Zusammenfassung
Hintergrund: In der heutigen Zeit ist die „Ersatzteilchirurgie“ en
vogue. Die Verwendung von Kunstnetzen in der Abdominalchirurgie, die
Implantation von Silikonprothesen in der Brustrekonstruktion,
Kunststoffröhrchen zur Überbrückung von Nervendefekten oder
Knochenersatzstoffe – die Liste von etablierten Ersatzteilen in der
Chirurgie ist lang. Wir möchten Möglichkeiten zur Verwendung von Eigengewebe
alternativ zu Fremdmaterialien aufzeigen. Dabei werden wir auf die Vorteile
aber auch auf die Nachteile des Eigengewebes eingehen.
Material und Methoden: Durch die funktionelle Rekonstruktion der
Bauchwand bei Hernien und Bauchwanddefekten mit innerviertem Muskelgewebe
kann die Bauchwand physiologisch auf Druck- und Spannungsänderungen
reagieren. Die Rekonstruktion der Brust nach Ablatio mammae mit Eigengewebe
aus Bauch, Bein oder Gesäß bietet langfristig das natürlichste und
ästhetisch schönste Ergebnis. In der Extremitätenchirurgie können Schäden an
Sehnen, Nerven, Muskeln und Knochen sehr gut durch Eigengewebe rekonstruiert
werden. Wir berichten anhand von Kasuistiken über die Möglichkeiten.
Ergebnisse: Durch die Verwendung des M. rectus femoris zur
Stabilisierung der Bauchdecke war bei dem Patienten ein langfristiges und
stabiles Ergebnis möglich. Die Hebemorbidität des Muskels war gering. Die
Bauchdecke kann wieder physiologisch auf Druck- und Spannungsänderungen
reagieren. Die Rekonstruktion der Brust durch einen DIEP-Lappen zeigt in
Hinblick auf Natürlichkeit sehr gute Ergebnisse. Die Komplikationsrate ist
gering. Die Patientin zeigte eine hohe Zufriedenheit über die rekonstruierte
Brust und den positiven Nebeneffekt der Bauchdeckenstraffung. Bei Patienten
mit Nervenverletzung kann das muskuläre Defizit durch Umsetzung von intakten
Muskeln kompensiert werden. Die Funktion des Fußes und das Gangbild wurden
erheblich verbessert. Auf das Tragen der Schiene konnte verzichtet werden
und sogar die sportliche Betätigung war wieder möglich.
Schlussfolgerung: Die Verwendung von körperfremden Materialien in der
Chirurgie ist heute etabliert. Doch vor lauter Euphorie werden oft die
Nachteile und möglichen Komplikationen von Fremdmaterialien vernachlässigt.
Zum einen ist die Verwendung von Fremdmaterialien häufig sehr teuer und zum
anderen sind Komplikationen wie Entzündungen, Fistelbildungen,
Abstoßungsreaktionen oder Materialversagen nicht selten. Etablierte
Alternativen bietet der Ersatzteilspender Mensch. Durch die Verwendung von
Eigengewebe können oftmals langfristig bessere, funktionell stabile und
ästhetisch ansprechende Ergebnisse erzielt werden.