Psychother Psychosom Med Psychol 2013; 63(01): 19-25
DOI: 10.1055/s-0032-1329975
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Verkörperte Ungleichheiten: Herausforderungen für die psychosomatische Medizin

Embodied Inequalities: Challenges for Psychosomatic Medicine
Matthias Richter
1   Institut für Medizinische Soziologie, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale)
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Publikationsverlauf

eingereicht 13. Juni 2012

akzeptiert 02. Oktober 2012

Publikationsdatum:
22. Januar 2013 (online)

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Zusammenfassung

Trotz umfangreicher Kritik dominiert das reduktionistische biomedizinische Paradigma die Medizin bis dato. Dadurch wird ausgeblendet, dass wir Menschen nicht nur biologische Organismen, sondern gleichzeitig auch soziale Wesen sind, die in sozial organisierten Gesellschaften leben. Krankheit und frühzeitige Sterblichkeit sind damit verkörperte Expressionen der Bedingungen, unter denen wir leben. Der Beitrag skizziert, dass ein großer Teil der aktuell vorherrschenden Krankheiten maßgeblich durch soziale, ökonomische und politische Determinanten beeinflusst wird und geht der Frage nach, wie soziale Ungleichheiten unter die Haut kommen und krank machen. Die Berücksichtigung sowohl sozialer als auch biologischer Prozesse kann neue Evidenz bereitstellen, wie wir unsere gelebte Erfahrung biologisch verkörpern und so gesellschaftliche Muster der Verteilung von Gesundheit und Krankheit sowohl innerhalb als auch zwischen Gesellschaften generieren.

Abstract

Even though highly criticized, the reductionist biomedical paradigm dominates medicine until today. This downplays that we as humans are not only biological organisms but simultaneously also social beings which live in socially organized societies. Disease and premature mortality are thus embodied expressions of the conditions under which we live and work. The paper outlines that a large part of prevailing diseases are strongly influenced by social, economic and political determinants and analyses how social inequalities get under the skin and cause adverse health. Considering social as well as biological processes can generate new evidence, how we biologically incorporate our lived experience and thus create social patterns of health and illness not only in societies but also between societies.