Abkürzungen
HSV:
Herpes-simplex-Virus
KCE:
Keratoconjunctivitis epidemica
MRSA:
methicillinresistenter Staphylococcus aureus
PCR:
Polymerase Chain Reaction/Polymerase- Kettenreaktion
PKF:
pharyngokonjunktivales Fieber
Bakterielle Konjunktivitis
Bakterielle Konjunktivitis
Zusammenfassung
Bakterielle Infektionen der Konjunktiven sind häufig und werden oft von
Nicht-Augenärzten behandelt. Vor allem bei Kindern tritt eine Infektion sehr
häufig auf und wird daher primär durch den Pädiater mittels antibiotischer
Augentropfen therapiert.
Epidemiologie und Ätiologie
Epidemiologie. Für Deutschland gibt es keine epidemiologischen Daten in
Bezug auf die Häufigkeit bakterieller Bindehautentzündungen. Für die USA wurden
für das Jahr 2005 jedoch ca. 4 Mio. Behandlungsfälle geschätzt, wobei nahezu ein
Viertel auf Kinder im Alter zwischen 0 und 2 Jahre entfielen, knapp 30 % auf
Kinder im Alter von 3–9 Jahre und knapp 15 % auf Kinder und Jugendliche bis 19
Jahre [[1]].
Nur 35 % der Erkrankungen betreffen Erwachsene. Daher erfolgt die Behandlung der
bakteriellen Konjunktivitis oft durch Kinder- und Allgemeinärzte mittels
antibiotischer Augentropfen.
Ätiologie. Die Augenoberfläche verfügt über ein äußerst wirksames
Abwehrsystem, dass sich aus Komponenten des angeborenen und des erworbenen
Immunsystems zusammensetzt. So können zum Beispiel Muzine und antimikrobielle
Peptide des Tränenfilms und des Bindehautepithels direkt bakteriostatische
Effekte erzielen. Sezernierte Immunglobuline unterstützen diese
oberflächenlokalisierte Abwehr. Sollten Erreger die Schleimhautbarriere
durchbrechen, ist das diffuse und organisierte Konjunktiva-assoziierte
lymphatische Gewebe als weitere funktionelle Barriere an der Erregerabwehr
beteiligt.
Aufgrund dieses hochwirksamen Immunsystems ist die sog. kommensale Flora der
Augenoberfläche, die vor allem aus Staphylococcus epidermidis, Diphtheroiden
Stäbchen und Propionibacterium acnes besteht, für das Auge meistens
gefahrlos.
Unter bestimmten Bedingungen können jedoch diese an sich harmlosen Bakterien oder
andere Pathogene die Schleimhautbarriere erleichtert durchbrechen.
Risikofaktoren für eine bakterielle Konjuntivitis s. Checkliste.
Risikofaktoren für eine bakterielle Konjunktivitis
-
trockenes Auge
-
Bindehautvernarbungen (vernarbendes Schleimhautpemphigoid,
Stevens-Johnson-Syndrom)
-
okuläre Graft-versus-Host-Erkrankung
-
reduzierte Lidschlagfrequenz
-
Lagophthalmus
-
Exophthalmus
-
immunsuppressive Therapie (z. B. topische oder systemische
Steroide)
-
immunsupprimierende Erkrankungen (z. B. Malignome)
-
Mangelernährung
-
Tränenwegsverschlüsse
-
operative Eingriffe an der Augenoberfläche
-
Bestrahlung
-
Trauma
Typische bakterielle Erreger
Zu den häufigsten Erregern der bakteriellen Konjunktivitis gehören
Staphylococcus aureus, Moraxella species, Staphylococcus epidermidis und
Enterobakterien wie Proteus mirabilis, Pseudomonas species, Klebsiella
pneumoniae und Serratia marcescens.
Die häufigsten Errekter der bakteriellen Konjunktivitis
-
Staphylococcus aureus
-
Moraxella species
-
Staphylococcus epidermidis und
-
Enterobakterien wie Proteus mirabilis, Pseudomonas species,
Klebsiella pneumoniae und Serratia marcescens
Typische Erreger der bakteriellen Konjunktivitis bei Kindern
-
Streptococcus pneumoniae
-
Haemophilus influenzae
Erreger der Neugeborenenkonjunktivitis (Ophthalmia neonatorum)
Streptococcus pneumoniae und Haemophilus influenzae sind typische Erreger von
bakteriellen Konjunktivitiden bei Kindern.
Bei der Neugeborenenkonjunktivitis (Ophthalmia neonatorum) spielen vor allem
sexuell übertragbare Erreger wie Neisseria gonorrhoeae oder
Chlamydia trachomatis (neben Herpesviren) eine Rolle.
In den vergangenen Jahren wurde eine Zunahme an MRSA-Infektionen der
Bindehaut beobachtet. Insbesondere bei Patienten aus Pflegeeinrichtungen,
aber auch zunehmend in der restlichen Bevölkerung, werden Abstrichnachweise
erbracht. Bei Staphylococcus-aureus-positiven Abstrichen liegt die Inzidenz
von MRSA zwischen 17–30 %.
