Pneumologie 2013; 67(04): 194
DOI: 10.1055/s-0033-1343058
Pneumo-Fokus
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ambulant erworbene Pneumonie – Copeptin als Biomarker für Hochrisikopatienten

Contributor(s):
Matthias Manych
Kolditz M et al.
Respir Medicine 2012;
106: 1320-1328
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Publication History

Publication Date:
10 April 2013 (online)

 

Zur Mortalitätsprognose bei ambulant erworbener Pneumonie (AEP) werden die Risiko-Scores CRB–65 (Confusion, Respiratory Rate, Blood Pressure, Age ≥ 65) und PSI (Pneumonia Severity Index) häufig empfohlen. M. Kolditz et al. haben überprüft, ob sich mit den Biomarkern Copeptin und MR-proADM (mittregionales Proadrenomedullin) die Vorhersage verbessern lässt.
Respir Medicine 2012; 106: 1320–1328

Die prospektive Untersuchung des prädiktiven Werts der neuen Biomarker wurde mit Entzündungsindikatoren, den genannten Scores sowie dem Score der American Thoracic Society (ATS) und Infectious Diseases Society of America (IDSA) mit 9 Minor-Kriterien verglichen. Dafür standen 51 konsekutiv stationär aufgenommene Patienten mit AEP zur Verfügung. Zu den Ausschlusskriterien gehörten u. a. nosokomiale Pneumonien und Aufnahme auf die Intensivstation innerhalb der ersten 24 Stunden. Die Krankheitsschwere wurde anhand aller Scores beurteilt. Am Morgen nach der stationären Aufnahme wurden Blutproben entnommen. Sämtliche Labormessungen fanden verblindet statt. Die vorher definierten Ergebnisparameter waren Aufnahme auf die Intensivstation oder Mortalität am 7. Tag nach Krankenhausaufnahme (I) sowie klinische Instabilität 72 Stunden nach Blutentnahme (II).

Verbesserte Prädiktion mit Copeptin

Der Copeptin-Wert erhöhte sich bei Patienten, die in Bezug auf beide Ergebnisparameter schlechte Verläufe hatten. Damit war Copeptin neben dem PSI-Score und den ATS/IDSA-Minor-Kriterien der einzige Parameter, der deutliche Unterschiede bei Patienten mit frühen Zustandsverschlechterungen ergab. Die diagnostische Kapazität von Copeptin, Ereignisse entsprechend (I) vorherzusagen, erreichte einen AUC-Wert von 0,81 mit einem optimalen Cut-off-Wert von 35 pmol/l. Die Sensitivität betrug 78 %, die Spezifität 79 %, der positive prädiktive Wert (PPV) 40 % und der negative prädiktive Wert (NPV) 92 %. Die Werte für die Vorhersage klinischer Instabilitäten innerhalb von 36 Stunden waren für Copeptin: AUC 0,74, optimaler Cut-off 25 pmol/l, Sensitivität 60 %, Spezifität 81 %, PPV 75 % und NPV 68 %. Der Biomarker MR-proADM erreichte AUC-Werte von 0,67 für (I) und 0,61 für (II).

Die Anwendung des PSI-Scores für die Vorhersage entsprechend des ersten Ergebnisparameters ergab einen AUC-Wert von 0,75 und war damit Copeptin nicht unterlegen (p = 0,36). In der Kombination mit Copeptin stieg dieser Wert auf 0,83. Dagegen schnitt der CRB-65-Score deutlich schlechter ab als der Biomarker (AUC 0,57, p = 0,018). Mit der Kombination CRB-65-Score plus Copeptin kam der AUC-Wert nicht an den von Copeptin allein heran (AUC 0,78). Die Vorhersage von Aufnahmen auf die Intensivstation oder Mortalität am 7. Tag nach Krankenhausaufnahme mit 9 ATS/IDSA-Minor-Kriterien war ebenso zuverlässig wie mit Copeptin (AUC 0,81). Die Kombination aus den Kriterien plus Biomarker verbesserte den AUC-Wert auf 0,85. Bei einem optimalen Cut-off bei mehr als 2 Kriterien lag die kombinierte Sensitivität bei 89 % und die Spezifität bei 67 %.

Fazit

Copeptin ermöglichte bei Patienten mit AEP in dieser Studie eine bessere Prädiktion früher Zustandsverschlechterungen und anhaltender klinischer Instabilitäten. Zusätzlich verbesserte der Biomarker die prädiktiven Eigenschaften etablierter klinischer Scores, so die Autoren.


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