Aktuelle Dermatologie 2013; 39(11): 465-467
DOI: 10.1055/s-0033-1344695
Tagungsbericht
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Projektspezifische Stiftungsförderung in der Dermatologie[*]

Project-Specific Foundation Funding in Dermatology
M. Schmuth
Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie, Medizinische Universität Innsbruck, Österreich
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Korrespondenzadresse

Prof. Dr. Matthias Schmuth
Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie
Medizinische Universität Innsbruck
Anichstraße 35
A-6020 Innsbruck

Publication History

Publication Date:
11 November 2013 (online)

 

Zusammenfassung

Forschungsförderungen durch Privatspenden und Stiftungen komplementieren zunehmend das Forschungsportfolio dermatologischer Kliniken. Im Falle der Abnahme öffentlicher Forschungsförderungen wird diese Form der Finanzierung zunehmend Bedeutung gewinnen. Das Wissen über Fördergeber, Antrags- und Evaluierungskriterien könnte deshalb für Dermatologen und Hautkliniken einen Wettbewerbsvorteil bedeuten.


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Abstract

Philanthropic research funding is complementary to the portfolio of funding mechanisms available to dermatologic departments. In view of a decrease in public research funding, this form of funding will become increasingly important. Knowledge about financing options, application and evaluation procedures may place dermatologists and dermatology departments in a competitive position.


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Warum Stiftungsförderung?

Angesichts des Wettbewerbs um öffentliche Forschungsgelder, ist es für den fortgesetzten Erfolg unseres Faches wünschenswert, zusätzliche Quellen der Forschungsförderung aufzutun. Neben der Industrieförderung kommen hierfür Privatspenden und Stiftungen infrage. Grundsätzlich sollte die Forschungsförderung ein balanciertes Portfolio darstellen, in dem öffentlich geförderte Projekte durch Industrie- und Privatförderungen ergänzt werden ([Abb. 1]).

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Abb. 1 Beispiel für die anteilsmäßige Forschungsfinanzierung einer Universitäts-Klinik für Dermatologie. Die Anteile der einzelnen Fördergeber variieren von Klinik zu Klinik und mit der Zeit. Es ist eine zunehmende Bedeutung von Spenden/Stiftungsförderungen zu erwarten.

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Wer fördert?

Patienten. Dankbare Patienten und/oder Angehörige haben mitunter das Bedürfnis, ihr Dankeschön durch eine Forschungsförderung zu untermauern. Selbsthilfeorganisationen, besonders die Größeren unter ihnen, unterhalten Förderprogramme. Ein Beispiel hierfür sind Selbsthilfegruppen für seltene Erkrankungen. Die Dystrophic Epidermolysis Bullosa Research Association (DEBRA) hat an der Salzburger Universitäts-Hautklinik durch kontinuierliche Arbeit ein Exzellenzzentrum der Patientenversorgung, Forschung und Lehre gefördert und das Epidermolysis bullosa (EB)-Haus, die weltweit erste und einzigartige Spezialklinik für EB, mitfinanziert [1].

Mitarbeiter der Gesundheitsberufe. Auch Ärzte bzw. Pflegeberufe und ihre Organisationsformen (z. B. Fachgesellschaften, Ärztekammer) beteiligen sich in speziellen Programmen an der Förderung der Forschung. Dieses geschieht durch Stipendien und Preise, die meist besonders dem wissenschaftlichen Nachwuchs gelten. Die Berliner Stiftung für Dermatologie ist ein Beispiel dafür, wie durch wohldurchdachte Etablierung von Wissenschaftspreisen und durch gezielte internationale Austauschprogramme die Entwicklung des Faches wesentlich gestützt werden kann [2]. Mit den Austauschprogrammen verfolgt die Stiftung das Ziel, das Fach auch in Gebieten der Welt zu unterstützen, in denen es noch schwach entwickelt ist, und dort eine dermatologische Grundversorgung aufzubauen, speziell unter dem Gesichtspunkt zunehmender Ansteckungsraten mit Geschlechtskrankheiten und HIV.

Erfolgreiche Beispiele gibt es auch für die Spendensammlung innerhalb einer Fachabteilung durch aktuelle und ehemalige Klinikmitglieder. Eindrucksvoll in diesem Zusammenhang ist die Etablierung der John Epstein Professur an der Universitätsklinik für Dermatologie in San Francisco, welche der Klinik eine verbesserte Profilierung und Fokussierung auf wissenschaftliche Themen ermöglicht und ausschließlich durch Spenden etabliert wurde. Es ist in diesem Zusammenhang nicht überraschend, dass umgekehrt Prof. Epstein selbst mehrere Fachstiftungen mit Spenden unterstützt (Dermatology Foundation, American Dermatological Association, San Francisco Dermatological Society). Diese Art von Spendenfreudigkeit ist eine Tradition, die sich in Europa erst durchsetzen muss. Sie könnte entscheidend zum weiteren Fortschritt des Faches beitragen.

An der Medizinischen Universität Innsbruck hat der renommierte Biochemie-Professor Helmut Wachter aus seinen Privatspenden einen Preis gestiftet, der das Lebenswerk exzeptioneller Wissenschaftler auszeichnet. Es wurden bereits Nobelpreisträger späterer Jahre mit dem Wachter-Preis bedacht, was ihm ein hohes Prestige verleiht, das auch der Universität zugutekommt.

