Orthopädie und Unfallchirurgie - Mitteilungen und Nachrichten 2013; 02(03): 298-299
DOI: 10.1055/s-0033-1349801
Qualität und Sicherheit
PATIENTENSICHERHEIT
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Ökonomisierung als Risiko

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Publication Date:
09 July 2013 (online)

Patientenrechtegesetz, Personalmangel, Risikomanagement und Hygiene: Dies waren einige der Schwerpunkte, die auf der 8. Jahrestagung des Aktionsbündnisses Patientensicherheit e.V. (APS) am 18. und 19. April 2013 in Berlin mit rund 160 Teilnehmern diskutiert wurden. Neben Vorträgen und Diskussionen gaben Workshops und Praxistipps Einblicke in die aktuellen Themen der APS-Arbeitsgruppen.

Im Fokus der Tagung stand die Ökonomisierung des Gesundheitswesens. „Ökonomische Prinzipien stehen prinzipiell nicht im Widerspruch zur medizinischen Ethik“, sagte Hedwig François-Kettner, Vorsitzende des APS und Pflegedirektorin der Charité Universitätsmedizin Berlin. „Sobald kommerzielle Aspekte jedoch das Versorgungsgeschehen dominieren, steht eine gute und auch sichere Krankenversorgung infrage.“

Diesem Aspekt widmete sich auch der Impulsvortrag von Prof. Giovanni Maio von der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Der Medizinethiker gab zu bedenken: „In Zeiten der Ökonomisierung verlieren wir die Fürsorge aus dem Blick und verraten damit den ethischen Anspruch.“ Die Politik lasse momentan die Frage nach dem Stellenwert der Ökonomie in der Medizin unbeantwortet, wodurch wirtschaftliche Faktoren mehr und mehr ausschlaggebend für die Gesundheitsversorgung würden. Im Spannungsfeld von Bedarf und Rentabilität zeige sich zunehmend ein neuer Qualitätsbegriff: Effizienz im Sinne schwarzer Zahlen und nicht im Sinne einer guten Versorgung. Doch was werde unter solchen Maßgaben aus den aussichtslosen Fällen? Eine derartige Priorisierung wirke sich auch auf die medizinische Ausbildung aus. Maio sprach sich dafür aus, nicht nur instrumentelles Handeln zu befördern, sondern weiterhin eine Grundhaltung zu lehren, für den anderen Menschen Verantwortung zu übernehmen. Perfektion und Kontrolle könnten sich sonst am Ende gegen den Patienten richten.