutungen, Infektionen und Thrombosen zur Folge haben. Ob das Thrombopoetin-Mimetikum Romiplostim bei der Behandlung der Immunthrombozytopenie effektiver und sicherer ist als Standardtherapien, haben D. J. Kuter et al. nun in einer Studie untersucht.
N Engl J Med 2010; 363: 1889–1899

Die von Kuter et al. publizierte, randomisierte, kontrollierte 52-wöchige Studie fand an 85 Standorten in Nordamerika, Europa und Australien statt. 234 erwachsene Immunthrombozytopenie-Patienten ohne vorangegangene Splenektomie erhielten entweder eine Therapie, die sich an den Behandlungsstandards orientierte (n = 77), oder wöchentliche subkutane Injektionen mit Romiplostim (n = 157). Als primäre Endpunkte wählten die Autoren die Inzidenzen von Therapieversagen sowie Splenektomie. Sekundäre Endpunkte waren unter anderem die Rate der Thrombozytenreaktion (Thrombozytenzahl > 50 x 109 / l bei jeder Untersuchung), Sicherheit sowie die Lebensqualität.

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Hämatopoetisches und lymphatisches System (1999 Symbolbild, Quelle: Allgemeine und spezielle Pathologie, Hrsg. Riede, Werner, Schaefer, Thieme Verlag, Stuttgart)

Das Alter der Studienteilnehmer betrug im Mittel 57 Jahre. Bei der Romiplostim-Gruppe konnte im Vergleich zu der Gruppe mit Standardtherapie während der gesamten Behandlungsdauer eine höhere mittlere Thrombozytenzahl beobachtet werden. Patienten der Romiplostim-Gruppe zeigten darüber hinaus gegenüber Patienten der Standardtherapie-Gruppe eine 2,3-fach höhere Wahrscheinlichkeit für eine Thrombozytenreaktion (95 %-Konfidenzintervall 2,0–2,6; p < 0,001).

Innerhalb der Patientengruppe, die das Thrombopoetin-Mimetikum erhielt, betrug die Rate an Therapieversagen 11 % und innerhalb der Gruppe mit Standardtherapie 30 % (p < 0,001). Auch Splenektomien wurden bei Patienten der Romiplos-tim-Gruppe signifikant seltener durchgeführt (9 % vs. 36 %; p < 0,001).

Die Romiplostim-Gruppe wies im Vergleich zu der Standardtherapie-Gruppe geringere Raten an Blutungsereignissen, weniger Bluttransfusionen sowie eine deutlichere Verbesserung der Lebensqualität auf. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse traten bei 23 % der Patienten der Romiplostim-Gruppe auf und bei 37 % der Patienten, die gemäß der Behandlungsstandards therapiert wurden.

Fazit

Mit Romiplostim behandelte Patienten zeigen gegenüber Patienten, die eine Standardtherapie erhalten, höhere Thrombozytenreaktionsraten und sind weniger häufig von Therapieversagen und Blutungen betroffen, so das Ergebnis der Studie. Sie benötigen zudem seltener eine Splenektomie sowie Bluttransfusionen und haben eine höhere Lebensqualität.

Dr. Frank Lichert, Weilburg