Zeitschrift für Komplementärmedizin 2012; 4(2): 46-47
DOI: 10.1055/s-0031-1298343
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Vier Fachleute – vier Behandlungsstrategien – Behandlungsstrategien bei Fettleber

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Publication Date:
29 March 2012 (online)

Phytotherapie

Die Phytotherapie kennt verschiedene für die Behandlung der Fettleber geeignete pflanzliche Drogen. Sie wirken entweder insbesondere hepatoprotektiv oder sollen über die Anregung der Verdauungssäfte die Dysbiose des Darms günstig beeinflussen. Klinische Studien liegen für die Indikation Fettleber nicht vor.

Silymarin ist ein aus Mariendistelfrüchten (Cardui mariae fructus) isolierter Flavonolkomplex, es wurden antihepatotoxische und regenerationsfördernde Effekte nachgewiesen. Tagesdosis: initial 400 mg, als Erhaltungsdosis werden mind. 200 mg empfohlen. Nebenwirkungen: In Einzelfällen wird ein leicht laxierender Effekt beschrieben. Bei Dialysepatienten sollte Silymarin nur im dialysefreien Intervall verabreicht werden.

Standardisierte Extrakte aus Artischockenblättern (Cynarae folium) wirken hepatoprotektiv, da sie nachweislich antioxidative Eigenschaften besitzen, die Leberperfusion steigern und die Leberzellteilung stimulieren. Sie wirken durch Stimulation der Cholerese zudem normalisierend auf die Fettverdauung. Tagesdosis: ca. 1320 mg Extrakt, je Einzeldosis mind. 300 mg. Der Heilpflanzensaft ist ebenfalls für die Therapie geeignet. Kontraindikationen: Allergien gegen Artischocken und andere Korbblütler.

Auch bei den Cholagoga existieren kaum klinische Studien. Verwendet werden z. B. Curcumawurzelstock (Curcumae longae rhizoma) bzw. javanische Gelbwurz (Curcumae xanthorrhizae rhizomae). Sie eignen sich beide gut zur Langzeitbehandlung und können als Tee oder Fertigarzneimittel verwendet werden. Kombinationen mit anderen choleretischen Drogen sind sinnvoll.

Löwenzahnwurzel mit -kraut (Taraxaci radix cum herba) ist aufgrund der enthaltenen Bitterstoffe ein sehr gutes Cholagogum und als Tee, Tinktur oder Frischpflanzenpresssaft erhältlich. Wegen der leicht diuretischen Wirkung sollte es allerdings nicht abends eingenommen werden.

Pfefferminzöl (Menthae piperitae aetheroleum) wirkt spasmolytisch. Es sollte in magensaftresistenten Kapseln eingenommen werden, da es v. a. in höheren Dosierungen (ab 100 mg) Sodbrennen oder abdominelles Unwohlsein verursachen kann. Es kann gut mit anderen Phytotherapeutika kombiniert werden, z. B. Fenchelfrüchten, Kümmelfrüchten oder Wermutkraut.

Die schwarze Rettichwurzel (Raphani sativi radix) tonisiert die Gallenwege und kann als Frischpflanzenpresssaft eingenommen werden (10–20 ml vor jeder Mahlzeit). Wegen der enthaltenen Senföle ist von einer Dauereinnahme jedoch abzuraten, zudem verursacht schwarze Rettichwurzel bei manchen Patienten Sodbrennen und Aufstoßen.

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Prof. Dr. med. habil. Karin Kraft