Aktuelle Ernährungsmedizin 2012; 37(5): 253
DOI: 10.1055/s-0032-1318991
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Bariatrische Chirurgie bei adipösen Diabetikern – Magenverkleinerung effektiver als konventionelle Therapie

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Publikationsdatum:
09. November 2012 (online)

Es besteht ein enger Zusammenhang zwischen Fettleibigkeit und Diabetes, 90% aller Typ-2-Diabetiker sind übergewichtig. Eine Gewichtsreduktion wirkt sich positiv auf den Diabetes und seine Begleiterkrankungen aus und sollte, wann immer möglich, Bestandteil der Therapie sein. F. Leonetti et al. haben bei adipösen Patienten mit Typ-2-Diabetes untersucht, wie sich eine Magenverkleinerung im Vergleich zu einer konventionellen Therapie auf die Erkrankung und Begleiterkrankungen auswirkt.

Arch Surg 2012; DOI: 10.1001/archsurg.2012.222

An der prospektiven Kohortenstudie aus Italien nahmen krankhaft fettleibige Patienten mit Typ-2-Diabetes teil. Die Studienaufnahme erfolgte zwischen Januar 2009 und April 2010. 30 Patienten unterzogen sich einer Magenverkleinerung (Schlauchmagen, Gruppe A), und weitere 30 Patienten erhielten eine konventionelle Therapie (medikamentöse Behandlung, Diätberatung sowie körperliche Aktivität, Gruppe B). Über einen Zeitraum von 18 Monaten wurden die Studienteilnehmer alle 3 Monate untersucht, um deren Status hinsichtlich des Diabetes sowie der Komorbiditäten zu ermitteln.

Innerhalb der Gruppe A betrugen der durchschnittliche Body-Mass-Index (BMI), der Nüchtern-Plasmaglukosespiegel sowie das HbA1c-Level vor der Operation 41,3 kg / m2, 166,6 mg / dl sowie 7,9%. Nach 18 Monaten waren die Werte wie folgt: 28,3 kg / m2, 96,2 mg / dl, 6,0%. Bei Gruppe B stellten die Autoren einen präoperativen durchschnittlichen BMI von 39,0 kg / m2, einen Nüchtern-Plasmaglukosespiegel von 183,7 mg / dl sowie ein HbA1c-Level von 8,1% fest. 18 Monate später waren die Werte 39,8 kg / m2, 150 mg / dl und 7,1%. Hinsichtlich des Diabetes befanden sich in Gruppe A nach 18 Monaten 80% der Patienten in Remission. Die Prävalenz des obstruktiven Schlafapnoesyndroms verringerte sich von 50% auf 10%, und der Einsatz von Medikamenten gegen Bluthochdruck sowie Dyslipidämie sank signifikant. In Gruppe B litten weiterhin alle Patienten an Diabetes, die Nutzung oraler Antidiabetika blieb konstant oder nahm zu. Auch die Anwendung von Medikamenten zur Behandlung von Bluthochdruck und Dyslipidämie erhöhte sich. Veränderungen in Bezug auf die Prävalenz des obstruktiven Schlafapnoesyndroms waren bei dieser Patientengruppe nicht festzustellen.

Fazit

Fettleibige Typ-2-Diabetiker profitieren mehr von einer Magenverkleinerung als von einer konventionellen Therapie, so das Ergebnis der Studie. Allerdings seien nach Meinung der Autoren Langzeitdaten nötig, um den positiven Effekt des chirurgischen Eingriffs auf den Diabetes und die damit einhergehenden Komplikationen zu bestätigen.

Dr. Frank Lichert, Weilburg

Kommentar

Laut J. C. Gould handelt es sich bei der bariatrischen Chirurgie um eine effektive Möglichkeit zur Gewichtsreduktion und damit zur Behandlung des Typ-2-Diabetes. Zudem seien bariatrische Operationen im Vergleich zu einem medizinischen Diabetesmanagement bei krankhaft fettleibigen Typ-2-Diabetikern kosteneffektiv. Gould plädiert dafür, die Öffentlichkeit besser über den Nutzen und die Sicherheit von bariatrischen Eingriffen zu informieren und es adipösen Diabetikern in einer geeigneten klinischen Situation zu ermöglichen, von dieser Technik zu profitieren.