Aktuelle Rheumatologie 2012; 37(03): 161-167
DOI: 10.1055/s-0031-1301345
Übersichtsarbeit
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Körperliche Aktivität und Sport bei Rheumatoider Arthritis

Physical Activity, Sports and Rheumatoid Arthritis
O. Schultz
1   Universitätsklinik Köln, Medizinische Klinik II, Köln
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
08. März 2012 (online)

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Zusammenfassung

Die rheumatoide Arthritis ist gekennzeichnet durch chronisch entzündliche und destruktive Gelenkveränderungen, die in Kombination mit den metabolischen und kardiovaskulären Folgen der systemischen Entzündungserkrankung zu einem Verlust von Muskelmasse, Kraft und Ausdauer führen. Die resultierende körperliche Inaktivität bei etwa 80% der Patienten mit rheumatoider Arthritis führt wiederum zu einer Verschlechterung der Grunderkrankung und zu metabolischen Folgeerkrankungen wie Diabetes, Adipositas und Osteoporose sowie einer kardiovaskulären Risikokonstellation mit signifikant erhöhter Mortalität. Auch die neuen Therapiestrategien der Biologika-Ära können trotz ihrer Erfolge bezüglich einer optimierten Krankheitskontrolle diese Problematik nicht adäquat lösen. Allerdings bieten sie erstmals realistische Optionen, auch die Patienten mit chronisch-rheumatischen Erkrankungen frühzeitig und dauerhaft an einer körperlichen Trainingstherapie teilnehmen zu lassen. Die Bedeutung der körperlichen Aktivität bezüglich der Prävention und Behandlung der häufigsten Erkrankungen ist zwar unbestritten, aber im klinischen Kontext deutlich unterbewertet. Auch bei der rheumatoiden Arthritis ist das Potenzial eines sportlichen Trainings weitgehend ungenutzt. Die aktuelle Studienlage dokumentiert eine Verbesserung der Muskelkraft, Ausdauer und Beweglichkeit ohne nachteilige Effekte auf die Krankheitsaktivität oder eine direkte strukturelle Schädigung der Gelenke. Obwohl die Langzeitdaten bezüglich der Beeinflussung metabolischer und kardiovaskulärer Folgeerkrankungen noch unzureichend sind, ist unter den Bedingungen der modernen Rheumatherapie eine strukturierte, frühzeitig beginnende und dauerhafte Trainingstherapie als sicher und effektiv zu bewerten. Ein kombiniertes, dynamisches Training von Kraft, Ausdauer und Flexibilität, individuell angepasst an die Krankheitsaktivität und den Fitnesszustand ist als integrative Maßnahme des Therapiekonzeptes zu empfehlen.

Abstract

Rheumatoid arthritis as anarcheotype of chronic inflammatory disease with significant metabolic and cardiovascular impacts proceeds the progressive loss of muscle mass, strength and endurance. The physical inactivity, affecting most patients with rheumatoid arthritis, results in an impaired course of the disease itself, metabolic comorbidities such as diabetes, obesity and osteoporosis as well as a serious cardiovascular risk with increased mortality. In spite of their impressive clinical achievements, the innovative treatment strategies of the biological era are not sufficient to solve these problems. Nevertheless, they offer unique opportunities for patients with chronic rheumatic diseases to participate early and for the long-term in physical exercise. The preventive and curative potential of physical activity for most diseases is beyond dispute, however, it is considerably underestimated in the clinical context. The feasibility of an intensive physical exercise for patients with rheumatoid arthritis is almost ignored so far, although all studies reveal an enhancement of strength and fitness without negative impacts on joint structure or disease activity. Significant data concerning the long-term metabolic and cardiovascular effects are still lacking, however an early and continuous physical training in the context of a modern therapeutic strategy can be considered advantageous and safe for almost all patients with rheumatoid arthritis. An ideal concept would be the integration of a dynamic and combined training of strength, aerobic fitness and flexibility tailored for the particular disease activity and fitness status into the therapeutic scheme and lifestyle of the patient.