Als besondere Erreger gelten Chlamydien, da sie nur mittels spezieller
Verfahren nachgewiesen werden können. Bedeutsam sind in nordeuropäischen
Regionen vor allem Chlamydien der Spezies Chlamydia trachomatis Serovar D–K,
die eine Einschlusskörperchen-Konjunktivitis bei Neugeborenen und
Erwachsenen auslösen können.
Weltweit kommt es jährlich zu 89 Mio. Neuerkrankungen mit Chlamydien, vor
allem in Entwicklungsländern. Ein Großteil der Infektionen, das sog.
Trachom, wird durch die Serovare A–C verursacht; ergänzend verursachen die
Serovare L1–3 ein Lymphogranuloma venerum.
Das Trachom gehört weiterhin nach der Katarakt zu den weltweit
häufigsten Erblindungsursachen, betrifft sehr häufig Kinder und ist
zumeist mit einem Mangel an Wasser, niedrigem sozioökonomischen Status und
schlechter Hygiene assoziiert.
Das Trachom wird in 5 Stadien eingeteilt:
-
Follikuläre Konjunktivitis mit mindestens 5 Follikeln > 0,5 mm in
der oberen tarsalen Konjunktiva.
-
Starke trachomassoziierte Konjunktivitis mit Verdickung der tarsalen
Konjunktiva.
-
Vernarbende Konjunktivitis der tarsalen Konjunktiva.
-
Trichiasis, wobei mindestens eine Wimper den Augapfel berührt.
-
Korneale Trübung.
Stadieneinteilung des Trachoms
-
follikuläre Konjunktivitis mit mindestens 5 Follikeln > 0,5 mm
in der oberen tarsalen Konjunktiva
-
starke trachomassoziierte Konjunktivitis mit Verdickung der
tarsalen Konjunktiva
-
Vernarbende Konjunktivitis der tarsalen Konjunktiva
-
Trichiasis, wobei mindestens eine Wimper den Augapfel berührt
-
korneale Trübung
Chlamydien sind obligat intrazellulär wachsende Bakterien, die selbst keinen
eigenen Stoffwechsel besitzen und daher auf den Stoffwechsel der Wirtszelle
zurückgreifen. Ein Nachweis ist daher nur mittels einer zellulären
Probengewinnung oder standardisiert über eine PCR-Untersuchung zu
führen.
Die in Deutschland am häufigsten nachgewiesenen Chlamydien der Serovare D–K
werden in der Regel sexuell übertragen und verlaufen oft klinisch
inapparent. Problematisch ist diese Erkrankung deswegen, da sie
durch eine chronische Entzündung der Geschlechtsorgane zur Infertilität
führen kann.
In Deutschland werden Chlamydien bei sexuell aktiven jungen Frauen in bis zu
19 % der Fälle nachgewiesen [[2]], die Erkrankung
ist in Deutschland jedoch nicht meldepflichtig.
Bei infizierten Schwangeren tritt in 60–70 % der Fälle eine
Chlamydienkonjunktivitis des Neugeborenen auf. Um dies zu vermeiden werden
Schwangere in Deutschland im Rahmen von Vorsorgeuntersuchungen auf
Chlamydien gescreent.
Übertragungswege. Die bakteriellen Erreger gelangen über die
unterschiedlichsten Wege auf die Augenoberfläche, wobei vor allem die
Übertragung über Finger, durch traumatische Fremdkörper und mittels
Kontaktlinsen zahlenmäßig von großer Bedeutung sind.
Eine Übertragung kann außerdem durch kontaminierte Augentropfen und -salben,
über die angrenzende Gesichtshaut, das Augenlid oder iatrogen durch okuläre
oder periokuläre Eingriffe erfolgen. In seltenen Fällen ist auch eine
systemische Übertragung über den Blutkreislauf möglich.
Inkubations- und Transmissionszeit schwanken abhängig vom Erreger, sie liegen
aber im Mittel bei ca. 1 Woche.
Übertragungswege bakterieller Erreger
-
Hände
-
traumatische Fremdkörper
-
Kontaktlinsen
-
kontaminierte Augentropfen und -salben
-
über die angrenzende Gesichtshaut/über das Augenlid
-
iatrogen: okuläre oder periokuläre Eingriffe
-
selten: systemische Übertragung über den Blutkreislauf
Symptomatik
Bezüglich Symptomatik und Verlauf werden bakterielle Konjunktivitiden in
hyperakute, akute und chronische Formen eingeteilt. Alle Formen beginnen
zunächst in der Frühphase mit einer serösen Sekretion, die dann durch Zunahme
von sezernierten Muzinen in eine mukoide und schließlich in eine eitrige
Sekretion übergeht (Abb. [1]).
Abb. 1 Akute bakterielle Konjunktivitis mit mukopurulenter
Sekretion (Pfeile).
Die eitrige Komponente beruht dabei auf einer massiven Anflutung von Granulozyten
in die Bindehaut mit folgendem Durchtritt durch das Bindehautepithel auf die
Augenoberfläche. Das eitrige Sekret besteht aus Mukus, Granulozyten und Erregern
und zudem aus Zelldetritus abgestorbener Epithelzellen und anderen Immunzellen
wie Makrophagen und Lymphozyten.