Philanthropische Forschungsförderung. Schließlich gibt es reine Philanthropen, die ohne unmittelbaren Bezug zum Gesundheitsbereich ihre Lebensaufgabe nicht allein dadurch verwirklicht sehen, dass sie ökonomische, nämlich materielle Gewinne erzielen, sondern gleichzeitig sozial-kulturelle Zielsetzungen verfolgen möchten. Gerne wird in diesem Zusammenhang eine gesamte Universität, oftmals deren Infrastruktur durch Errichtung neuer Gebäude unterstützt, welche nach den Förderern benannt werden. Selten, aber besonders wünschenswert, ist die projektspezifische Forschungsförderung durch philanthropische Spender in der Dermatologie. Im Wettbewerb um derartige Förderungen ist es entscheidend, durch gezielte Wissenschaftskommunikation die Bedeutung und Gemeinnützigkeit der dermatologischen Krankenversorgung, Lehre und Forschung zu verdeutlichen. Die Fördergeber müssen überzeugt werden, dass die Schwere von Hautkrankheiten, ihre Häufigkeit und/oder ihre Bedeutung für den Gesamtorganismus das entsprechende Thema förderungswürdig machen. Förderungssuchende müssen die Begeisterungsfähigkeit ihrer Förderer möglichst unmittelbar und authentisch ansprechen.


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Was wird gefördert?

Forschungsprojekte. Anträge zu thematisch umschriebenen und zeitlich begrenzten Forschungsthemen und -zielen werden sowohl von Patienten-Selbsthilfeorganisationen (Beispiel: DEBRA) als auch von Privatstiftungen (Beispiel: Berliner Stiftung für Dermatologie) gefördert [1] [2].

Ausbildung. Privatstiftungen fördern Doktoranden und Fachärzte in Ausbildung im Rahmen von Austauschprogrammen, die zeitlich begrenzte Forschungsprojekte beinhalten [2].

Stiftungsprofessur. Im deutschsprachigen Raum werden Stiftungsprofessuren vorwiegend durch die pharmazeutische Industrie gefördert. Die John Epstein Stiftungsprofessur an der Univ.-Hautklinik in San Francisco (siehe oben) und andere Beispiele philanthropischer Finanzierung von Endowed Chairs, die üblicherweise den Namen des Fördergebers tragen, sind alternative Möglichkeiten der Stiftungsfinanzierung, die im deutschsprachigen Raum eine weitere Verbreitung verdienen.


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Wie erfolgen Beantragung, Durchführung und Evaluierung?

Die Berliner Stiftung für Dermatologie und DEBRA veröffentlichen Ausschreibungsbedingungen. Formalisierte Begutachtungsmechanismen werden durchlaufen, bevor Projektförderungen ausgesprochen werden. Aber nicht alle Privatstiftungen besitzen formalisierte Bewerbungswege. Insgesamt versprechen Stiftungsförderungen im Vergleich zur öffentlichen Forschungsförderung weniger Bürokratie und eine höhere Flexibilität im Einsatz der Mittel. Die Kehrseite der Medaille ist, dass, wenn Bewerbungswege und Evaluierung der Forschungsergebnisse weniger formalisiert sind, auf wertvolle Kritik und Qualitätskontrolle verzichtet wird. Es ist deshalb nicht nur im Interesse der Förderer, sondern auch der Geförderten selbst, die Forschungsplanung und Projektergebnisse objektiv evaluiert zu wissen.

Charakteristisch ist die unmittelbare, persönliche Rechenschaft gegenüber dem Fördergeber. In diesem Zusammenhang ist vor überhöhten Erwartungen seitens der Förderer zu warnen. Die Erwartungen müssen zu jedem Zeitpunkt, insbesondere in der Anbahnungsphase, realistisch gehalten werden. Im Verlauf ist es wichtig, dass die Spender teilhaben können an den Forschungsergebnissen und Dank erhalten. Anders als bei öffentlich geförderten Forschungsprojekten, gehört die Pflege des persönlichen Bezugs zum Fördergeber zu den Aufgaben des Geförderten. Sowohl für Einzelpersonen als Fördergeber als auch für Selbsthilfeorganisation oder Stiftungen gilt, dass der kontinuierliche Kontakt und der Aufbau eines persönlichen Vertrauensverhältnisses von großer Bedeutung ist.


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Fazit

Forschungsförderung durch Spenden/Stiftungen kann von Patienten, Mitarbeitern der Gesundheitsberufe oder von Philanthropen ausgehen. Je besser die Dermatologie und Venerologie vorbereitet ist, diese Entwicklung aufzugreifen, desto größer sind die Chancen unserer Spezialität, sich im Wettbewerb mit anderen Fachdisziplinen zu behaupten.


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Interessenkonflikt

Der Autor gibt an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

* Nach einem Vortrag gehalten anlässlich der Sitzung der Berliner Stiftung für Dermatologie auf der Tagung der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft in Dresden, 2. 5. 2013



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Prof. Dr. Matthias Schmuth
Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie
Medizinische Universität Innsbruck
Anichstraße 35
A-6020 Innsbruck


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Abb. 1 Beispiel für die anteilsmäßige Forschungsfinanzierung einer Universitäts-Klinik für Dermatologie. Die Anteile der einzelnen Fördergeber variieren von Klinik zu Klinik und mit der Zeit. Es ist eine zunehmende Bedeutung von Spenden/Stiftungsförderungen zu erwarten.