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DOI: 10.1055/s-0032-1318989
Essstörungen – Verändertes Fettsäureprofil bei Anorexia nervosa
Publication History
Publication Date:
09 November 2012 (online)
Ein Mangel an Docosahexaensäure (DHA) war laut Studien mit Depressionen, Angststörungen und neurologischen Defiziten assoziiert. Die DHA gehört zur Gruppe der langkettigen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren (LC-PUFA), die nun in einer Studie in Erythrozytenmembranen magersüchtiger Patienten vermindert nachgewiesen wurden.
Clin Nutr 2012; 31: 386–390
Bisherige Untersuchungen zum Fettsäureprofil von Patienten mit einer Anorexia nervosa waren zu inkonsistenten Ergebnissen gekommen. Daher untersuchten Caspar-Bauguil et al. nun 22 junge Frauen mit einem durchschnittlichen Lebensalter von 29 Jahren, Körpergewicht von 38 kg und Body Mass Index von 14,2 kg / m2. 10 Patientinnen hatten den restriktiven und 12 den bulimischen / Brechtyp der Erkrankung. Alle befanden sich in stationär psychiatrischer Behandlung, waren euthyreot und erhielten dieselbe Diät mit 50% Kohlenhydraten und 15% Proteinen. Die Fettsäurezusammensetzung war nicht bekannt. Kontrollpersonen waren 25 normalgewichtige Frauen (Durchschnittsalter 42 Jahre). Das Lipidprofil wurde gaschromatografisch in Erythrozytenmembranen bestimmt (12 Fettsäuren).
Insgesamt waren essenzielle Fettsäuren bei Patientinnen mit Anorexia nervosa nicht vermindert. Alpha-Linolensäure war vermehrt nachweisbar. Die Autoren führten dies auf die intensive Mobilisierung aus dem Fettgewebe zurück. Das Verhältnis von Dihomogammalinolensäure zu Arachidonsäure als Biomarker eines Mangels an essenziellen Fettsäuren war vergleichbar. Die Patientinnen hatten signifikant verminderte LC-PUFA in den Erythrozytenmembranen. Besonders betroffen waren die Omega-3-Fettsäuren Eicosapentaensäure (p = 0,028) und Docosahexaensäure (p = 0,0012) und weniger ausgeprägt die n-6-Fettsäuren (Arachidonsäure p = 0,016). Bei den einfach ungesättigten Fettsäuren war Palmitoleinsäure vermehrt nachweisbar (p < 0,0001). Der Anteil gesättigter Fettsäuren unterschied sich insgesamt nicht, aber Stearin war vermindert. (p = 0,002).
n-6-Fettsäuren korrelierten positiv und alpha-Linolensäure negativ mit der Körperfettmasse. Wenn diese einen kritischen Wert von 4,94 kg unterschritt, wichen die alpha-Linolensäurewerte bei den meisten Patientinnen mehr als 2 Standardabweichungen von den Kontrollwerten ab und waren somit deutlich erhöht.
Patientinnen mit Anorexia nervosa hatten ein sehr komplexes Fettsäureprofil. Ein Mangel essentieller Fettsäuren bestand nicht, aber LC-PUFA waren im Vergleich zu den Kontrollen signifikant vermindert. Das Membranprofil unterscheide sich damit von dem bei anderen Mangelzuständen. Die Bedeutung der Veränderungen sei bislang unklar, so die Autoren.
Dr. med. Susanne Krome, Melle