Weitere klinische Zeichen sind gerötete und ödematöse Lider und Lidkanten,
verklebte Wimpern, gerötete Konjunktiven, Chemosis, Bindehautfollikel und
Papillen. Weiterhin können Membranen und Pseudomembranen auftreten.
Echte Membranen sind mit dem darunterliegenden Epithel verbunden, sodass eine
Entfernung zu einer blutenden Wunde führt. Pseudomembranen hingegen
können ohne Epithelschaden entfernt werden [[3]].
Typische klinische Zeichen einer bakteriellen Konjunktivitis sind
-
seröse, mukopurulente oder purulente Sekretion
-
gerötete und ödematöse Lider und Lidkanten
-
verklebte Wimpern
-
gerötete Konjunktiven
-
Chemosis
-
Bindehautfollikel
-
Papillen
-
Membranen und Pseudomembranen
Hyperakute Form. Die hyperakute Form ist insgesamt eher selten und durch
ein sehr schnelles Auftreten, massive eitrige Sekretion und starke Schmerzen
charakterisiert. Typische Erreger sind Neisseria gonorrhoeae oder Neisseria
meningitidis. Hier ist ein Abstrich und ein unverzüglicher Therapiebeginn immer
obligat (s. auch Diagnostik).
Die Gonokokken-Konjunktivitis bei Neugeborenen (Gonoblenorrhoe) tritt aufgrund
einer obligaten Gonokokkenuntersuchung der Mutter im Rahmen der
Schwangerschaftsvorsorge in Deutschland eher selten auf.
Akute Form. Die akute Form zeigt eine weniger dramatische Klinik, mit
Augenrötung, mukopurulentem Sekret und moderaten Schmerzen. Es können ein oder
beide Augen betroffen sein.
Chronische Form. Von einer chronischen bakteriellen Konjunktivitis spricht
man bei einer Dauer von über 4 Wochen oder ständigen Rezidiven mit sehr kurzen
reizfreien Intervallen. Das bakterielle Erregerspektrum reicht von
Staphylokokken über tränenwegslokalisierte Actimomyceten bis hin zu
Chlamydien.
Diagnostik
Typische klinische Zeichen einer bakteriellen Konjunktivitis sind wie oben schon
beschrieben: seröses, mukopurulentes oder purulentes Sekret,
(Blepharo)-Konjunktivitis mit verklebten Wimpern, Papillen, Follikel,
Pseudomembranen oder Membranen und Schmerzen. Zum Teil ist eine korneale
Beteiligung vorhanden; hier wird auf den entsprechende Beitrag zu infektiösen
Hornhauterkrankungen verwiesen.
Konjunktivale Zeichen wie Papillen oder Follikel sind primär unspezifische
Zeichen, die nur bedingt bei der Diagnostik helfen. Beide kommen bei
diversen entzündlichen Erkrankungen der Bindehaut (trockenes Auge, okuläre
Allergie, bakterielle und virale Infektionen sowie als toxische Reaktion,
z. B. gegen Augentropfen) vor und sind daher nicht pathognomonisch für
einzelne Erkrankungen.
Zur Diagnosesicherung ist daher nur ein Erregernachweis geeignet, der mit einer
mikrobiologischen Untersuchung eines Bindehautabstrichs durchgeführt wird. Da
diese Abstriche bei bis zu 65 % der Fälle negativ ausfallen und gewöhnliche
bakterielle Konjunktivitiden eine hohe Spontanheilungsrate aufweisen, sind
Abstriche nicht bei jedem Patienten notwendig.
Bei bestimmten Patienten, z. B. bei Neugeborenen und immunsupprimierten
Patienten, wird jedoch ein Abstrich immer empfohlen (s. Zielgerichtete
Diagnostik). Dabei ist darauf zu achten, neben klassischen Bakterien auch an
Erreger zu denken, die mit Spezialuntersuchungen (z. B. PCR bei Chlamydien)
nachgewiesen werden müssen. Zudem sollte immer eine Resistenzbestimmung
erfolgen.
Die Gewinnung von Material für eine Chlamydien-PCR muss dabei nicht mehr mit
einem z. T. blutigen Bürstenabstrich zur Gewinnung von Epithelzellen erfolgen,
sondern kann mittlerweile mit einem speziellen Abstrichtupfer und Medium auch
atraumatisch-oberflächlich erfolgen [[4]].
Zielgerichtete Diagnostik
Ein Bindehautabstrich ist sinnvoll bei
-
Neugeborenen
-
immunsupprimierten Patienten
-
Patienten mit hyperakuter Konjunktivitis
-
Patienten mit chronischer Konjunktivitis
-
Patienten mit follikulärer Konjunktivitis (Chlamydien-PCR)
-
Patienten aus Pflegeheimen oder bei bekannter MRSA-Infektion
Therapie
Die Therapie der bakteriellen Konjunktivitis findet in den meisten Fällen
ohne genaue Kenntnis des verursachenden Erregers statt. In der Regel
wird ein Breitspektrum-Antibiotikum topisch in Form von Augentropfen oder
Augensalben appliziert. Obwohl eine bakterielle Konjunktivitis zumeist spontan
in 5 Tagen abheilt, konnte in diversen Studien gezeigt werden, dass eine
bakterielle Therapie zu einer schnelleren klinischen Befundbesserung und zu
einer früheren Ausheilung führt und daher standardmäßig erfolgen sollte.
