Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten 2012; 1(2): 180-185
DOI: 10.1055/s-0032-1315600
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Publication Date:
18 February 2013 (online)

Nachruf für Prof. Dr. Dieter Hohmann

Prof. Dr. Dieter Hohmann starb in der Nacht vom 16. auf den 17. Februar 2012 im Alter von 81 Jahren.

In meiner Weiterbildungszeit hatte ich den großen Vorteil und das Privileg, Prof. Dr. Dieter Hohmann als Klinikchef, väterliche und geradlinige Führungspersönlichkeit sowie als großartigen Menschen kennenzulernen. Schon aus Berichten meiner Eltern wurde er mir vorab als besondere Persönlichkeit geschildert. Mit seiner sehr positiv ausgerichteten Grundeinstellung vermochte er seine Umgebung immer zu motivieren und einzubinden.

Seine Mitarbeiter erlebten unter seinem Vorbild stark positiv geprägtes Zusammenleben und Teamarbeit unter Einschluss aller Arbeitsebenen. Jede bestandene Facharzt-Prüfung und jede Habilitation waren Anlass für gemeinsame Klinikveranstaltungen. An Sommerfesten und Weihnachtsfeiern wurden alle Mitarbeiter beteiligt, und die Assistenten-Darbietungen an Weihnachtsfeiern durften durchaus auch ironisch Eigenheiten von Dieter Hohmann und seinem Vertreter präsentieren.

Mit seiner sehr positiv ausgerichteten Grundeinstellung vermochte Dieter Hohmann seine Umgebung immer zu motivieren und einzubinden.

Das hochgradige Bewusstsein für eine verantwortungsbewusste Patientenversorgung hat Dieter Hohmann allen seinen Mitarbeitern mitgegeben. Dabei spielte die Berücksichtigung des gesamten konservativen Spektrums der Orthopädie eine wesentliche Rolle – mit Schmerztherapie, Neuraltherapie, Chirotherapie, Osteopathie und Akupunktur. Operative Leidenschaft empfand er offensichtlich für die valgisierende Tibiakopf-Osteotomie und Fußchirurgie, aber besonders für die Wirbelsäule. Von seinem Vater übernommen, pflegte er in besonderer Weise die Technische Orthopädie mit einer immensen Fachkenntnis.

Dieter Hohmann, geboren am 22. Juli 1930, entstammte einer großen Familie mit sechs Geschwistern eines der wesentlichen Begründer der modernen Orthopädie, Georg Hohmann. Als leidenschaftlicher Vater mit viel Stolz für seine Kinder konnte er seine orthopädische Eignung an zwei seiner Söhne weitergeben.

Er studierte Medizin an der Ludwig-Maximilian-Universität München mit anschließender Promotion 1956. Eigentlich wollte er gar kein Ordinarius werden. Aber während seiner Weiterbildungszeit bei Alfred Nikolaus Witt im Oscar-Helene-Heim in Berlin (ab 1959) hat es sich im Sog seiner Kollegen wie Horst Cotta und Heinz Mittelmeier dann doch ergeben (Habilitation 1964). Letztlich wurde er dort Leitender Oberarzt und nach dem Wechsel seines Chefs nach München Kommissarischer Direktor (1968/69), bevor er dann an die Universität Erlangen berufen wurde (1969).

In Erlangen begründete er eine moderne orthopädische Universitätsklinik im Waldkrankenhaus und bildete bis zu seiner Emeritierung (1998) zahlreiche Fachärzte für Orthopädie sehr solide aus, zudem einzelne Chefärzte. Diese geben heute seine vermittelten persönlichen und fachlichen Werte weiter. Dabei war es aber nicht sein wesentlichstes Ziel, Ordinarien, Chefärzte oder Medizin-Funktionäre zu erzeugen. Dennoch sind unter anderem der derzeitige DGOU- und DGOOC-Präsident (Wolfram Mittelmeier), der nächste DGOOC-Präsident (Bernd Kladny) sowie der aktuelle Schatzmeister des BVOU (Peter Heppt) seine Schüler.

Er selbst engagierte sich unter anderem in der DGOT / heute DGOOC (Präsident 1986), der Cervical Spine Research Society (CSRS) und der SICOT. Er erhielt Ehrungen wie 1996 den Preis für Rekonstruktive Orthopädie und Chirurgie (ehemals Lexer-Preis) sowie die Ehrenmitgliedschaft der DGOOC 2006.

Seine Ehefrau Nina (Dr. med.), eine Diplomatentochter, war seine starke Stütze, die ihn mit viel Intelligenz, Bildung und Weitblick begleitet und ihm den erforderlichen Spielraum für seine berufliche Entwicklung gewährt hat.

Sportlich forderte sich Dieter Hohmann stets selbst heraus, speziell beim Ski-Fahren. Aber auch seine handwerklichen Fähigkeiten und seine Leidenschaft für Gartenbau zeichneten ihn aus. Wertvoll war es ihm, seine freien Minuten mit seiner Familie in Bergen / Oberbayern zu verbringen.

Es war ein besonderes Geschenk, den beruflich prägenden Lebensabschnitt der Weiterbildung bei Dieter Hohmann absolviert haben zu dürfen. Wir, seine Schüler, aber auch seine Kollegen und Freunde, werden ihn in allerbester Erinnerung behalten.

Unser Mitgefühl gilt seiner Frau Nina und seiner Familie.

Euer / Ihr

Wolfram Mittelmeier
Präsident der DGOU/DGOOC

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Dieter Hohmann mit Ehefrau Nina, Saarbrücken, 1974