Handchirurgie Scan 2012; 01(01): 25-26
DOI: 10.1055/s-0032-1325700
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Distale Radiusfrakturen
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Schraubenlänge und Stabilität bei distalen Radiusfrakturen

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Publication Date:
08 November 2012 (online)

Distale Radiusfrakturen werden zunehmend mit palmaren Verriegelungsplatten versorgt – ein Grund dafür ist, dass die dorsale Verplattung häufig zu Schäden an den Strecksehnen führt und die winkelstabilen palmaren Platten eine größere Stabilität erbringen. Mit dem immer häufigeren Einsatz haben sich aber auch bei palmaren Plattenosteosynthese Probleme gezeigt, u.a. im Bereich der dorsal liegenden Strecksehnen. Solche Komplikationen gehen oft auf überstehende, zu lange Schrauben zurück, die mit dem Ziel einer bikortikalen Fixierung des Knochens eingebracht werden. Der Frage, ob derart lange Schrauben zur stabilen Versorgung einer distalen Radiusfraktur überhaupt notwendig sind, ist die Arbeitsgruppe um Lindley Wall nachgegangen.

Die Verwendung unikortikaler Schrauben bei palmarer, winkelstabiler Plattenosteosynthese einer distalen Radiusfraktur führt zu ausreichender Stabilität ohne die dorsalen Strecksehnen zu gefährden. So das Ergebnis der US-amerikanischen Forschergruppe, die dazu im Kunststoffmodell eines osteoporotischen Radius 30 distale extraartikuläre Frakturen (AO-Typ 23 A3.2) erzeugt und mit 5 verschiedenen Systemen versorgt hatten (6 Frakturen pro Gruppe): Bikortikale Verriegelungsschrauben, 3 verschieden lange monokortikale Verriegelungsschrauben (volle Länge, mit der die dorsale Kortikalis gerade erreicht wird sowie 75% und 50% dieser vollen Länge) und monokortikale Verriegelungsstifte. Mithilfe einer Materialprüfmaschine wurde die Steifigkeit jeder Versorgung unter physiologischen Belastungen (axiale Kompression, dorsale und palmare Beugung) untersucht. Außerdem wurde die Belastbarkeit bis zum Auftreten einer 2-mm-Verschiebung der Frakturenden und bis zum vollständigen Versagen der Fixierung (= Bruch) getestet.

Es fanden sich ähnliche Stabilitäten für palmare und dorsale Biegestabilität in allen Versorgungsmodellen. Ähnliches galt für die endgültige Steifigkeit unter axialer Belastung: 230 N/mm für bikortikale Schrauben, 227, 226 bzw. 187 N/mm für die monokortikalen Schrauben mit voller, 75%iger bzw. 50%iger Länge sowie 226 N/mm für die monokortikalen Stifte.

Für das Auftreten einer Verschiebung um 2 mm waren allerdings bei den monokortikalen Schrauben mit 50%iger Länge deutlich geringere Kräfte erforderlich (311 N) als bei bikortikalen Schrauben (460 N), monokortikalen Schrauben voller bzw. 75%iger Länge (464 bzw. 400 N) und monokortikalen Stiften (356 N). Die bis zu einem endgültigen Bruch erforderlichen Kräfte unterschieden sich nicht statistisch signifikant zwischen den Gruppen, für die monokortikalen Stifte und die 50%igen monokortikalen Schrauben waren im Mittel um 16 bzw. 21% geringere Kräfte erforderlich, als für die anderen Arten der Versorgung.