Die Wahl des Antibiotikums richtet sich nach verschiedenen Kriterien wie
Patientensicherheit, Erregerverdacht, Preis und Nebenwirkungen. Grundsätzlich
sind Breitspektrum-Antibiotika bei Therapiebeginn ohne Erregernachweis zu
bevorzugen (Tab. [1]).
Tabelle 1 Antibiotikatherapie bei unkomplizierter akuter
Konjunktivitis.
Neugeborene
|
Moxifloxacin
|
Kinder ab dem 2. Lebensjahr
|
Azithromycin
|
Erwachsene
|
Gentamicin, Tobramycin oder Azithromycin
|
Man unterscheidet insgesamt bakteriostatische von bakteriziden Antibiotika. Bei
den bakteriostatischen Antibiotika sind das Azithromycin, Chloramphenicol und
Trimethoprim zu nennen. Azithromycin wird 2-mal pro Tag über 3 Tage gegeben und
ist daher sehr anwenderfreundlich, außerdem für Kinder ab dem 2. Lebensjahr
zugelassen. Trimethoprim wird oft mit dem bakterioziden Antibiotikum Polymyxin B
appliziert um die Wirksamkeit von Trimethoprim gegen Staph. aureus mit der von
Polymyxin B gegen gramnegative Erreger zu kombinieren. Aminoglykoside
(Gentamicin, Tobramycin, Neomycin) wirken gegen gramnegative Erreger
(Haemophilus, Enterobacter, Klebsiella, Proteus, Serratia, etc.) und
insbesondere gegen Pseudomonas (nicht Neomycin) und Staphylokokken.
Fluorchinolone (Ofloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin) weisen eine gute
Wirksamkeit gegenüber Staphylokokken und Streptokokken auf.
Bei vorliegendem Erregernachweis (mit Resistenzbestimmung) sollte immer eine
Therapieüberprüfung und ggf. Anpassung erfolgen.
Chlamydieninfektionen. Bei Vorliegen einer Chlamydieninfektion ist immer
an einen sexuellen Übertragungsweg zu denken.
Cave. Sexualpartner müssen bei einer Chlamydieninfektion immer mitbehandelt
werden, um Folgeschäden und eine Re-Infektion (sog. Ping-Pong-Effekt) zu
vermeiden.
Zusätzlich sollte eine Vorstellung beim Dermatologen, Venerologen oder
Gynäkologen empfohlen werden.
Die Therapie der Chlamydieninfektion erfolgt standardmäßig mit 500 mg
Azythromycin pro Tag oral über 3 aufeinander folgende Tage. Eine topische
Applikation ist bei gleichzeitiger systemischer Therapie nicht notwendig.
Alternativ ist auch die Applikation von Povidon-Jod denkbar. Hier wurde in einer
Studie mit über 450 Kindern und Jugendlichen eine Wirksamkeit in der Behandlung
von bakteriellen (inkl. Chlamydien-) Konjunktivitiden gezeigt, wobei die
Applikation von topischem Povidon-Jod gleich wirksam wie ein topisches
Breitspektrum-Antibiotikum war [[6]].
Virale Konjunktivitis
Zusammenfassung
Virale Bindehautentzündungen können klinisch unterschiedlich verlaufen. Eine
follikuläre Konjunktivitis ist ein typisches, jedoch nicht pathognomonisches
Symptom. Therapeutische Optionen umfassen vor allem antivirale Substanzen. Vor
allem Infektionen mit DNA-Viren können potenziell visusbedrohliche Verläufe
nehmen, daher ist eine korrekte Diagnose und Therapie von großer Bedeutung.
Ätiologie
Virale Bindehautentzündungen zeigen eine große Variabilität in ihrer klinischen
Ausprägung. Als Erreger kommen DNA- und RNA-Viren vor (Tab. [2]). Aufgrund der klinischen Relevanz werden hier vor
allem Infektionen mit Adenoviren, Herpesviren und dem
Molluscum-contagiosum-Virus behandelt.
Tabelle 2 Erreger bei viralen
Bindehautentzündungen.
DNA-Viren
|
RNA-Viren
|
Adenoviren
|
Picorna-Virus
|
Herpes-simplex-Virus (HSV)
|
Paramyxovirus
|
Varizella-zoster-Virus (VZV)
|
Tagavirus
|
Epstein-Barr-Virus (EBV)
|
Flavivirus
|
Zytomegalievirus (CMV)
|
|
Molluscum contagiosum (Poxvirus)
|
|
Cave. Eine Beteiligung der Hornhaut bei Infektionen mit Adenoviren, HSV, VZV
und CMV ist potenziell visusbedrohend und sollte daher schnell behandelt
werden.
