Subscribe to RSS
DOI: 10.1055/s-0032-1327938
Tinnitus – Hintergründe und Pathophysiologie
Publication History
Publication Date:
17 December 2012 (online)


Wechselseitige Kommunikation mit unserer Umwelt ist uns Menschen v. a. dank unserer Fähigkeit zu hören möglich. Akustische Reize nehmen wir selbstverständlich mithilfe unserer Ohren wahr ([Abb. 1]). Die Wahrnehmung im eigentlichen Sinne findet allerdings auf der Oberfläche unseres Gehirns, im Bereich des sog. auditorischen Kortexes, statt. Beim Gesunden wird der auditorische Kortex über Neuronen, die Bestandteile der Hörbahn ([Abb. 2]) darstellen, aktiviert.






Diese Neuronen wiederum werden zuvor durch Haarzellen, die eigentlichen Sensoren des auditorischen Systems, erregt, nachdem diese selbst durch Druckänderungen der cochleären Flüssigkeiten gereizt worden sind. Schallwellen, die unser Ohr erreichen, versetzen vermittelt über das Trommelfell unsere Mittelohrknöchelchen in Bewegung.
Bildhaft gesprochen kann man sich die beschriebene Kettenreaktion als „Dominoeffekt“ vorstellen: Der erste fallende Stein würde in diesem Zusammenhang die Auslenkung des Trommelfells symbolisieren ([Abb. 3]), der letzte Dominostein die eigentliche Stimulation des auditorischen Kortexes.



Allerdings kann der auditorische Kortex als Ergebnis pathologischer Prozesse auch ohne die tatsächliche Einwirkung von Schallwellen stimuliert werden. Dieses Phänomen entspräche einer Domino-Kettenreaktion, die eben nicht durch den Fall des ersten Steins, sondern durch den des zweiten, dritten oder eines beliebigen anderen in Gang gesetzt wurde. Eine solche „falsche“ Aktivierung führt zur Wahrnehmung von Phantomtönen im auditorischen Kortex [7], die man auch als Tinnitus bezeichnet.