Neuroradiologie Scan 2012; 02(02): 106-107
DOI: 10.1055/s-0032-1309340
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Karotis-Stenting: Welche Plaques haben ein hohes Embolierisiko?

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Publication Date:
11 April 2012 (online)

Ein wesentlicher Nachteil des Stentings der A. carotis gegenüber der Endarteriektomie ist das erhöhte Risiko zerebraler Embolien. Kürzlich wurde beschrieben, dass eine Assoziation zwischen spezifischen Plaque-Charakteristika im MRT und dem Embolierisiko besteht. S. Yoshimura et al. gingen dem nach.

Die Autoren führten hierzu zunächst eine Validierungsstudie durch, in der sie 30 Patienten (27 Männer und 3 Frauen) im Durchschnittsalter von 74 Jahren untersuchten, die sich bei Stenosen der A. carotis einer Endarteriektomie unterzogen und zuvor eine Time-of-flight-MRT (TOF-MRT) erhalten hatten. Die histopathologischen Befunde der Operationspräparate verglichen sie in der Folge mit den Ergebnissen der TOF-MRT. An der anschließenden klinischen Studie beteiligten sich 112 konsekutive Patienten, ebenfalls mit Stenosen der A. carotis, die sich einer perkutanen Angioplastie mit Stent-Implantation unterzogen. Bei ihnen erfolgten vor dem Eingriff eine diffusionsgewichtete und eine TOF-MRT. Innerhalb von 3 Tagen nach dem Stenting unterzogen sie sich einer erneuten diffusionsgewichteten MRT, mit deren Hilfe die Autoren nach neuen ischämischen Läsionen suchten. Dabei analysierten sie das Verhältnis zwischen Signalen hoher Intensität der Plaques in der TOF-MRT und den klinischen Symptomen nach dem Eingriff.

Bei den Patienten der Validierungsstudie zeigten sich in der TOF-MRT in 23 Fällen Plaques mit Signalen hoher Intensität, in 7 Fällen zeigten die Plaques diese Eigenschaft nicht. Der Flächenanteil, der sich als Hinweis auf eine Blutung im Plaque im histologischen Präparat durch Glycophorin A anfärben ließ, war im Falle hoher Signalintensitäten signifikant größer (51,8 vs. 8,6 %), was ebenfalls für die Anzahl CD68-positiver Zellen als Hinweis für eine stärkere Infiltration von Makrophagen galt (662 vs. 232 Zellen/5 Gesichtsfeldern). In der klinischen Studie traten nach Stent-Implantation 8 ipsilaterale Insulte auf. Signale hoher Intensität in den Plaques fanden sich in der TOF-MRT bei 38 Patienten (33,9 %), ischämische Läsionen in der Eingangsuntersuchung bei 9 Patienten (8,0 %). Nach dem Eingriff zeigten sich bei 51 Teilnehmern (45,5 %) neue ischämische Läsionen, die in 46 Fällen ipsilateral und in 5 Fällen bilateral waren. Dabei traten neue ipsilaterale ischämische Läsionen häufiger bei Patienten auf, die in den Plaques Signale hoher Intensität zeigten (25 /38; 65,8 % vs. 26 /74; 35,1 %). Auch ischämische Symptome im Rahmen des Eingriffs wurden häufiger im Falle hoher Signalintensitäten beobachtet (7 /38; 18,4 % vs. 1 /74; 1,4 %). In der multivariaten Analyse erwiesen sich hohe Signalintensitäten in den Plaques als unabhängiger Prädiktor für postoperative ischämische Symptome.