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DOI: 10.1055/s-0031-1295329
Intraoperative Radiotherapie der Mamma – Die Kehrseiten der Medaille
Publication History
Publication Date:
25 October 2011 (online)
In der Geschichte der intraoperativen Radiotherapie (IORT) spielt die weibliche Brust bisher nur eine nachgeordnete Rolle. Die akzelerierte partielle Teilbrustbestrahlung (accelerated partial breast irradiation, APBI) während des chirurgischen Eingriffs ist erst vor etwa 10 Jahren in der Klinik eingeführt worden. Damals standen für diese Anwendung Elektronen zur Verfügung. Der vorgezogene Elektronenboost ist inzwischen an manchen Kliniken mehr oder weniger etabliert, er hat sich aber ebenso wie die Multikatheter- und die Ballonkathetertechnik nicht allgemein gegen den klassischen Elektronenboost durchgesetzt.
Die Situation hat sich geändert, seit ein komfortables mobiles System (INTRA-BEAMTM, Carl Zeiss Meditec AG) zur akzelerierten intraoperativen Behandlung der Mamma mit weichen Röntgenstrahlen (50 kV) zur Verfügung steht. Nicht akademische Einrichtungen haben bei der klinischen Erprobung der neuen Technik die Pionierarbeit geleistet. Dort wird dafür geeigneten Patientinnen seit einiger Zeit die IORT als Alternative zum Boost angeboten. Man hält es für möglich, dass künftig mindestens jede zweite brusterhaltend operierte Patientin mit Mammakarzinom für die IORT in Frage kommt. Seit kurzem wird die Behandlung auch in mehreren Universitätskliniken unter Studienbedingungen durchgeführt und getestet. Die entsprechenden Protokolle sind auf den Internetseiten der Institute für Strahlentherapie und Radioonkologie nachzulesen. Die Voten der nationalen Fachgesellschaften sind allerdings gespalten. ASTRO (American Society for Radiation Oncology) und ABS (American Society of Breast Surgeons) haben positive Stellungnahmen, die freilich nicht unwidersprochen geblieben sind, abgegeben, weil die Mehrzahl der Untersuchungen Einzelarmstudien oder aus anderen Gründen nicht verlässlich genug sind. DEGRO und ARO haben trotz der in Teilen günstigen Zwischenresultate laufender Studien (TARGIT-G, TARGIT-E) zu Vorsicht geraten. Sie begründen ihre Zurückhaltung mit dem Fehlen von Daten aus kontrollierten Untersuchungen mit ausreichender Nachbeobachtungszeit. Doch dieser Mangel ist nur eine Kerbe in der Kehrseite der Medaille. Es gibt noch andere.