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DOI: 10.1055/s-0032-1325699
Dislozierte Radiusfraktur im Kindesalter: konservative Behandlung ohne Reposition
Publication History
Publication Date:
08 November 2012 (online)
Dislozierte distale Radiusfrakturen werden im Allgemeinen geschlossen oder offen reponiert. Für die Reposition sind vor allem im Kindesalter eine Analgesie und Sedierung erforderlich, häufig auch eine Allgemeinanästhesie. Das erhöht den Personalbedarf, die Kosten und die Zeitdauer für die Versorgung. Eine Gruppe von Kinderärzten aus Hawaii hat daher untersucht, ob bei Kindern mit dislozierter distaler Radiusfraktur die Reposition nicht auch unterbleiben könnte.
Bei geschlossenen dislozierten distalen Radiusfrakturen (DRF) kann im Kindesalter auch bei Verkürzung und Verschiebung der Fragmente gegeneinander auf eine Reposition verzichtet werden, ohne dass das Ergebnis negativ beeinflusst wird. Das haben Crawford et al. bei insgesamt 51 Kindern im Alter zwischen 3 und 10 Jahren (durchschnittliches Alter 6,9 Jahre) in einer retrospektiven Untersuchung herausgefunden.
Alle Kinder wiesen eine geschlossene DRF im Metaphysenbereich auf. Das distale Fragment war um volle Schaftbreite (100%) nach dorsal disloziert und es bestand eine Verkürzung des distalen Radiussegments um im Mittel 5,0 mm. Die Behandlung erfolgte mit einer Unterarmgipsschiene mit - nicht immer vollständigem - Ausgleich des Frakturwinkels, die Verkürzung wurde belassen. Sedierung und/oder Analgesie waren bei keinem der Kinder notwendig. Die Schiene wurde entfernt, sobald der Ort der Fraktur schmerzfrei war und im Röntgenbild Hinweise auf eine einsetzende Kallusbildung sichtbar waren. Nachuntersuchungen erfolgten nach 1 Woche, 2 und 6 Wochen und nach 1 Jahr. Beurteilt wurden grobe optische Auffälligkeiten im Vergleich der Gegenseite, die Beweglichkeit im Handgelenk und die Zufriedenheit der Eltern mit der Behandlung. Zudem wurden die Kosten der Therapie berechnet und mit denen anderer Therapieansätze verglichen.
Nach im Mittel 42 Tagen konnte der Gips entfernt werden. Zu diesem Zeitpunkt bestanden Restfehlstellungen von im Mittel 0,8° in der koronalen Ebene (gegenüber 3,2° zu Beginn) bzw. 2,2° in der sagittalen Ebene (gegenüber 4,0° zu Beginn). Bei allen Kindern war die Fraktur vollständig verheilt, sowohl gemäß dem Röntgenbild als auch nach dem klinischen Befund. Das Handgelenk war bei allen Patienten voll beweglich mit erhaltener Kraft. Klinische Deformitäten wie z.B. weiterhin bestehende Verkürzungen lagen nicht vor. Alle Eltern zeigten sich bei Befragung mit der Behandlung zufrieden und würden diese Behandlungsform erneut wählen, falls erforderlich.
Eine finanzielle Gegenüberstellung anderer Therapieansätze ergab folgende Kostensteigerungen:
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um das 4,7-Fache für die geschlossenen Reposition mit Sedierung in der Notaufnahme
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um das 6,2-Fache für die geschlossene Reposition in Allgemeinanästhesie im OP
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um das 8,5-Fache für die geschlossene Reposition mit anschließender Stiftfixierung im OP.