Der Nuklearmediziner 2012; 35(3): 127
DOI: 10.1055/s-0032-1318896
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Non-Hodgkin-Lymphome – Kann die FDG-PET-CT die Knochenmarkpunktion ersetzen?

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Publication Date:
17 January 2013 (online)

Patienten mit niedrig- und hochmalignen Non-Hodgkin-Lymphomen haben in 50–80% bzw. 25–40% eine Infiltration des Knochenmarks, die sowohl therapeutisch als auch prognostisch relevant ist. Chen et al. stellten in einer Metaanalyse Studien mit der Frage zusammen, ob die FDG-PET-CT ebenso aussagekräftig ist wie die eingreifende Knochenmarkpunktion.

Clin Nucl Med 2011; 36: 553–559

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Laut den Autoren ist die PET-CT hilfreich bei der Diagnostik von Knochenmarkinfitrationen bei aggressiven Non-Hodgkin-Lymphomen. Bei indolenten Non-Hodgkin-Lymphomen war die Sensitivität dieser Methode jedoch gering. Im Bild zu sehen: Knochenmark bei einem gesunden Erwachsenen (a), deutlich vermehrte, aber gleichmäßige Steigerung der Tracer-Akkumulation bei einer Knochenmarkaktivierung (b), inhomogene, fleckige Steigerung der Tracer-Aufnahme bei einem Non-Hodgkin-Lymphom (c) (von Falck C, Raatschen H-J, Bengel FM. Radiologie up2date 2011; 11: 295–312).

Die Autoren fanden 163 Studien, in denen für die Diagnostik eines Knochenmarkbefalls eine PET oder PET-CT verwendet wurde. Acht Studien erfüllten die Einschlusskriterien. Deren Validität betrug durchschnittlich 68,9%. Die Studien wiesen methodische Schwächen auf. So war bei 37,5% nicht beschrieben, ob die Referenzmethode in Unkenntnis der PET-CT-Befunde interpretiert wurde. Die Patientenkollektive waren sehr heterogen hinsichtlich des Lymphomtyps und der Zelltypisierung.

Die PET oder PET-CT war nach dem Malignitiätsgrad diagnostisch unterschiedlich wertvoll. Die hochaggressiven Formen hatten eine gepoolte Sensitivität von 74% (95%-Konfidenzintervall [KI]: 0,65–0,83). Die Spezifität betrug 84% (95%-KI: 0,80–0,89). Bei den indolenten Non-Hodgkin-Lymphomen ergab sich eine Sensitivität von 46% (95%-KI: 0,33–0,59) und eine Spezifität von 93% (95%-KI: 0,88–0,98).

Falsch-positive Befunde könnten auftreten durch:

  • Chemotherapie,

  • die Behandlung mit Granulozytenwachstumsfaktoren,

  • Infektionen,

  • Entzündungen und

  • ein hyperplastisches Knochenmark.

In solchen Fällen sei eine verstärkte Tracer-Aufnahme möglich, die als Knochenmarkbefall durch das Lymphom interpretiert werden könne. Falsch-negative Ergebnisse kämen bei einer zu geringen FDG-Aufnahme in die einzelnen Zellen oder einer geringen Infiltrationsdichte vor. Die Methode könne nützlich sein, wenn die Punktion negativ und die PET-CT auffällig war. Eine gezielte, CT-gesteuerte Biopsie der verdächtigen Bezirke sei dann hilfreich. Grundsätzlich könne eine PET-CT genutzt werden, um die richtige Beckenseite zu punktieren. Frühere Studien hätten gezeigt, dass bei der unilateralen Knochenmarkpunktion 20% der Infiltrationen übersehen wurden.

Fazit

Nach Meinung der Autoren erleichtert die PET-CT die Diagnose einer Knochenmarkinfiltration bei aggressiven Non-Hodgkin-Lymphomen, die einer konventionellen Beckenkammpunktion entgehen können. Die Sensitivität von PET und PET-CT war laut den Ergebnissen für indolente Non-Hodgkin-Lymphome, bei denen eine Knochenmarkbeteiligung deutlich häufiger vorkommt, mit 46% gering.

Dr. Susanne Krome, Melle