Neuroradiologie Scan 2012; 02(02): 88-89
DOI: 10.1055/s-0032-1309313
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Intrakranielle Arterienstenose: Angioplastie als sicherste Methode zur interventionellen Revaskularisation?

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Publication Date:
11 April 2012 (online)

Bei intrakraniellen Arterienstenosen kommt sowohl die reine Angioplastie als auch die Versorgung mit Stents zum Einsatz. An einem US-amerikanischen Zentrum (Borgess Medical Center) wurden mit Angioplastie, Ballon-unterstützten Stents (BMS) und Wingspan-Stents (WS) 3 verschiedene Revaskularisierungsmethoden anhand von eigenen Register-Daten verglichen.

Die Komplikationsrate und Effektivität von intrakranieller Angioplastie und Stent-Versorgung ließ sich bisher aufgrund verschiedener Methoden, Techniken und unterschiedlich langer Beobachtungszeiten kaum vergleichen.

In der vorliegenden Studie (Borgess Medical Center-Intracranial Revascularisation Registry) nutzten die Autoren die Möglichkeit, retrospektiv monozentrische Ergebnisse aller 3 Methoden zu vergleichen. Innerhalb des Studienzeitraums wurde die bis 2005 als Standardmethode geltende Angioplastie weitestgehend durch die Einführung der sogenannten Wingspan-Stents verdrängt. Primärer Endpunkt dieser Untersuchung war die Schlaganfallrate innerhalb von 30 Tagen nach dem Eingriff. Sekundärer Endpunkt war die Schlaganfallrate nach 30 Tagen (nach 1 – 88 Monaten) – außerdem wurden technischer Erfolg der Methode, Dissektion, Restenose- und Okklusionsrate erfasst und lokale und morphologische Charakteristika der Läsionen in Bezug zum Therapieausgang verglichen.

Die Autoren konnten die Registerdaten von 140 Patienten mit 159 Läsionen auswerten, die sich im Zeitraum von 2002 bis 2009 konsekutiv einer intrakraniellen Revaskularisation unterzogen. Alle Patienten waren symptomatisch, über 40 Jahre alt, erlitten mindestens 1 Tag vor Aufnahme eine TIA (transitorische ischämische Attacke) oder einen Schlaganfall und wurden mit der Kombination aus ASS und Clopidogrel behandelt. Insgesamt wurden 209 Interventionen durchgeführt, davon waren 89 Angioplastien, 47 BMS und 73 WS. Die Stenosegrade variierten zwischen 50 – 100 %.

Die Gesamtrate an Schlaganfällen innerhalb von 30 Tagen nach Intervention betrug 12,9 %. Der Angioplastie-Arm zeigte die geringste Rate mit 4,5 % und der WS-Arm die höchste Rate an Schlaganfällen mit 24,7 %. Dazwischen lag der BMS-Arm mit 10,7 %. Der Unterschied zwischen dem Angioplastie- und dem WS-Arm war statistisch signifikant (p = 0,0002). Die Schlaganfall-Rate nach dem 30. Tag lag bei 9 %. Als ungünstig für den Therapieausgang erwiesen sich lokale und morphologische Faktoren wie betroffene Perforans-Arterien, exzentrische Läsionen und Arteriendissektion nach Intervention. Am häufigsten kam es im WS-Arm zu Dissektionen (28,8 %), gefolgt vom Angioplastie-Arm (19,1 %) und BMS-Arm (17,0 %)

Ein technischer Revaskularisations-Erfolg wurde bei 58,4 % der Angioplastien, bei 81,3 % der BMS und bei 94,4 % der WS dokumentiert. Im Angioplastie-Arm wurde mit 28,2 % die höchste Restenose-Rate festgestellt, gefolgt vom WS-Arm (13,3 %) und BMS-Arm (5,8 %). Die Lokalisation hatte keinen Einfluss auf die Restenose-Rate.