Neuroradiologie Scan 2012; 02(04): 243-244
DOI: 10.1055/s-0032-1310306
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Zwei Diffusionsfaktoren im MRT reichen für verlässliche Quantifizierung beim Nachweis akuter Schlaganfälle

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Publication Date:
01 October 2012 (online)

Diffusionsstörungen im MRT mit korrespondierendem Signalabfall erlauben eine qualitative Beurteilung des ischämischen Schlaganfalls. Die quantitative Beurteilung von Diffusionsstörungen erfolgt über die Auswertung von sogenannten ADC-Werten (ADC = Apparent Diffusion Coefficient), für deren Messung aus mehreren diffusionsgewichteten Datensätzen unterschiedliche Diffusionsfaktoren (b-Werte) notwendig sind. Die neuroradiologische Arbeitsgruppe um M. Kuhnke aus Greifswald überprüfte prospektiv an 100 akuten Schlaganfällen ihre Hypothese, ob zur verlässlichen Bestimmung von ADC-Werten eine Sequenz mit 2 Diffusionsfaktoren (2-Punkt-Methode) im Vergleich zu Mehrpunkt-Methoden ausreichend sein kann.

Die Diffusions-Bildgebung als MRT-Technik hat sich im klinischen Alltag nicht nur in der Differenzialdiagnostik und Therapiekontrolle von Hirntumoren etabliert, sondern dient auch in der Schlaganfall-Diagnostik zur Differenzierung von Penumbra und Infarktkern sowie als Prädiktor für den klinischen Erfolg und Indikator für mögliche Komplikationen nach thrombolytischer Therapie. Die Anzahl der notwendigen Diffusionsfaktoren (b-Werte) für eine verlässliche ADC-Bestimmung sind in der Literatur jedoch nicht konsensfähig. Die Autoren verglichen in dieser Studie deshalb die Messungen mit 2 bis zu 7 b-Werten.

Eingeschlossen wurden prospektiv 100 Patienten (32 Frauen, 68 Männer; mittleres Alter: 64 Jahre), die konsekutiv im Zeitraum zwischen Januar 2008 und Juli 2009 das klinische Bild eines akuten Schlaganfalls boten und bei denen innerhalb von 24 h nach Beginn der Symptomatik ein MRT mit Nachweis einer Diffusionsstörung durchgeführt wurde. Hierbei wurden pro Patient 6 Datensätze generiert. Messung 1 umfasste die 2-Punkt-Methode mit den Diffusionsfaktoren b = 0  / 1000 s / mm² bis hin zur Messung 6 mit den 7 b-Werten 0  / 250  / 500  / 750  / 1000  / 1500  / 2000 s / mm². Die qualitative Diffusionsstörung wurde mit den Parametern SNR (Signal-to-Noise-Ratio) und CNR (Contrast-to-Noise-Ratio) erfasst.

Die Diffusionsstörungen verteilten sich auf das Stromgebiet der A. cerebri anterior (n = 4), der A. cerebri media (n = 73), der A. cerebri posterior (n = 10) sowie intratentoriell (n = 13).

Die Messzeit für die 2-Punkt-Methode betrug 0:39 min bis hin zu 2:49 min für die 7-Punkt-Methode. Der mittlere ADC-Wert (x 10-³mm²/s) für die ischämische Läsion betrug für die Messung mit 2, 3, 4, 5, 6 und 7 b-Werten jeweils 58,29, 58,47, 57,83, 57,81, 57,58 und 54,51. Die Messungen 1 bis 5 mit 2 bis 6 b-Werten waren statistisch nicht signifikant für den berechneten ADC-Wert. Lediglich die 7-Punkt-Messung war im Vergleich zur 2-Punkt-Referenzmethode mit – 6,47 % statistisch signifikant (p < 0,05). Die Werte für SNR und CNR nahmen ab mit der Zunahme von Anzahl und Stärke der Diffusionsfaktoren, wobei der Unterschied zur 2-Punkt-Referenzmethode nur für die 6 – und 7-Punkt-Methode statistisch signifikant war.