Neuroradiologie Scan 2012; 02(04): 235
DOI: 10.1055/s-0032-1309963
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DTI kann zerebrale Abszesse von Glioblastomen und zystischen Metastasen abgrenzen

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Publication Date:
01 October 2012 (online)

Die Diffusions-Tensor-Bildgebung (DTI) ist eine weiterentwickelte Technik der MRT, welche die gerichtete Organisation feingeweblicher Strukturen sowohl bei geschädigter als auch abwesender weißer Substanz quantitativ reflektieren kann. Ob die mittels DTI beobachteten Unterschiede der Diffusionseigenschaften zur Differenzialdiagnostik von Gliomen oder zystischen Hirntumormetastasen mit Abszessen beitragen können, wurde von der taiwanesischen Arbeitsgruppe um C. H. Toh untersucht.

Mit der konventionellen MRT können nekrotische Glioblastome, zystische Metastasen und Abszesse nicht sicher voneinander unterschieden werden. Mit der weiter entwickelten diffusionsgewichteten MRT (DWI-MRT) konnten zwar Fortschritte bei der Abgrenzung von Abszessen zu Tumor- und Metastasengewebe über einen bei Abszessen beobachteten erniedrigten scheinbaren Diffusions-Koeffizienten (ADC) gemacht werden. Jedoch ist auch diese Methode mit einer hohen Fehlerquote behaftet. Da mit der DTI bereits erfolgreich das Lymphom vom Glioblastom und auch das klassische vom atypischen Meningeom differenziert werden konnte, erhofft man sich von dieser Methode auch eine bessere Abgrenzung vom Glioblastom und seinen Metastasen von Abszessen.

Eingeschlossen wurden 15 Patienten (9 Männer, 6 Frauen, mittleres Alter: 55,7 Jahre) mit einem Hirnabszess, weitere 15 Patienten (10 Männer, 5 Frauen, mittleres: Alter 60,9 Jahre) mit nekrotischem Glioblastom sowie 26 Patienten (14 Männer, 12 Frauen, mittleres Alter: 58,5 Jahre) mit solitär-zystischen Hirntumormetastasen. Alle Läsionen waren operativ oder histologisch gesichert und stellten sich auf den MRT-Aufnahmen als randbetonte Herde mit perifokalem Ödem dar. Alle Patienten unterzogen sich einer DTI, wobei neben dem ADC weitere metrische Tensor-Parameter mit der fraktionalen Anisotropie (FA), dem linearen (Cl), planaren (Cp) und dem sphärischen Tensor (Cs) für alle 3 Patientengruppen erhoben und miteinander verglichen wurden. Betrachtet wurden die Regions of Interest Zystenhöhle, betonte Randzone und die direkte Ödemzone.

Die Zystenhöhlen der Abszesse wiesen im Vergleich zu denen der Glioblastome und Metastasen höhere FA-, Cl- und Cp-Werte sowie niedrigere ADC- und Cs-Werte auf. Zwischen Glioblastomen und Metastasen ergaben sich keine Unterschiede bei den Tensor-Parametern.

Die betonten Randzonen der Abszesse wiesen im Vergleich zu denen der Glioblastome höhere FA- und Cp-Werte sowie niedrigere ADC- und Cs-Werte auf. Im Vergleich zu den Metastasen ergaben sich bei den Abszessen höhere FA-, Cl- und Cp-Werte sowie niedrigere ADC- und Cs-Werte. Nur die Randzonen erlaubten eine Abgrenzung der Glioblastome von Metastasen durch signifikant höhere FA-, Cl- und Cp-Werte sowie niedrigere Cs-Werte bei Glioblastomen.

Die direkten Ödemzonen der Abszesse wiesen im Vergleich zu denen der Glioblastome höhere ADC- und Cs-Werte sowie niedrigere FA-, Cl- und Cp-Werte auf. Im Vergleich zu den Metastasen ergaben sich bei den Abszessen höhere ADC-Werte und niedrigere FA- und Cl-Werte.