Aktuelle Neurologie 2012; 39(05): 219
DOI: 10.1055/s-0032-1305073
Editorial
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Neurologie und Sport

Neurology and Exercise
C. D. Reimers
Klinik für Neurologie, Zentralklinik Bad Berka
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Publication Date:
12 June 2012 (online)

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Prof. Dr. med. Carl D. Reimers

Es ist inzwischen durch viele epidemiologische Studien belegt, dass regelmäßige körperliche Aktivität geeignet ist, das Risiko zahlreicher Erkrankungen zu senken oder diese nach deren Auftreten positiv zu beeinflussen. Wichtige Beispiele sind die Adipositas, arterielle Hypertonie, chronische Herzinsuffizienz, chronische obstruktive Lungenerkrankungen, der Diabetes mellitus, Dyslipidämien, die koronare Herzkrankheit, das metabolisches Syndrom, die periphere arterielle Verschlusskrankheit und wahrscheinlich verschiedene Karzinome und die Osteoporose [1]. Am 21.9.1912 fand der erste sportmedizinische Kongress der Welt im Thüringischen Wintersportort Oberhof statt. Gleichzeitig gründete man das „Deutsche Reichskomitee zur wissenschaftlichen Erforschung der Leibesübungen“. Dieser Termin bestimmt den Beginn einer organisierten Sportmedizin weltweit. Deutschland gilt seitdem international als Mutterland der Sportmedizin. 1924 erfolgte eine Umbenennung in „Deutscher Ärztebund zur Förderung der Leibesübungen“. 1933 entstand die offizielle Bezeichnung „Deutscher Sportärztebund“. 1999 schließlich wurde die Gesellschaft in „Deutsche Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention (DGSP)“ umbenannt [2].

Das 100. Gründungsjubiläum ist Anlass, die Bedeutung der körperlichen Aktivität und des Sports als dessen meist gesundheitsorientierte Form für verschiedene medizinische Fachdisziplinen in Form von Themenheften konzentriert darzustellen. Eines dieser Gebiete ist die Neurologie. Epidemiologische Studien sprechen dafür, dass das Risiko des Auftretens häufiger und schwerer neurologischer Erkrankungen durch regelmäßige körperliche Aktivität reduziert werden kann. Dazu zählen Schlaganfälle, kognitive Störungen einschließlich Demenz, vielleicht auch die Parkinson-Krankheit und Migräne. Bei anderen Erkrankungen lässt sich durch Sport eine Funktionsverbesserung erreichen. Dazu zählt die Multiple Sklerose. Andererseits können neurologische Funktionsstörungen zu motorischen Einschränkungen und damit zu einer eingeschränkten Sportfähigkeit führen. Ein Beispiel sind bestimmte Epilepsieformen. Patienten, die krankheitsbedingt in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, laufen Gefahr, die eingangs erwähnten Folgen mangelnder körperlicher Aktivität zu entwickeln.

Ziel muss es sein, den Patienten trotz ihrer Erkrankung eine möglichst große Mobilität einschließlich Sport zu ermöglichen. Aus gleichem Grunde sind alle Restriktionen, die den Patienten (z. B. bei Epilepsie) auferlegt werden, sehr kritisch zu prüfen. Schließlich kann es allerdings auch durch sportliche Aktivitäten zu neurologischen Funktionsstörungen kommen. Ein Beispiel sind periphere Nervenverletzungen. All diese Aspekte werden in 2 Themenheften der Aktuellen Neurologie ausführlich dargestellt. Es wird deutlich, wie viele Berührungspunkte die Neurologie und Sportmedizin haben.