Der Nuklearmediziner 2012; 35(3): 132
DOI: 10.1055/s-0032-1318902
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

82Rb-PET bei Myokard-Ischämie – Verminderte myokardiale Flussreserve als Vorbote kardialer Ereignisse

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Publication Date:
17 January 2013 (online)

Bisherige Methoden zur Bildgebung der relativen myokardialen Perfusion haben noch keinen Eingang in die klinische Routine gefunden. In ihrer prospektiven Studie untersuchten M. C. Ziadi et al., ob mit dem Einsatz des Tracers Rubidium-82 in der PET kardiale Ereignisse bei Patienten mit gesicherter oder vermuteter koronarer Ischämie vorhergesagt werden können.

J Am Coll Cardiol 2011; 58: 740–748

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Laut den Autoren hat sich die myokardiale Flussreserve mit der 82Rb-PET als unabhängiger Vorhersagefaktor für primäre und sekundäre Ereignisse bei myokardialen Ereignissen herausgestellt. Im Bild: Quantifizierung der myokardialen Perfusion mit der PET (Bild: Schober O, Heindel W (Hrsg.). RRR PET-CT. Thieme 2008).

Die Quantifizierung der myokardialen Flussreserve (MFR) über die relative myokardiale Perfusion (MPI) ist limitiert, da sie häufig nur die Bereiche der schwerwiegenden Koronarstenosen erfasst und darüber hinaus nicht geeignet zum Nachweis stummer atherosklerotischer Veränderungen ist. Das Ausmaß einer koronare Herzerkrankung kann somit falsch eingeschätzt werden.

In der zusätzlichen nicht invasiven Quantifizierung der myokardialen Perfusion mit der PET könnte der Tracer 82Rb aufgrund seiner guten Verfügbarkeit in Nordamerika klinisch an Bedeutung gewinnen. Es fehlen jedoch größere Studien zur Quantifizierung der MFR und ihrem prognostischen Wert unter Verwendung der 82Rb-PET in Ruhe und unter Belastung.

Die initialen PET-Scans von 677 Patienten mit gesicherter oder vermuteter koronarer Ischämie wurden eingeschlossen. Die Patienten konnten über 1 Jahr lang (Median: 387 Tage) nachbeobachtet werden. Nach einem Ruhe-PET-MPI erfolgte ein pharmakologischer Stresstest mit Dipyridamol. Der myokardiale Blutfluss wurde quantifiziert, wobei eine myokardiale Flussreserve (MFR) von < 2,0 und ein aufsummierter Stress-Score (SSS) von ≥ 4 als abnormal beurteilt wurden. Die Einteilung erfolgte in 4 Gruppen:

  • Gruppe I: normaler SSS (< 4) und normaler MFR (> 2) mit n = 314

  • Gruppe II: normaler SSS und MFR < 2 mit n = 100

  • Gruppe III: SSS ≥ 4 und MFR ≥ 2 mit n = 88

  • Gruppe IV: SSS ≥ 4 und MFR < 2 mit n = 175

Der klinische Ausgang nach dem Follow-up wurde primär anhand sogenannter „harter Ereignisse“ (Herzinfarkt und kardialer Tod) beurteilt. Als sekundärer Endpunkt wurden MACE (Major Adverse Cardiac Events) herangezogen, die zusätzlich zu den harten Ereignissen noch Revaskularisation (per PCI oder Bypass) 90 Tage und später nach PET und stationäre Einweisung aufgrund kardialer Ursachen (z. B. akutes Koronarsyndrom oder Herzinsuffizienz) umfassen.

In den Gruppen II und IV mit verminderter MFR war die Prävalenz der harten Ereignisse signifikant erhöht gegenüber den Gruppen I und III mit erhaltener MFR (2 vs. 1,3%, p = 0,029 bzw. 11,4 vs. 1,1%, p = 0,05). In den gleichen Gruppen ergaben sich auch für die MACE erhöhte Prävalenzen (9 vs. 3,8%, p = 0,003 bzw. 24 vs. 9%, p < 0,001). Diese gleichgerichteten Anstiege in der Prävalenz waren zwischen den Gruppen mit abnormem und normalem SSS nicht zu beobachten. Hinzu kommt, dass alle Fälle mit kardialem Tod eine stark reduzierte MFR (< 1,5) aufwiesen.

Fazit

In der Diagnostik der myokardialen Ischämie erwies sich in dieser Studie die quantifizierte myokardiale Flussreserve mit 82Rb-PET unabhängig vom SSS und anderen Parametern als unabhängiger Vorhersagefaktor für primäre und sekundäre kardiale Ereignisse. Im Verbund mit der relativen MPI könnte somit die Risikostratifikation bei kardialen Ischämie-Patienten verbessert werden.

Maria Weiß, Berlin