Neuroradiologie Scan 2012; 02(02): 92
DOI: 10.1055/s-0032-1309318
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Asymptomatische Pinealzysten: Neurochirurgische Beurteilung und MRT-Verlaufsbeobachtung bei Erwachsenen nicht zwingend erforderlich

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Publication Date:
11 April 2012 (online)

Seit Einführung der MRT werden Pinealzysten in zunehmendem Maße entdeckt und sind gegenwärtig ein häufiger Nebenbefund in Studien mit bildgebenden Verfahren. Zur Häufigkeit, klinischen Relevanz und Behandlung von Pinealzysten ist aber bisher wenig bekannt. Die Neurochirurgen WN Al-Holou und Mitarbeiter von der Universität Michigan, USA, untersuchten deshalb retrospektiv aus einer Serie von 48417 erwachsenen Patienten, bei denen ein zerebrales MRT durchgeführt wurde, im Zeitraum von 1997 bis 2009 alle Befunde mit Pinealzysten mit dem Ziel, ein besseres Verständnis über den klinischen Verlauf zu erlangen und die altersabhängige Prävalenz abzuschätzen.

Die Prävalenz bei intrakranieller Bildgebung wird laut Studien mit 1 – 4 % angegeben. Auch wenn die Zysten allgemein asymptomatisch verlaufen, wird ein großer Anteil davon zur klinischen Beurteilung an Neurochirurgen überwiesen. Nur gelegentlich werden Pinealzysten von Symptomen, wie Kopfschmerzen, Hydrozephalus, extraokulären Bewegungsstörungen oder einem Parinaud-Syndrom, begleitet.

Im Rahmen der Studie wurden bei 478 Patienten (1 %, 162 Männer und 316 Frauen, mittleres Alter: 40,1±14,5 Jahre) Pinealzysten mit einer Größe von > 5 mm im Durchmesser entdeckt. Von diesen wurden 151 Patienten selektiert, bei denen der Verlauf über mindestens 6 Monate (mittleres Intervall: 3,4±2,9 Jahre) beobachtet werden konnte. Die höchste Prävalenz von 2 % boten die Erwachsenen im Alter von 19 – 30 Jahren, während die Häufigkeit mit zunehmendem Alter deutlich abnahm (p = 0,00001). Bei Frauen wurden Pinealzysten deutlich häufiger als bei Männern diagnostiziert (p = 0,0001).

Im Verlauf der Nachsorge mit MRT-Bildgebung blieben von den 151 Patienten mit Pinealzyste 124 Zysten unverändert, 4 Zysten zeigten eine Größenzunahme und 23 Zysten eine Größenabnahme. Zysten, die zum Zeitpunkt der Erstdiagnose größer waren, hatten eine höhere Tendenz, im Verlauf des Beobachtungsintervalls an Größe abzunehmen (p = 0,004). Veränderungen der Zysten im Verlauf waren nicht abhängig vom Geschlecht oder Alter der Patienten oder von vorhandenen Septierungen innerhalb der Zysten zum Zeitpunkt der Diagnose.

Die zum Zeitpunkt der Diagnose beobachteten Symptome, wie Kopfschmerzen, Ophthalmoplegie und Hydrozephalus, wurden nicht mit der Pinealzyste in Zusammenhang gebracht. Im gesamten Verlauf traten keine neuen Symptome auf.