Zentralbl Chir 2013; 138(S 02): e134-136
DOI: 10.1055/s-0032-1315102
Kommentar
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Amelanotisches Rektummelanom – ergänzender Kommentar anhand eines spezifischen Sonderfalls zu Jongen et al. [1]

Amelanotic Rectal Melanoma – Additional Comments on the Basis of a Specific Special Case of Jongen et al.
C. Stroh
1   Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, SRH Wald-Klinikum Gera gGmbH
,
F. Meyer
2   Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Universitätsklinikum Magdeburg A. ö. R.
,
P. Buhtz
3   Institut für Pathologie, Universitätsklinikum Magdeburg A. ö. R.
,
C. Bolze
4   Pathologie, SRH Wald-Klinikum Gera gGmbH
,
T. Manger
1   Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Kinderchirurgie, SRH Wald-Klinikum Gera gGmbH
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Publication History

Publication Date:
16 November 2012 (online)

Einführung

Wie in der vorliegenden Arbeit von Jongen et al. beschrieben, ist die Inzidenz des anorektalen Melanoms mit 0,5–3 % gering [1], [2], [3]. Das anorektale Melanom gehört dabei zu den malignen Melanomen, die ihren Ursprung in der anorektalen Mukosa haben. Die Ätiologie des anorektalen Melanoms ist unklar, wobei eine virale Genese sowohl infolge einer Infektion mit humanen Papillomaviren als auch mit HI-Viren diskutiert wird [4]. Das maligne Melanom des Analkanals entsteht aus den Melanoblasten des Analkanals bis zur Linea dentata. Die Ausbreitung erfolgt durch die submuköse Schicht in das distale Rektum. Melanotische und amelanotische Melanome können histologisch und insbesondere immunhistochemisch mithilfe der Marker S100, Melan A und HMB-45 voneinander abgegrenzt werden [4]. Sie zeigen eine frühzeitige lymphogene und hämatogene Metastasierung.

Die Arbeit von Nilsson et Ragnarsson-Olding [5] berichtet aus dem Schwedischen Krebsregister 251 Fälle eines anorektalen Melanoms in 20 Jahren. Die jüngste Arbeit von Jongen et al. im Zentralblatt für Chirurgie [1] beschreibt in einem Zeitraum von 21 Jahren 9 Fälle aus einer proktologischen Praxis. Neben dem melanotischen Rektummelanom ist auch das Auftreten amelanotischer Melanome bekannt. Hierzu wurden in einem Zeitraum von über 35 Jahren 9 Fälle berichtet [6], [7], [8], [9], [10], [11], [12]. Die Diagnostik, Therapie und Behandlung von melanotischen und amelanotischen Rektummelanomen unterscheiden sich nicht.

Ziel des „Kommentars“ ist es, anhand eines themenergänzenden spezifischen Fallberichts (über das amelanotische Melanom) zur Fallserie von Jongen et al. „Anorectal melanoma – a retrospective analysis of seven cases“ [1] das differenzierte diagnostische und chirurgische Vorgehen sowie ein mögliches interdisziplinäres Konzept vorzustellen. Hierbei wird neben einem 2007 publizierten Bericht ein weiterer ungewöhnlicher Einzelfall berichtet, wobei akzentuiert in der gewählten Manuskriptkategorie „Kommentar“ Aspekte aufgeführt sind, die dem Bezugsartikel von Jongen et al. aus Autorensicht noch anzufügen sind [11]. Die Behandlung der Patienten im interdisziplinären onkologischen Konzept mit Chemotherapie, Bestrahlung und Immuntherapie je nach Befundsituation ist, wie im vorliegenden Artikel bereits dargestellt [1], ein wesentlicher Ansatzpunkt zur Prognoseverbesserung.