Rofo 2011; 183(12): 1102
DOI: 10.1055/s-0031-1295627
Brennpunkt
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kognitive Störungen – Bessere Prognosevorhersage mittels MRT möglich

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Publication Date:
05 December 2011 (online)

 

Auch geringe Störungen der kognitiven Funktion gehen mit einem erhöhten Alzheimerrisiko einher, wobei die jährliche Konversionsrate zwischen 15 und 20 % liegt. L. K. McEvoy et al. gingen nun der Frage nach, ob ein MRT des Gehirns zur Prognoseabschätzung beitragen kann.
Radiology 2011; 259: 834–843

Für die Studie begutachteten die Autoren MRT-Untersuchungen, die zwischen August 2005 und Oktober 2010 durchgeführt worden waren, und glichen sie mit klinischen Verlaufsdaten ab, die bis November 2010 verfügbar waren. Grundlage bildeten 317 Patienten mit leichten kognitiven Störungen, 164 Patienten mit Morbus Alzheimer und 203 gesunde Kontrollen. Die Autoren führten an den Aufnahmen volumetrische Messungen unterschiedlicher Hirnregionen durch, die sie im zeitlichen Verlauf beobachteten. Anhand der Ergebnisse von Patienten und Kontrollen errechneten die Autoren individuelle Risiko-Scores für die Progression einer milden Kognitionsstörung in einen Morbus Alzheimer. Das Konversionsrisiko wurde dabei als kontinuierliche Funktion der Risiko-Score-Perzentile abgeschätzt und als Odds Ratio (OR) für das höchste und das niedrigste Quartil errechnet.

Legte man den Risiko-Score der Eingangsuntersuchung zugrunde, hatten Personen im höchsten Quartil gegenüber denen im niedrigsten Quartil ein signifikant erhöhtes Risiko, eine Alzheimer-Demenz zu entwickeln (OR 7,2). Die individuellen 1-Jahres-Risiken hierfür variierten zwischen 3 und 40 %. Berücksichtigte man die 1-Jahres-Veränderungen in den globalen und regionalen Hirnvolumina, ließ sich die Risikoabschätzung signifikant verbessern. Die Wahrscheinlichkeit, im folgenden Jahr an einer Alzheimer-Demenz zu erkranken, variierte nun zwischen 3 und 69 % mit einer OR von 12,0 zwischen dem höchsten und niedrigsten Quartil der Scores.

Fazit

Im Verhältnis zur Risikoabschätzung, an einer Alzheimer-Demenz zu erkranken, die auf der klinischen Diagnose einer geringen kognitiven Störung beruht, können Messungen der Hirnvolumina in MRT-Untersuchungen die patientenspezifischen Risikoabschätzungen signifikant verbessern, so die Autoren.

Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen