Neuroradiologie Scan 2012; 02(02): 96-97
DOI: 10.1055/s-0032-1309325
Aktuell
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Prognosefaktoren bei duralen Fisteln des Sinus cavernosus

Further Information

Publication History

Publication Date:
11 April 2012 (online)

Die duralen Sinus-cavernosus-Fisteln (CS-dAVF) haben als gutartige Gefäßerkrankungen meistens einen günstigen Verlauf. Häufig tritt eine spontane Rückbildung ein. In den übrigen Fällen ist eine arterielle, venöse oder kombinierte endovaskuläre Embolisation überwiegend erfolgreich. Aber die Remissionszeit ist sehr unterschiedlich, es gibt Rezidive, und auch paradoxe Verläufe mit erneuten klinischen Beschwerden trotz gelungener Embolisation kommen vor. Jung et al. analysierten retrospektiv die Verläufe von 76 Patienten mit dem Ziel, prognostische Kriterien herauszuarbeiten.

51 Frauen und 25 Männer waren durchschnittlich 59 Jahre alt. Die Patienten hatten seit 1 bis 108 Wochen unterschiedlich starke Beschwerden. Eine orbitale Symptomatik war am häufigsten. Meistens lag ein unilateraler Befund vor (73,7 %). Nach der Klassifikation von Barrow hatten 85,5 % einen Typ D. Mit dem Suh-Schema wurden außerdem die proliferative (57,9 %), restriktive (26,3 %) und spät-restriktive Variante (15,8 %) differenziert. Durchschnittlich bestanden 2 venöse Abstromwege. 17 Patienten (22,4 %) wiesen einen Reflux in das kortikale venöse System auf.

Die Embolisation war bei 11,8 % der Patienten nicht erfolgreich mit unveränderten oder progredienten Beschwerden. Risikofaktoren hierfür waren ein spät-restriktiver Subtyp und ein residueller Shunt. 41,7 % mit signifikantem Restfluss hatten ungünstige Verläufe (p = 0,008). Die Erkrankungszeit vor der Embolisation und die Anzahl der venösen Abstromwege korrelierten mit der postprozeduralen Erholungszeit. Patienten mit kurzer Symptomdauer und weniger Drainagewegen hatten häufiger eine Rekonvaleszenzzeit unter 3 Monaten (p = 0,043 und p = 0,01). Eine paradoxe klinische Verschlechterung nach erfolgreicher Behandlung kam in 12,5 % der Fälle vor. In multivariater Analyse hatte nur die Anzahl der venösen Abstrommöglichkeiten Vorhersagewert. Acht Patienten erlitten Rückfälle, die bei jüngeren Erkrankten häufiger waren (p < 0,05).