Neuroradiologie Scan 2012; 02(02): 91
DOI: 10.1055/s-0032-1309317
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Tumoren der Hirnrinde: Präoperatives Funktions-MRT ist dem strukturellen MRT überlegen

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Publication Date:
11 April 2012 (online)

Die verlässliche Bildgebung der funktionalen sensomotorischen Hirnareale im Tumor-Grenzbereich spielt für die Planung eines funktionserhaltenden chirurgischen Eingriffs eine wesentliche Rolle. Die Neuroradiologin M. Wengenroth von der Universität Heidelberg und Mitarbeiter untersuchten deshalb den potenziellen diagnostischen Nutzen des präoperativen funktionalen MRT (fMRT) im Vergleich zu den Detail-Analysen struktureller MRT-Daten.

Die intraoperative Abbildung der Hirnfunktion mittels der Elektrokortikografie (ECoG) oder dem Monitoring abgeleiteter sensorischer evozierter Potenziale sind als Standardverfahren zwar anerkannt. Jedoch kann das fMRT als non-invasives Verfahren im Gegensatz zu diesen invasiven Verfahren die gleichen präoperativen diagnostischen Informationen mit einem vertretbaren Aufwand liefern. Das fMRT berechnet die Hirnaktivität durch die Detektion lokaler hämodynamischer Veränderungen in funktionalen Bereichen, die als Orientierungspunkte dienen.

Die strukturelle MRT-Analyse wird mithilfe von mehreren bekannten kontrastverstärkten anatomischen Orientierungspunkten (z. B. „Hand-Knopf“ als Repräsentation des motorischen Handbereichs) ermittelt. Die diagnostische Genauigkeit kann jedoch durch anatomische Variabilität oder verdrängende bzw. infiltrativ wachsende Tumormassen beeinträchtigt sein. Das bisher noch nicht leitliniengerechte, aber häufig eingesetzte fMRT sollte deshalb mit der strukturellen MRT-Analyse zur Beurteilung der klinischen Wertigkeit verglichen werden.

Die standardisierte präoperative funktionale und strukturelle Bildgebung wurde bei einer Feldstärke von 1,5 T bei 77 Patienten (42 Frauen und 35 Männer im mittleren Alter von 51, Bereich 16 bis 80 Jahre) mit zerebralen Raumforderungen durchgeführt, die bei den meisten Patienten mit motorischen oder sensorischen Defiziten einhergingen. In 18 Fällen lag ein Astrozytom, in 19 ein Glioblastom und in 17 Metastasen zugrunde. Die Zentralregion beider Hemisphären wurde durch 6 morphologische und 3 funktionale Orientierungspunkte eingestellt.

Das fMRT ermöglichte die zuverlässige Lokalisation der motorischen Handregion signifikant häufiger als die strukturelle MRT-Analyse (76 im Vergleich zu 66 von 77 Patienten; p < 0,002). Zusätzliche diagnostische Informationen ergab das fMRT auch in den Arealen, die Zunge und Fuß repräsentieren (bei 96 bzw. 97 % aller Patienten). Die fMRT-basierte präoperative Risiko-Nutzen-Bewertung korrelierte zu 88 % mit einem positiven postoperativen Ausgang.