Zu den häufigsten Erregern einer viralen Konjunktivitis zählen die Adenoviren,
von denen bislang 51 verschiedene humanpathogene Formen beschrieben wurden.
Adenoviren verursachen unterschiedliche Erkrankungen:
-
pharyngokonjunktivales Fieber (PKF)
-
Keratoconjunctivitis epidemica (KCE)
-
akute nicht spezifische follikuläre Konjunktivitis
-
chronische Keratokonjunktivitis.
Durch Adenoviren verursachte Bindehauterkrankungen
-
pharyngokonjunktivales Fieber (PKF)
-
Keratoconjunctivitis epidemica (KCE)
-
akute nicht spezifische follikuläre Konjunktivitis
-
chronische Keratokonjunktivitis
Die KCE ist eine hochinfektiöse Erkrankung, die über Tröpfchen übertragen wird
und als Infektionsweg die Schleimhäute von Auge, Nase und Rachen nimmt.
Typischerweise verläuft die Übertragung über Hände, Taschentücher, Handtücher,
Türgriffe oder mangelhaft desinfizierte ophthalmologische Instrumente. Die
virale Inkubationszeit beträgt 2–12 Tage, wobei die Kontagiosität wahrscheinlich
schon vor dem Auftreten von Symptomen beginnt und über 2–3 Wochen
nach initialer Infektion anhält.
Eine Infektion mit Herpes-simplex-Viren kann als Primär- und als Re-Infektion
ablaufen, wobei die Erstinfektion normalerweise ohne Folgeschäden abläuft.
Cave. Bei Neugeborenen können Infektionen mit Herpes-simplex-Viren
lebensbedrohlich verlaufen und müssen daher unverzüglich therapiert
werden.
Das Molluscum-contagiosum-Virus gehört zu den Poxviren. Eine Ansteckung erfolgt
direkt von Mensch zu Mensch oder über erregertragende Instrumente.
Symptomatik
Adenovirusinfektionen
Die KCE ist die schwerste Form einer Adenovirusinfektion der Augenoberfläche.
Die Patienten beschreiben häufig ein Fremdkörpergefühl, welches nasal
beginnt und von objektiven Symptomen wie Chemosis, Bindehautrötung,
Lidschwellung, Tränen und Visusverschlechterungen begleitet wird. Typisch
ist eine präaurikuläre oder zervikale Lymphknotenschwellung sowie eine
Schwellung der Plica semilunaris (Abb. [2]
b) und der Karunkel des Auges.
Abb. 2 Keratoconjunctivitis epidemica. a Akute
Keratoconjunctivitis epidemica. b Geschwollene Plica semilunaris
(Pfeile). c Follikel (Pfeile) in der tarsalen Bindehaut inferior.
d Normale Plica semilunaris (Pfeile), kontralaterales
Auge.
Klinische Symptome der Keratoconjunctivitis epidemica (KCE)
-
Fremdkörpergefühl
-
Chemosis
-
Bindehautrötung
-
Lidschwellung
-
Tränen
-
Visusverschlechterung
-
Schwellung der Plica semilunaris und der Karunkel
-
präaurikuläre oder zervikale Lymphknotenschwellung
-
Pseudomembranen der Bindehaut
-
akute Beteiligung der Hornhaut
-
korneale Immunkomplexe (in der chronischen Phase)
Teilweise zeigen sich Pseudomembranen der Bindehaut. Typisch ist eine akute
Beteiligung der Hornhaut, wobei zunächst eine Keratitis punctata
superficialis bestehen kann. In der chronischen Phase bilden sich korneale
Immunkomplexe als sog. Nummuli aus, die das Sehvermögen langfristig
reduzieren können.
Der Schweregrad der Erkrankung variiert stark von subklinisch bis hin zu
schwersten Verläufen mit systemischen Symptomen wie zum Beispiel
Gliederschmerzen und allgemeinem Krankheitsgefühl. Die akute Phase dauert
ca. 4–6 Wochen, wobei die Nummuli über viele Monate bis Jahre bestehen
bleiben können. Ein weiteres Residuum einer KCE kann ein „Trockenes Auge“
sein [[7]].
Herpes-simplex-Virus-Infektionen
Die primäre HSV-Infektion verläuft oft, aber nicht immer, mit typischen Lid-
oder Hornhautveränderungen. Die Bindehaut zeigt häufig eine Rötung und eine
follikuläre Reaktion, die in ihrer Ausprägung stark variieren kann.
Der klinische Verlauf dauert normalerweise 2 Wochen, wobei die meisten
Patienten nur unilateral betroffen sind. Andere Symptome sind
Fremdkörpergefühl, Brennen und Tränen.
Molluscum-contagiosum-Virus
Die Virusinfektion führt zur Entstehung von Dellwarzen, vor allem im Kopf-
und Halsbereich. Immunsupprimierte Patienten können über 100 dieser
Hautveränderungen aufweisen. Die leicht erhabenen weißlichen Papeln zeigen
oft eine zentrale Vertiefung, die mit einem exprimierbaren schwammigen
Material gefüllt ist. Dieses Material ist hochinfektiös und kann
leicht in die Bindehaut gelangen, wo es eine follikuläre chronische
Konjunktivitis auslöst.
