Zusammenfassung
Hintergrund und Fragestellung: Lange Zeit lagen zur chronischen metabolischen Azidose (CMA) bei Patienten mit Nierenerkrankung nur spärliche Daten vor. Dies ist sicher ein Grund dafür, dass Diagnostik und Therapie dieser häufigen Folgeerkrankung in der Vergangenheit eher ein Schattendasein führten. Neue Studien lassen aber vermuten, dass die Behandlung der metabolischen Azidose, die unkompliziert und kostengünstig ist, großes therapeutisches Potenzial hat.
Patienten und Methodik: Mit einem standardisierten Fragebogen, der an alle Nephrologen in Deutschland versandt wurde, sollte die aktuelle Diagnose- und Therapiesituation der CMA bei Nierenkranken erfasst und der mögliche Bedarf an Empfehlungen durch die Fachgesellschaft ermittelt werden.
Ergebnisse: Im August 2012 wurden alle 2095 Nephrologen in Deutschland postalisch eingeladen, einen Fragebogen zur Diagnose, Bewertung und Therapie der CMA auszufüllen. 207 Fragebögen (9,9 %) wurden zurückgesandt, die alle analysiert werden konnten. Die CMA wurde von den Teilnehmern – nach der Hypertonie – als zweitwichtigster Faktor für die Progression der Niereninsuffizienz eingeschätzt. Zudem bestand hinsichtlich Diagnose und Behandlung der CMA ein relativ großer Konsens. Allerdings waren die Einschätzungen hinsichtlich der Prävalenz der CMA sehr heterogen.
Folgerung: Die CMA wurde von den Teilnehmern als bedeutende Folgeerkrankung beurteilt und weitgehend leitlinienkonform behandelt. Es bestehen jedoch Unterschiede in der Einschätzung hinsichtlich der Prävalenz der CMA. Daher ist nicht auszuschließen, dass die CMA erst spät erkannt wird. Detaillierte Empfehlungen der Nephrologischen Fachgesellschaft könnten dazu beitragen, Diagnose und Therapie dieser manchmal noch unterschätzten metabolischen Störung zu vereinheitlichen.
Abstract
Background and objective : Data concerning chronic metabolic acidosis (CMA) has been sparse for a long time. This might be one reason why the diagnosis and therapy of this common complication in CKD patients has not received much attention. Emerging clinical data indicate that the treatment of metabolic acidosis, which is simple and cost-efficient, offers great therapeutic potential.
Patients and Methods: Survey among German nephrologists to collect information about current appraisal, diagnostic and therapeutic routine in clinical practice, and to determine the need for recommendations by the medical society.
Results: In August 2012, all nephrologists in Germany (n = 2095) were asked to complete a standardized questionnaire regarding diagnosis, evaluation and therapy of CMA. 207 questionnaires (9.9 %) were returned and analysed. The CMA was rated as the second most important contributor for the progression of renal insufficiency, with the most important being hypertension. In addition, there was a high consensus concerning diagnosis and therapy of CMA. But estimates on prevalence were highly diverse.
Conclusion: In this survey the CMA was rated as an important co-morbidity. Participating nephrologists mostly followed treatment guidelines. However, major differences in the perception of prevalence of CMA were observed, leaving the possibility that CMA is still underdiagnosed. Further recommendations of the German Society of Nephrology could improve the diagnosis and therapy.
Schlüsselwörter chronische metabolische Azidose - Bikarbonat - CKD - Niereninsuffizienz - Dialyse - Säure-Base-Gleichgewicht
Keywords chronic metabolic acidosis - bicarbonate - CKD - renal insufficiency - dialysis - acid-base-balance