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DOI: 10.1055/s-0032-1315231
Standortbestimmung Fluoride in der Kariesprävention
Publication History
Publication Date:
09 October 2012 (online)


Einleitung
In der Literatur wurde bereits am Ende des 19. und am Anfang des 20. Jahrhunderts vereinzelt auf die kariespräventive Wirkung von Fluorid hingewiesen [1]. Allerdings erbrachten erst die systematischen Erhebungen, die in den Jahren 1933–1938 von Dean und Mitarbeitern durchgeführt wurden, einen deutlichen Zusammenhang zwischen steigendem Fluoridgehalt des Trinkwassers und Abnahme der Kariesprävalenz [2],[3],[4]. Dean wollte ursprünglich die Verbreitung von geflecktem Zahnschmelz (mottled enamel) feststellen und deren Ursachen ermitteln. Während dieser Untersuchungen stieß er mit seinen Mitarbeitern auf die kariespräventive Wirkung der Fluoride und errechnete aufgrund seiner Daten, dass eine Fluoridkonzentration von 1 ppm im Trinkwasser das Optimum zwischen guter kariespräventiver Wirkung und niedriger Fluoroseprävalenz darstellt (Abb. [1]).



Schon von Beginn der Fluoridforschung an wurde deutlich, dass es neben erwünschten Wirkungen wie Kariesprävention auch unerwünschte Nebenwirkungen wie Dentalfluorose gibt. Damit wird verständlich, dass sich sowohl Befürworter als auch Kritiker der Fluoridanwendung frühzeitig zu Wort meldeten. Durch umfangreiche, jahrzehntelange Forschungsarbeit ist es gelungen, die verschiedenen Fluorideffekte im Detail zu ergründen. Dies ermöglicht es, gut begründete Empfehlungen abzugeben, die einen sicheren und nebenwirkungsarmen Einsatz gewährleisten. Heute gelten die Entdeckungen der antikariogenen Fluoridwirkung und die bevölkerungsweite Anwendung von Fluoriden als einer der wichtigsten Meilensteine der wissenschaftlichen Zahnheilkunde des 20. Jahrhunderts. Trotz einer sehr guten Akzeptanz gibt es allerdings nach wie vor kritische Stimmen, die zu einer Verunsicherung der Bevölkerung führen können. Aus diesen Gründen ist es für den Zahnarzt unerlässlich, sich mit dem aktuellen Kenntnisstand zu den Fluoriden auseinanderzusetzen. Die vorliegende Standortbestimmung soll dazu einen Beitrag leisten.
Neben Karies können weitere Schäden der Zahnhartsubstanzen auftreten, die z. B. durch den Kontakt mit Säuren aus Getränken und Nahrungsmitteln (extrinsische Säuren) oder mit Magensäure (intrinsische Säure) verursacht werden können. Diese Schäden werden im Allgemeinen als dentale Erosionen bezeichnet. In gewissem Maß können Fluoride auch hier präventiv wirken. In diesem Artikel soll auf das Thema Fluoride und Erosionen nicht weiter eingegangen werden, weil die dabei auftretenden Mechanismen ganz anders sind als bei der Kariesprävention. Leser, die sich für das Thema Fluoride und dentale Erosionen interessieren, seien auf einen diesbezüglichen Artikel von Ganß et al. verwiesen, der in einem nachfolgenden Heft von Zahnmedizin up2date erscheinen wird.