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DOI: 10.1055/s-0033-1349762
Roter Reis bei Hypercholesterinämie?
Subject Editor:
Publication History
Publication Date:
19 September 2013 (online)
Hintergrund
Rot fermentierter Reis wird in Asien (Japan, China, Indien) durch Fermentierung mit dem Schimmelpilz Monascus purpureus aus gekochtem weißen Reis gewonnen. Er enthält u.a. den »pflanzlichen« Lipidsenker Monacolin K. Dieser ist identisch mit Lovastatin und soll im roten Reismehl sogar besser bioverfügbar sein ([1]).
Studie und Ergebnisse
In dieser offenen Studie an 30 chinesischen Patienten mit primärer Hyperlipidämie wurde der Einfluss von Kapseln mit rotem Reismehl über 8 Wochen auf den Lipidstatus dokumentiert und weitere 4 Wochen nach Absetzen der Kapseln nachbeobachtet. Einschlusskriterien waren LDL über 160 mg/dl oder Triglyzeride über 200 mg/dl. Vorbehandelte Patienten unterzogen sich vorher einer 30-tägigen Auswaschphase. Primärer Zielparameter war die änderung von LDL nach 8-wöchiger Therapie mit täglich 2 Kapseln à 600 mg entsprechend 2 × 5,7 mg Lovastatin. Sekundäre Zielparameter betrafen weitere Blutfettwerte sowie Adiponektin und Leptin.
Lee CY, Jan MS, Yu MC, Lin CC, Wei JC, Shih HC. Relationship between adiponectin and leptin, and blood lipids in hyperlipidemia patients treated with red yeast rice. Forschende Komplementärmedizin 2013; 20 (3): 197-203
Die Patienten (67,9% Männer, 45,6 Jahre) hatten nur leichtes Übergewicht (BMI 27,6) und mäßig erhöhte Cholesterinwerte (Gesamtcholesterin 231 mg/dl, LDL 148 mg/dl, HDL 40 mg/dl, Triglyzeride 221 mg/dl).
Die Senkung von LDL und Gesamtcholesterin betrug 38,1 ± 30,9 mg/dl (p < 0,0001) bzw. 44,5 ± 27,5 mg/dl (p < 0,0001) nach 8 Wochen. Bereits nach 4 Wochen wurden fast identische Senkungen erreicht, die in der Nachbeobachtung wieder stark in Richtung Ausgangswerte anstiegen. Der Anstieg von Adiponektin verlief kontinuierlich und erreichte 35,8 ± 67,9 μg/ml (p = 0,017) nach 8 Wochen - mit sehr großer Streuung. HDL sank nach 8 Wochen um 1 mg/dl, in der Nachbeobachtungsphase um weitere 1,5 mg/dl (p = 0,025). Das Körpergewicht, Leptin und die Triglyzeride änderten sich während und nach der Behandlung kaum. Es wurden die Werte von Adiponektin und Leptin zu anderen Stoffwechselparametern in Beziehung gesetzt: Adiponektin korrelierte positiv mit HDL (r2 = 0.39; p = 0,001) und Leptin korrelierte negativ mit TG (r2 = 0.19; p = 0,035).
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Kommentar
Die Diskussion fokussiert auf Korrelationen zwischen Stoffwechselparametern und deren Bedeutung - wobei die Datengrundlage von 30 nicht besonders homogenen Patienten hierfür etwas dürftig erscheint. Eine Diskussion des Therapieeffektes von rotem Reis und der Einschränkungen der Aussagekraft einer offenen Pilotstudie hingegen ist nicht einmal ansatzweise vorhanden. Da unklar bleibt, wie viele Patienten welche Vorbehandlungen abgesetzt hatten, sind die erfreulich erscheinenden Ergebnisse hinsichtlich LDLSenkung so nicht verallgemeinerungsfähig. Immerhin scheinen Placeboeffekte in dieser Studie relativ unwahrscheinlich zu sein, zumal sich offenbar wenig an der Ernährung änderte, was sich sonst in einer Gewichtsabnahme und Senkung der Triglyzeride abgebildet hätte.
In der Schlussfolgerung werden große chinesische Studien zu rotem Reis angekündigt. Störenderweise ist jetzt plötzlich von einem Anstieg von HDL die Rede, der sich vorher in der Tabelle 2 als über die Therapie hinaus sich fortsetzender Abfall dargestellt hatte. Trotz dieser Ungereimtheit und der unpassenden Diskussion bleibt aber insgesamt kein Zweifel, dass roter Reis in dieser Studie sehr deutliche LDL-Senkungen induziert.
Für uns erhebt sich die Frage, ob aufwendige placebokontrollierte Studien mit rotem Reis überhaupt ethisch zu vertreten wären - es sei denn, man würde sie gegen die Substanz Lovastatin durchführen. Unter Anwendung des Bioäquivalenz-Kriteriums (wie bei Generika) könnte nämlich die geringere Dosierung von Lovastatin in rotem Reis durch die bessere Bioverfügbarkeit ausgeglichen werden. Ob durch weitere Substanzen im roten Reis Vorteile einer relevant besseren Wirksamkeit und Verträglichkeit zustande kommen, wäre noch zu klären. Die Hersteller von Lovastatin dürfte es freilich stören, dass hier aus einem vergleichsweise preiswerten Naturprodukt ähnlicher Nutzen zu erwarten ist. Die frühere »Verbannung« von rotem Reis durch die FDA kann man unter diesem Gesichtspunkt Revue passieren lassen.
Online
http://dx.doi.org/10.1055/s-0033-1349762
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ZUSÄTZLICHE LITERATUR
- 1 Chen HC, Yang CJ, Uang SY, Lin JC. Improved dissolution rate and oral bioavailability of lovastatin in red yeast rice products. Int J Pharm 2013; 444: 18-24