Diagnostik
Die Diagnose der KCE wird in den meisten Fällen klinisch gestellt. Aktuell gibt
es außerdem Adenoviren-Schnelltests, die jedoch bislang – zumeist aus
Kostengründen – nur in unklaren oder besonders schweren Fällen eingesetzt
werden. Die Sensitivität und Spezifität dieser Schnelltests liegen bei bis zu
90 % bzw. 96 %.
Der direkte Nachweis von Adenoviren im Konjunktivalabstrich ist
meldepflichtig.
Nach § 7 (1) IfSG hat der positive Nachweis einer Adenovirusinfektion der
Bindehaut namentlich innerhalb von 24 Stunden nach erlangter Kenntnis an das
zuständige Gesundheitsamt zu erfolgen, wobei nach Information des Robert
Koch-Instituts in einigen Bundesländern schon das klinische Bild der KCE
meldepflichtig ist (detaillierte Informationen zur KCE unter www.rki.de).
Die Diagnose der HSV-Konjunktivitis erfolgt meistens klinisch aufgrund
gleichzeitig bestehender Hautveränderungen (Bläschen) oder aufgrund typischer
Hornhautveränderungen (Keratitis superficialis, dendritiformer Epithelschäden,
etc.). In atypischen Fällen und bei Neugeborenen kann eine HSV-PCR notwendig
sein.
Die Diagnose der Molluscum-contagiosum-Virus-Infektion wird klinisch durch das
typische Aussehen der Dellwarzen gestellt. Vor allem die Lidränder sollten mit
der Spaltlampe sorgfältig untersucht werden.
Therapie
Keratoconjunctivitis epidemica (KCE)
Eine sichere und kausale Therapie der KCE ist bislang nicht vorhanden.
Empfohlen werden die Applikation von Tränenersatzmitteln und in Einzelfällen
die Gabe von topischen Antibiotika zur Behandlung von bakteriellen
Superinfektionen. In einzelnen Studien wurden vorteilhafte Effekte und eine
Reduktion der Viruslast durch die Applikation von Ganciclovir oder
Povidon-Jod gezeigt [[8]].
Eine Gabe von Steroiden in der akuten Phase wird jedoch nicht
empfohlen, da klinische Studien zwar eine anfängliche Reduktion der Symptome
zeigten, sie letztlich jedoch zu einer Verlängerung der Gesamtheilungszeit
führte [[9]]. Für die Behandlung der chronischen
Hornhautveränderungen wird auf den Beitrag zur infektiösen Keratitis
verwiesen.
In Ergänzung der Therapie ist vor allem die Einhaltung hygienischer
Maßnahmen zur Ansteckungsprophylaxe von vordringlicher Bedeutung. So
ist insbesondere die Händedesinfektion und die Desinfektion aller mit dem
Patienten in Berührung gekommenen Gegenstände (Spaltlampe, Instrumente,
Türgriffe, Stühle, etc.) mit viruziden Desinfektionsmitteln oder mit
thermischen Desinfektionsverfahren (93 °C, 5 min) sehr wichtig. Wartende
Patienten mit Verdacht auf KCE sollten zudem von anderen Patienten räumlich
separiert werden.
KCE-Erkrankte sollten über die hohe Infektiosität der Erkrankung informiert
werden. Sie sollten in der kontagiösen Phase Menschenmengen meiden und über
den Zeitraum der Infektiosität (also mindestens über 2–3 Wochen) eine
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung erhalten [[9]].
Hygienemaßnahmen bei Keratoconjunctivitis epidemica (KCE)
-
Händedesinfektion mit viruziden Desinfektionsmitteln
-
Desinfektion aller Gegenstände, mit denen der Patient in
Berührung gekommen ist
-
Meidung von Menschenmengen in der kontagiösen Phase
-
Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung für den Zeitraum der
Infektiosität (mind. 2–3 Wochen)
-
räumliche Separation wartender Patienten mit KCE-Verdacht
HSV-Konjunktivitis
Die Behandlung der HSV-Konjunktivitis erfolgt mit Aciclovir oder Gancliclovir
als Salbe oder Gel mehrfach täglich appliziert. Die Dauer der Behandlung
sollte mindestens 14 Tage betragen, ist jedoch vom klinischen Verlauf und
eventueller begleitender Infektionen der Hornhaut oder intraokulärer
Strukturen abhängig. Von einer Applikation von Steroiden zur Behandlung der
HSV-Konjunktivitis wird abgeraten.
Molluscum-contagiosum-Infektionen
Die Behandlung einer Molluscum-contagiosum-Infektion sollte vor allem bei
immunsupprimierten Patienten erfolgen. Ansonsten kann bei
unauffälligem Augenbefund ein Spontanverlauf abgewartet werden.
