Diabetes aktuell 2013; 11(3): 99
DOI: 10.1055/s-0033-1347067
Editorial
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

„Nach dem Kongress ist vor dem Kongress …“

Antje Bergmann
,
Peter E. H Schwarz
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Publication Date:
10 June 2013 (online)

Vom 8.–11. Mai fand in Leipzig der Diabetes-Kongress statt und wir hoffen, dass Sie die Gelegenheit nutzen konnten, sich zu neuen wissenschaftlichen Entwicklungen der vergangenen Monate sowie zu Aspekten der Versorgung und Prävention fortbilden konnten.

In diesem Heft wollen wir uns speziell mit Versorgungsaspekten, dem Disease-Management-Programm (DMP) und dem Chronic-Care-Management beschäftigen. Gerade diese aktuellen für die tägliche Arbeit mit dem Patienten wichtigen Rahmenbedingungen bilden die Basis für das zukünftige (möglichst verbesserte) Versorgen und Betreuen.

In einem Artikel des Abteilungsleiters Versorgungsmanagement beim AOK-Bundesverband, Evert Jan van Lente, wird der aktuelle Stand der DMP der gesetzlichen Krankenkassen beleuchtet. Die Integrierung der DMP in die Versorgung gelang. Die Wirksamkeit ist nachgewiesen und nun ist es an der Zeit, die DMP an die nach dem GKV-Versorgungsstrukturgesetz vom 1.1.2012 geänderten Rahmenbedingungen, zu aktualisieren und zu optimieren. Möglichkeiten und Perspektiven zeigt der Autor hierzu auf.

Die Ergebnisse eines Bundeslandes (Bayern) demonstriert Frank Hofmann, Teamleiter Datenmanagement und Abrechnung der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns, in seinem Artikel. Eine Optimierung anhand der bayerischen Daten wird ebenfalls im Hinblick auf Qualitätsindikatoren und zum Ausbau und zur Verbesserung einzelner Qualitätsmanagement-Prozesse.

Wie sehen die diabetologischen Schwerpunktpraxen (DSP) die DMP im Hinblick auf Kooperationsmöglichkeiten und die Schnittstellenoptimierung? Dieser Frage geht Hans-Martin Reuter, Ambulantes Medizinisches Zentrum Jena, nach. Gerade die DSP sind für die Betreuung hochkomplexer Diabetiker aus der Versorgungslandschaft nicht wegzudenken. Intensive Schulungstätigkeit, Beratungstätigkeit, das Gewährleisten der spezialfachärztlichen Versorgung multimorbider Patienten sind die Kernpunkte der. Natürlich werden vorhandene Defizite (Finanzierung z. B. der Versorgung bei diabetischem Fußsyndrom, Gestationsdiabetes) nicht ausgespart, sondern angesprochen. Eine jetzt schon oft vorbildliche interprofessionelle, interkollegiale Arbeit in enger Kooperation mit den Hausärzten lässt jedoch optimistisch in die Zukunft blicken.

Einen Gesamtüberblick über 10 Jahre DMP geben die Autoren um Roland Linder (WINEG – Wissenschaftliches Institut der TK für Nutzen und Effizienz im Gesundheitswesen). Natürlich wird retrospektiv der „Flächendeckende Großversuch DMP“ mit hohen Kosten (11 Mrd. Euro in 10 Jahren) einem ökonomischen und/oder wissenschaftlich fundierten Nutzen gegenüber gestellt. Leider ist gerade dieser Nutzen nicht belegt – im Gegenteil, es werden finanzielle Fehlanreize gesetzt. Diese Erkenntnis ist nicht neu, jedoch in ihrer Klarheit ein wichtiges Statement, wenn es um die Verbesserung der bestehenden Programme geht.

Die Entwicklung tragfähiger patientenzentrierter Chronic-Care-Modelle sollte im Mittelpunkt weiterer Bemühungen stehen. Wie diese auszugestalten sind, wie diese im nationalen und internationalen Vergleich „mitspielen“ könnten, beschreibt Ulrike Rothe, Institut für Medizinische Informatik und Biometrie, Medizinische Fakultät Dresden, in ihrem Artikel zur „neuen Generation des DMP“.

Mit diesem interessanten und kontroversem Heft hoffen wir, zum Nachdenken und zur Diskussion angeregt zu haben!

Ihre Antje Bergmann und Ihr Peter Schwarz