Aktuelle Ernährungsmedizin 2013; 38(03): 195-200
DOI: 10.1055/s-0033-1343132
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Adipositasprävention bei Frauen in allen Lebensphasen

Life Time Obesity Prevention in Women
U. Korsten-Reck
Abt. Rehabilitative und Präventive Sportmedizin, Medizinische Universitätsklinik, Freiburg
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Publication Date:
16 May 2013 (online)

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Zusammenfassung

Die Adipositas als chronische Erkrankung zeichnet sich durch eine Interaktion von Vererbungsfaktoren und Umweltfaktoren aus. Frauen können in verschiedenen Lebensphasen auf unterschiedliche Art und Weise mit einem Erkrankungsrisiko konfrontiert sein und somit sollten die Weichen bezüglich präventiver Strategien in allen Lebensphasen gestellt werden.

Allgemein beinhaltet die Schwangerschaft eine entscheidende Phase der Prägung für das spätere Körpergewicht. Eine Überernährung der Mutter und mangelnde körperliche Aktivität (KA) führen zu einer negativen Voraussetzung für das Neugeborene. Treten bestimmte Hormone während kritischer Phasen der frühen Entwicklung in abnormen Konzentrationen auf, kann es zu einer anhaltenden Fehlprogrammierung zentraler Regelkreise des Neugeborenen kommen (epigenetische Programmierung). Ein besonderes Risiko für eine spätere Adipositas stellt ein hohes Geburtsgewicht („large for gestation“ [LGA]) dar. Frauen, die selbst als „large for gestation“ geboren wurden, weisen im gebärfähigen Alter unabhängig von ihrem BMI auch ein größeres Risiko auf, ein LGA-Kind zu gebären. Dies könnte die ansteigende Adipositasepidemie miterklären.

Im weiteren Lebenslauf zeigt die Pubertät mit ihren endokrinologischen Veränderungen eine „gender“-abhängige Problematik der Adipositasentwicklung zuungunsten der Mädchen. Mädchen sind eher inaktiv und bevorzugen eine eher sitzende Lebensweise.

Des Weiteren sind Frauen in der Menopause einem erhöhten Adipositasrisiko ausgesetzt, profitieren aber verstärkt von körperlicher Aktivität (KA). Die Reduktion der Fettmasse kann als Triggerfunktion für alle weiteren chronischen Erkrankungen angesehen werden. Selbst bei übergewichtigen Frauen können Risikofaktoren durch körperliche Aktivität, unabhängig davon, ob ein Gewichtsverlust eintritt oder nicht, verbessert werden. Die Lebensstilkomponenten ausgewogene Ernährung und KA müssen in den Vordergrund rücken.

Abstract

Obesity is a chronic desease. In addition to a genetic predisposition for obesity, there are strong familial influences on the nutritional, physical and social behaviour. In different time-periods in lifespan females are faced with the risk of obesity development, and prevention strategies must be established.

Even pregnancy is already an important period for the prediction of bodyweight in later life. Increasing levels of hormones in critical phases of early growth can maintain an epigenetic programming of central feedback systems in the newborn child.

Women who were born as “large for gestation” (LGA) show in the child-bearing age – independent of BMI – a higher risk to give birth to a LGA child. This could be an explication for obesity epidemic.

For the further development of bodyweight in childhood the increasing obesity prevalence in childhood partly depends on mother’s obesity.

Puberty with all endochrinological changes includes a „Gender specific“problem of obesity development. Girls are more inactive and prefer sedentariness in their socialisation.

The postmenopause provides a further time-period with an increased risk to develop obesity and plays an important role for prevention strategies due to the demographic changes. Menopausal women benefit largely from physical activity (PA). Weight maintainance and weight loosing by PA leads to a decreased risk for cardiovascular diseases and breast cancer caused by decreased abdominal body fat. The decrease of fat mass has a trigger function for all further deseases. Even in overweight and obese women, risk factors can be improved by PA – independent of weight-reduction. Age adapted nutrition and PA must be considered as the most important preventive lifestyle components.