Der Nuklearmediziner 2012; 35(3): 131
DOI: 10.1055/s-0032-1318901
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Typ-2-Diabetes – Prädiktiver Wert der Belastungs-SPECT

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Publication Date:
17 January 2013 (online)

Der allgemeine Rückgang der kardiovaskulären Sterblichkeit betrifft eine Gruppe nicht: Patienten mit einem Typ-2-Diabetes. Um so wichtiger sind prädiktiv zuverlässige Modelle für die Risikoabschätzung. Acampa et al. empfehlen, die Sestamibi-SPECT dabei einzubeziehen.

Eur J Nucl Med Mol Imag 2012; 39: 387–395

Die klinischen Kriterien schließen neben den Diabeteskomplikationen die traditionellen Risikofaktoren und das Belastungs-EKG ein. Acampa et al. ermittelten zunächst das hieraus resultierende Risiko für schwere kardiovaskuläre Ereignisse und die Mortalität und verglichen die Ergebnisse mit einer 2. Einschätzung unter Einschluss der Belastungs-SPECT. Ausschlusskriterien waren:

  • eine instabile Angina pectoris,

  • frühere Rekanalisationen,

  • Schlaganfälle,

  • eine dekompensierte Herzinsuffizienz und

  • eine Dipyridamol-Unverträglichkeit.

Auch Patienten, bei denen innerhalb von 60 Tagen nach der SPECT ein Ereignis auftrat, wurden nicht in die Analyse aufgenommen. 822 Patienten erfüllten die Kriterien und waren seit mindestens 5 Jahren an einem Typ-2-Diabetes erkrankt. Die Ruhe / Stress-SPECT erfolgte mit Dipyridamol oder körperlicher Belastung. Die Nachbeobachtungszeit betrug durchschnittlich 58 Monate.

148 schwere kardiovaskuläre Ereignisse traten auf. 31 Patienten starben, 30 hatten einen Herzinfarkt und 87 erhielten eine Revaskularisationsbehandlung. Die betroffenen Patienten hatten

  • höhere klinische Risiken,

  • eine geringere linksventrikuläre Auswurffraktion und

  • häufiger Durchblutungsstörungen in der SPECT.

Das kardiovaskuläre Risiko war signifikant mit der klinischen Risikoeinschätzung assoziiert. Auch ein pathologisches SPECT war ein unabhängiger Prädiktor für kardiovaskuläre Ereignisse. Seine Addition zur klinischen Einschätzung verbesserte die Vorhersagekraft progressiv mit Zunahme der Auffälligkeiten (Summed Stress Score; p < 0,001) in 3 Risikogruppen. Eine Reklassifizierung erfolgte bei 40% der Patienten. Die Kalkulation der Differenz aus korrekten und reklassifizierten Patienten in Abhängigkeit vom Verlauf (Net Reclassification Improvement, NRI) betrug 0,25 (95%-Konfidenzintervall [KI] 0,15–0,34; p < 0,001).

Insgesamt wurden 301 Patienten einer höheren Risikogruppe zugeordnet. Davon hatten 28% eine Rekanalisation, einen Myokardinfarkt oder starben. 26 Patienten kamen in eine niedrigere Gruppe (15% Ereignisse). Besonders in der Gruppe mit einem angenommenen geringen Risiko (3% bis < 5%) traten wesentliche Änderungen ein. 53% der Patienten wurden nach Berücksichtigung der SPECT einer höheren und 25% einer niedrigeren Risikogruppe zugeordnet (NRI 0,42; 95%-KI 0,07–0,76; p < 0,05). Die Kostenanalyse orientierte sich am NRI und dem Preis für ein Belastungs-SPECT im Vergleich zur klinischen Untersuchung mit einem Belastungs-EKG. Pro NRI traten Mehrkosten von 880,80 $ auf.

Fazit

Die prospektive Studie belegte laut den Autoren in Übereinstimmung mit früheren Untersuchungen den Nutzen der Belastungs-SPECT für die Risikoabschätzung. Patienten mit Typ-2-Diabetes wurden häufiger einer dem späteren Verlauf entsprechenden Risikogruppe zugeordnet. Dies galt vor allem für die Erkrankten mit einem klinisch geringen Risiko.

Dr. Susanne Krome, Melle