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DOI: 10.1055/s-0033-1347958
Gelesen und kommentiert
Publication History
Publication Date:
12 June 2013 (online)
Effektivität eines Heimvideo-Programms nach Schlaganfall
Zusammenfassung der Studie
Ziele
Ziel der Studie war es, Effektivität, Umsetzbarkeit und Sicherheit eines Heimvideo-Programms innerhalb der ersten Woche nach Schlaganfall zu evaluieren.
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Methodik
Patienten
Eingeschlossen wurden 106 Patienten in der ersten Woche nach Schlaganfall. Die Studienteilnehmer wurden zwischen August 2010 und März 2011 stationär rekrutiert und nach drei Monaten nachuntersucht. Einschlusskriterien waren: erster Schlaganfall, Alter unter 75 Jahre und einfaches Aufgaben- bzw. Testverständnis. Zu den Ausschlusskriterien zählten: andere neurologische Erkrankungen als o. g. mit Einschränkungen, ein Barthel-Index-Punktwert von weniger als 50 Punkten vor dem Ereignis.
53 Patienten randomisierten die Untersucher in die Interventionsgruppe und 53 Patienten in die Kontrollgruppe via Blöcken à n=10. Die Randomisation bzw. die Allokation erfolgte nicht verborgen.
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Design
Es handelt sich um eine randomisierte kontrollierte Studie (RCT).
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Interventionen
Alle Patienten erhielten ihre individuelle stationäre Rehabilitation für ca. zwei Stunden täglich (inklusive Physiotherapie).
Die Interventionsgruppe erhielt vor Entlassung nach Hause eine selbsterklärende audiovisuelle DVD von standardisierten Rehabilitationsabläufen und Techniken zum Umgang mit Patienten und wurde dazu angeleitet. Die DVD enthielt eine 45-minütige selbsterklärende Therapie mit sechs Abschnitten (1. Patientenumgang und -lagerung, 2. Bettmobilität, 3. Übungen zur Verbesserung des passiven Bewegungsausmaßes, Dehnungen und Kraftübungen der oberen Extremität, 4. Übungen zur Verbesserung des passiven Bewegungsausmaßes, Dehnungen und Kraftübungen der unteren Extremitäten, 5. Transfertechniken, 6. bestimmte Alltagsaktivitäten).
Nach Entlassung erhielt die Interventionsgruppe zweimal monatlich Termine und eine Videokonsultation zu Hause.
Die Kontrollgruppe bekam nach Entlassung wöchentlich eine Stunde Physio- und Ergotherapie.
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Ergebnisparameter
Die primäre abhängige Variable war der modifizierte Barthel-Index (MBI von 0–100 Punkten), welcher zu Beginn und nach 3 Monaten erhoben wurde.
Die sekundären abhängigen Variablen waren Komplikationen (Kontrakturen, Spastik und Schultersubluxation) und der Caregiver Strain Index (ein Index, der die Belastung von Angehörigen erfasst). Den Caregiver Strain Index erhoben die Forscher nach drei Monaten. Alle Messungen waren nicht verblindet.
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Ergebnisse
Zu Beginn und nach drei Monaten war der MBI in der Kontrollgruppe signifikant höher als in der Interventionsgruppe.
Jedoch gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich des Anteils der Patienten, die sich im MBI verbesserten (46 % Kontrollgruppe vs. 59 % Interventionsgruppe, p=0,2) und die Wissenschaftler berichteten, dass es keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich der Inzidenz von Komplikationen gab (46 % Kontrollgruppe vs. 50 % Interventionsgruppe, p=0,68).
Ein leichter Vorteil der DVD-Gruppe – aber kein signifikanter Unterschied zwischen den Gruppen – wurde hinsichtlich der Anteile von mehr als sieben Punkten im Caregiver Strain Index berichtet (35 % Kontrollgruppe vs. 21 % Interventionsgruppe, p=0,13). Vor allem der Schweregrad des Schlaganfalls war der wichtigste Vorhersagefaktor für Komplikationen und die Belastung von pflegenden Angehörigen.
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Schlussfolgerung
Die Autoren schlussfolgern, dass eine videobasierte therapeutische Begleitung nach Entlassung aus der Akutphase sicher, implementierbar und zumindest für die Angehörigen nicht belastend ist.
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Kommentar
Die Studie zeigt, im Gegensatz zu ihrem vielversprechenden Titel („Effectiveness…“), ein auf den ersten Blick zunächst etwas enttäuschendes Ergebnis. Die zusätzliche DVD und die Begleitung der Patienten mit DVD-Unterstützung zeigt keinen klaren Erfolg hinsichtlich Alltagskompetenz, Komplikationen und Entlastung der pflegenden Angehörigen.
Was sind mögliche Gründe für dieses Ergebnis? Zum einen ist die Studie eventuell zu klein. Bei einer größeren Population hätte der Unterschied im Caregiver-Strain-Index-Ergebnis (Differenz immerhin 14 %!) signifikant zugunsten der Intervention ausfallen können. Zum Zweiten ist die Studienpopulation sehr heterogen. Sowohl sehr leicht, mittelschwer als auch schwer betroffene Patienten wurden in einer Auswertung betrachtet. Evtl. könnte die hier vorgestellte und scheinbar sehr gut umsetzbare Intervention für eine bestimmte Patientengruppe (die schwerer Betroffenen?) sehr sinnvoll sein. Obgleich Letzteres Spekulation bleibt, da von den Autoren nicht konsequent ausgewertet. Zum Dritten ist die Intervention selbst zu verbessern bzw. anzupassen. Viele Patienten verbessern sich über die drei Monate enorm, damit sollte demnach auch die DVD kontinuierlich an die Fortschritte der Patienten angepasst werden. Denkbar und leicht umsetzbar wäre eine Steigerung der in den Videos gezeigten Inhalte.
Kritisch anzumerken ist, dass die Zuordnung zu den Gruppen nicht verborgen wurde und dass die Auswertung nicht nach Intention to Treat erfolgte. In beiden Gruppen waren zu Beginn 53 Patienten. Im Abstract berichtet man von insgesamt 90 (44 bzw. 46) Patienten.
Fazit: Die besprochene Studie zeigt mit der videobegleitenden Entlassung nach Schlaganfall nach Hause einen interessanten und sicher gut umsetzbaren Ansatz. Sowohl weitere Modifikationen dieses Ansatzes als auch Studien mit stringenterer Patientenselektion und Methodik sind erforderlich.
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