Transfusionsmedizin 2011; 01(01): 13-14
DOI: 10.1055/s-0031-1291901
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Blutspenden – HBV-Detektion mittels Nukleinsäuretest?

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Publication Date:
23 September 2011 (online)

 

Die Identifizierung von Hepatitis-B-Viren (HBV) bei Blutspendern erfolgt durch den Nachweis von Hepatitis-B-Surface-Antigen (HBsAg) sowie Antikörpern gegen das Hepatitis-B-Core-Antigen (anti-HBc). Spender, die sich im Zeitfenster vor der Serokonversion befinden – aber positiv für HBV-DNA sind –, bleiben so unentdeckt. Stramer et al. haben nun untersucht, ob ein Nukleinsäuretest geeignet ist, solche Personen zu identifizieren.
N Engl J Med 2011; 364: 236–247

Rund 3,7 Mio. Blutspenden wurden mithilfe eines Nukleinsäuretestes untersucht. Dabei handelte es sich um einen 3-fach-Test zum Nachweis von HBV-DNA, HIV-RNA sowie HCV-RNA. Es erfolgte eine Identifizierung von HBsAg- und anti-HBc-negativen Blutspenden, die aber HBV-DNA aufwiesen. Die Autoren führten serologische, biochemische und molekulare Untersuchungen der HBV-DNA-positiven Proben durch, inklusive einer Testung von "Follow-up-Proben". Sofern möglich, nahmen sie Kontakt zu den Sexualpartnern der infizierten Spender auf, um auch deren Blut zu überprüfen.

Die Untersuchung der 3 694 858 Blutproben, entnommen von 2 137 275 Spendern, fand im Laufe des Jahres 2008 statt. Die Autoren identifizierten 9 Spender, die ein positives HBV-DNA-Ergebnis aufwiesen (1 von 410 540 Spenden). Von diesen 9 Spendern waren 6 gegen HBV geimpft. Bei diesen Personen kam es zu einer subklinischen Infektion mit anschließender Heilung. Von den HBV-DNA-positiven Spendern steckten sich 4 möglicherweise bei ihren chronisch infizierten Sexualpartnern an. Eine klinisch bedeutsame Leberschädigung trat bei 2 nicht geimpften Spendern auf. Im Gegensatz zu den nicht geimpften Spendern, die mit dem HBV-Genotyp A2 infiziert waren, ließen sich im Fall der geimpften Spender folgende Genotypen nachweisen: C2 (bei 1 Spender), A2 (bei 1 Spender), F1 (bei 1 Spender), B2 (bei 1 Spender) und Sequenzen von D und A2 (bei jeweils 2 Spendern). Unter den 75 Proben von seronegativen Spendern, die im Nukleinsäuretest reaktiv waren, befanden sich 26 mit bestätigter Infektion. Dabei handelte es sich um 9 HBV-, 15 HCV- und 2 HIV-Infektionen.

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Zusätzliche Testung auf HBV-DNA ermöglicht die Identifikation von positiven Spendern vor der Serokonversion.(Symbolbild, Quelle: emeraldphoto – Fotolia.com)
Fazit

Mithilfe des Nukleinsäuretestes gelang es, 9 seronegative, HBV-DNA-positive Blutspenden innerhalb des Zeitfensters vor der Serokonversion zu identifizieren. Dies entspricht einer Rate von einem positiven Ergebnis pro 410 540 Spenden. Die Hepatitis-B-Schutzimpfung erwies sich als effektiv bei der Verhinderung einer klinischen Erkrankung, eine Infektion konnte diese allerdings nicht abwenden.

Dr. Frank Lichert, Weilburg