Behandlungsmöglichkeiten umfassen eine Kryotherapie, eine Kürettage oder
eine Exzision. Rückfälle sind möglich.
Mykotische Konjunktivitis
Mykotische Konjunktivitis
Zusammenfassung
Die mykotischen Konjunktivitiden sind in unseren Breiten selten, können jedoch
sehr vielgestaltig erscheinen. Eine Beteiligung der regionalen Lymphknoten ist
möglich. Die Diagnose wird meist spät durch Biopsie und histopathologische
Untersuchung gestellt, weshalb die Erkrankung auch als deutlich
unterdiagnostiziert gilt.
Epidemiologie und Ätiologie
Exakte epidemiologische Daten zur Pilz-Konjunktivitis fehlen, sie wird jedoch in
unseren Breiten als selten angenommen. Ätiologisch spielen Mikrotraumata
insbesondere im landwirtschaftlichen Kontext eine wesentliche Rolle. Auch nach
längerer topischer Steroidtherapie kann es zu einer Pilzinfektion der Bindehaut
kommen. Ebenso wird ein gehäuftes Auftreten bei immunsupprimierten Patienten
beobachtet.
Symptomatik
Symptomatisch ist die mykotische Konjunktivitis den anderen infektiösen
Bindehautentzündungen sehr ähnlich, nicht zuletzt, da häufig eine
Mischinfektion vorliegt. Typisch für eine Pilzinfektion ist der
subakute bis chronische schwere Verlauf bei entsprechender Anamnese
(landwirtschaftlicher Kontext, topische Steroid-Langzeittherapie,
Immunsuppression).
Diagnostik
An erster Stelle des diagnostischen Vorgehens steht, wie bei allen
Konjunktivitiden, die genaue spaltlampenbiomikroskopische Inspektion der
vollständigen Bindehaut unter Ektropionieren von Ober- und Unterlidern. Da sich
das klinische Bild sehr variabel gestaltet, wird die Diagnose einer mykotischen
Konjunktivitis in der Regel durch Bindehautbiopsie und histopathologische
Untersuchung gestellt. Klinisch wie histopathologisch hat sich folgende
Einteilung etabliert:
-
oberflächliche mykotische Konjunktivitis
-
proliferierende mykotische Konjunktivitis
-
tiefe granulomatöse mykotische Konjunktivitis
Oberflächliche mykotische Konjunktivitis. Hier sind überwiegend die
epithelialen und subepithelialen Schichten der Bindehaut betroffen. Zu den
häufigsten Erregern zählen
Die seltene konjunktivale Candidainfektion imponiert klinisch als
pseudomembranöse Konjunktivitis, häufig im Rahmen einer generalisierten
Moniliasis (Soor). Im fortgeschrittenen Stadium kann es zu
Bindehautschrumpfungen mit Symblepharonbildung und vaskularisierter
Hornhauttrübung kommen.
Das Pityrosporum ovale tritt häufig zusammen mit pathogenen Staphylokokken im
Rahmen einer seborrhoischen (Blepharo-)Konjunktivitis auf.
Proliferierende mykotische Konjunktivitis. Papillomatöse bis pustulöse
Veränderungen zeigen sich bei der
-
Blastomykose,
-
Rhinosporidiose,
-
Aspergillose,
-
Coccidioidose und
-
Paracoccidioidose.
Die Blastomykose imponiert klinisch als purulente, ulzerierende Läsion, umgeben
von Granulationsgewebe, und tritt meist im Fornix conjunctivae auf, seltener im
Bereich der bulbären Bindehaut, wo sie einem Bitot-Fleck zum Verwechseln ähnlich
sein kann. Zugleich kommt es zu einer regionalen Lymphadenopathie.
Histopathologisch findet sich eine granulomatöse Entzündung mit großen
mononukleären und multinukleären Zellen.
Die vorwiegend in den Tropen auftretende Rhinosporidiose ist in der Regel
unilateral ohne regionale Lymphadenopathie. Sie imponiert klinisch als flaches,
teils polypöses, schmerzloses Granulom der Conjunctiva bulbi et tarsi des
Unterlides, häufig einem aufbrechenden Chalazion ähnlich. Histopathologisch
zeigen sich zahlreiche Zysten unter einem proliferierten Epithel eingebettet in
fibrozelluläres Gewebe, die teils leer, teils mit Rhinosporen gefüllt sind und
sich bei spontaner Ruptur in den Bindehautsack entleeren können. Auch hier wird
die Diagnose in der Regel durch die histopathologische Untersuchung
gestellt.
Tiefe granulomatöse mykotische Konjunktivitis. Subepithelial oder sogar
subkonjunktival finden sich knötchenförmige, granulomatöse Entzündungsherde,
umgeben von proliferierendem Bindegewebe, die ulzerieren und eitrig einschmelzen
können. Häufigster Erreger ist das Sporotrichum schenckii, ein
Pflanzensaprophyt, der durch Mikrotraumen die Bindehaut infizieren kann. Typisch
für eine Sporotrichose ist die Assoziation mit einer Lymphangitis und
Lymphadenopathie, insbesondere der präaurikulären Lymphknoten.
