PSYCH up2date 2013; 7(01): 49-64
DOI: 10.1055/s-0032-1327239
Störungsübergreifende Themen und Methoden

Aggressive Verhaltensstörungen

Christina Stadler
,
Klaus Schmeck
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Kernaussagen

Aggressive Verhaltensstörungen stellen in den gegenwärtigen diagnostischen Klassifikationssystemen keine eigenständige Störung dar. Am häufigsten werden sie der Diagnose Störung des Sozialverhaltens und im Erwachsenenalter einer dissozialen Persönlichkeitsstörung zugeordnet. Vielfältige Untersuchungen weisen darauf hin, dass eine Differenzierung zwischen den beiden Subtypen reaktiv-impulsive und proaktiv-instrumentelle Aggression hilfreich ist, da sich diese beiden Ausdrucksformen nicht nur hinsichtlich ihres Erscheinungsbildes deutlich unterscheiden, sondern auch hinsichtlich biologischer Ursachen, Prognose oder Verlauf. Auch wenn auf der Basis neurobiologischer Korrelate derzeit keine klinische Diagnosestellung möglich ist, weist die Vielzahl der vorliegenden Untersuchungsergebnisse darauf hin, dass bei verschiedenen Subtypen aggressiven Verhaltens unterschiedliche Defizite hinsichtlich Emotionserkennung und -regulation gegeben sind und diese mit spezifischen neuronalen und neurochemischen Korrelaten assoziiert sind.

Auch im Hinblick auf die Evaluation von therapeutischen Behandlungsansätzen ist die differenzielle Berücksichtigung von psychobiologischen Risikofaktoren von besonderem Interesse. Die Entwicklung spezifischer Behandlungsmethoden für Patienten mit primär proaktiv-kalter Aggression bzw. erhöhten kalt-unemotionalen bzw. psychopathischen Persönlichkeitszügen, stellt dabei eine besondere Herausforderung dar.



Publication History

Publication Date:
19 November 2012 (online)

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