Zielgerichtete Diagnostik
Diagnostisches Vorgehen bei mykotischer Konjunktivitis
-
Anamnese (landwirtschaftlicher Kontext, topische
Steroid-Langzeittherapie, Immunsuppression)
-
spaltlampenbiomikroskopische Inspektion der vollständigen
Bindehaut
-
Bindehautbiopsie und histopathologische Untersuchung
Therapie
Nach Biopsie und Diagnosestellung wird lokal und ggf. systemisch eine
antimykotische Therapie eingeleitet. Die fungizide Wirksubstanz richtet sich,
sofern möglich, nach dem identifizierten Erreger, z. B.
Perspektiven
In Zukunft könnte die In-vivo-Konfokalmikroskopie der Augenoberfläche Bedeutung
in der Diagnostik der mykotischen Konjunktivitis erlangen.
Parasiten- und Raupenhaar-Konjunktivitis
Parasiten- und Raupenhaar-Konjunktivitis
Zusammenfassung
Die parasitären Konjunktivitiden gehören zu den Tropenerkrankungen und sind in
unseren Breiten sehr selten. Die meist granulomatösen Entzündungen sind häufig
visusbedrohend und sollen hier nur im Überblick angerissen werden.
Epidemiologie und Ätiologie
Es liegen keine epidemiologischen Daten zur Parasiten-Konjunktivitis in unseren
Breiten vor. Aber im Zuge der Globalisierung und des Tropentourismus ist mit
einer Zunahme ihrer Inzidenz zu rechnen.
In der Regel handelt es sich um eine granulomatöse Entzündung durch Protozoen
(Leishmaniose), Plathelminthen (Schistosomiasis, Echinococcose, Zystizerkose)
oder Nematoden (Filariasis, Onchozerkose).
Auch Eier und Larven von Fliegen können eine granulomatöse Konjunktivitis
verursachen (okuläre Myiasis). Die Härchen von Raupen rufen eine schwere
Fremdkörperreaktion mit zahlreichen granulomatösen Entzündungsherden hervor
(Raupenhaar-Konjunktivitis). Penetrieren die Raupenhaare den Bulbus, kann es zu
einer schweren granulomatösen Endophthalmitis kommen.
Erreger parasitärer Konjunktivitiden
-
Protozoen: Leishmaniose
-
Plathelminthen: Schistosomiasis, Echinococcose, Zystizerkose
-
Nematoden: Filariasis, Onchozerkose
-
Fliegen (Eier und Larven)
-
Raupen (Raupenhaar-Konjunktivitis)
Symptomatik
Die Beschwerden wie auch das klinische Bild sind sehr variabel. Häufig dominieren
Juckreiz und Brennen der Augen, teilweise ausgelöst durch die Bewegung der
Parasiten.
Diagnostik
Der eingehenden Anamneseerhebung (insbesondere Reise- und Haustieranamnese) folgt
die spaltlampenbiomikroskopische Inspektion der vollständigen Konjunktiva unter
Ektropionieren von Ober- und Unterlidern. Zum Teil lassen sich die Parasiten
direkt visualisieren, zum Teil zeigen sich Bindehautgranulome. Auch eine primäre
Inspektion der Bindehaut mit bloßem Auge ohne weitere Hilfsmittel kann
nützlich sein, da beispielsweise der bis zu 7 cm lange Fadenwurm Loa-Loa vor dem
Licht der Spaltlampe flüchtet. Die In-vivo-Konfokalmikroskopie der
Augenoberfläche kann ebenso hilfreich sein vor entsprechender Biopsie und
histopathologischer Untersuchung. Hier imponieren meist nekrotische Reste von
Parasiten umgeben von Riesenzellen und vielen Eosinophilen
(Splendore-Hoeppli-Reaktion).
Diagnostik bei parasitärer Konjunktivitis
-
eingehende Anamneseerhebung, insbesondere Reise- und
Haustieranamnese
-
primäre Inspektion der Bindehaut
-
spaltlampenbiomikroskopische Inspektion der vollständigen
Konjunktiva
-
Biopsie und histopathologische Untersuchung
-
hilfreich: In-vivo-Konfokalmikroskopie der Augenoberfläche
Cave. Bei Vorliegen einer parasitären Konjunktivitis ist eine komplette
ophthalmologische Untersuchung inklusive Hornhaut- und Fundusuntersuchung in
Mydriasis obligatorisch, um eine okuläre Beteiligung oder
Sekundärveränderungen (wie neovaskuläre Hornhauttrübungen) auszuschließen
[[10]].
Therapie
Die Behandlung der parasitären Konjunktivitis ist sehr unterschiedlich und reicht
von der einfachen Entfernung der Parasiten mittels Pinzette unter lokaler
Betäubung bis hin zur chirurgischen Exzision. Darüber hinaus können
desinfizierende, antiparasitäre wie auch antiinflammatorische Medikationen lokal
und ggf. systemisch eingesetzt werden.
Dieser Artikel erschien in den Klinischen Monatsblättern für Augenheilkunde
(
DOI 10.1055/s-0032-1325087
).