Klin Monbl Augenheilkd 2013; 230(12): 1238-1246
DOI: 10.1055/s-0033-1350685
Klinische Studie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Entwicklung und erste Anwendungserfahrungen einer schnellen und kostengünstigen ophthalmologischen Untersuchung für die Nationale Kohorte

Development and First Results of Fast and Cost-Effective Examination Methods for an Ophthalmological Screening within the National Cohort
M. A. Leitritz
1   Department für Augenheilkunde, Universitäts-Augenklinik Tübingen
,
H.-W. Hense
2   Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Universitätsklinikum Münster
,
U. Schiefer
1   Department für Augenheilkunde, Universitäts-Augenklinik Tübingen
,
M. Nagel
2   Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin, Universitätsklinikum Münster
,
H. Greiser
3   Epidemiologie von Krebserkrankungen, Deutsches Krebsforschungszentrum Heidelberg
,
J. Linseisen
4   Institut für Epidemiologie I, Helmholtz-Zentrum München, Neuherberg
,
I. Heid
5   Lehrstuhl für Genetische Epidemiologie, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Universitätsklinikum Regensburg
,
B. Fischer
6   Lehrstuhl für Epidemiologie und Präventivmedizin, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Universität Regensburg
,
S. Thierry
4   Institut für Epidemiologie I, Helmholtz-Zentrum München, Neuherberg
7   Studienzentrum Nationale Kohorte, Klinikum Augsburg
,
K. U. Bartz-Schmidt
1   Department für Augenheilkunde, Universitäts-Augenklinik Tübingen
,
M. Ueffing
1   Department für Augenheilkunde, Universitäts-Augenklinik Tübingen
8   Department für Augenheilkunde, Forschungsinstitut für Augenheilkunde, Tübingen
› Institutsangaben
Weitere Informationen

Publikationsverlauf

eingereicht 11. März 2013

akzeptiert 10. Juli 2013

Publikationsdatum:
08. Oktober 2013 (online)

Zusammenfassung

Ziel: Für eine komplex geplante Langzeituntersuchung (Nationale Kohorte) soll zunächst eine einfache und effektive Methodik mit orientierender Visusbestimmung und nichtmydriatischer Fundusfotografie – das sogenannte Augenscreening – entwickelt werden. Methode: Im Zeitraum 2011 und 2012 wurde an 3 epidemiologischen Untersuchungszentren eine orientierende Sehschärfenbestimmung mittels Siebblende unter Verwendung von einfachen Optotypentafeln durchgeführt. Weiterhin wurde das vollautomatische nicht-mydriatische Kamerasystem DRS (CenterVue S. p. a., Padua, Italien) zur Anfertigung von Fundusaufnahmen installiert, welches durch Änderung der Einstellungen auch Vorderabschnittsaufnahmen erstellen konnte. Standardarbeitsanweisungen (SOP) für den Teilbereich des Augenscreenings wurden für die einzelnen Untersuchungsschritte erstellt. Zielkriterien waren die Durchführbarkeit der Methoden im Rahmen der Vorgaben und die Bewertung der Ergebnisqualität. Ergebnisse: Insgesamt wurden 457 Studienteilnehmer (914 Augen) im Rahmen des Augenscreening untersucht. Eine orientierende Visusbestimmung erfolgte im Rahmen eines ersten Vortests und wurde daher nur bei 125 Studienteilnehmern durchgeführt. Der Median des Fernvisus (249 Augen) war für rechte und linke Augen vergleichbar (jeweils 0,8, p > 0,42). 909 Fundusaufnahmen wurden ausgewertet. Die Bildqualität war gut in 491 Fällen (54 %), mittelmäßig in 239 Fällen (26 %) und schlecht in 179 Aufnahmen (20 %). Die Auswertbarkeit der Aufnahmen war uneingeschränkt gegeben in 686 Fällen (75 %), eingeschränkt gegeben in 152 Fällen (17 %) und nicht gegeben in 71 Fällen (8 %). Mit zunehmendem Patientenalter verringerten sich die mittlere Bildqualität (r = 0,26) und die mittlere Auswertbarkeit (r = 0,2). Eine Auswertbarkeit der Vorderabschnittsaufnahmen war bei 176 Augen (56 %) gegeben. Schlussfolgerung: Das Augenscreening erfüllte die Anforderungen der Nationalen Kohorte. Die orientierende Visusbestimmung war schnell und kostengünstig durchführbar. Eine Verbesserung von Qualität und Verwertbarkeit der Fundusaufnahmen wäre durch eine längere Dunkelphase zwischen den Aufnahmen vermutlich zu erreichen. Die Qualität der Vorderabschnitttsaufnahmen erfüllt die Qualitätsanforderungen nicht. Dieser Untersuchungsteil findet daher keine weitere Berücksichtigung im Ablauf des Augenscreening. Die erstellten SOP bewährten sich im Studienalltag. Durch das Augenscreening im Rahmen der Nationalen Kohorte besteht die Möglichkeit eines wichtigen Informationsgewinnes (vaskuläre und retinale Pathologien) nicht nur für die Augenheilkunde.

Abstract

Background: For an implemented ophthalmological screening within a German long-term cohort study (National Cohort) simple and effective methods for an examination of visual acuity and for non-mydriatic retina photografies should be evaluated. Furthermore standard operating-procedures (SOP) should be developed. Methods: In the years 2011 and 2012 pinhole visual acuity measurements and automated retina photographies (DRS, CenterVue S. p. a., Padua, Italy) were made at three different epidemiological study centers within Germany. Furthermore, anterior segment images were taken by the camera. Standard operating procedures (SOP) regarding the ophthalmological screening were developed and evaluated within the study. The main question was whether it is possible to implement the screening methods within the National Cohort. Further main outcomes were quality and interpretability of the taken images. Results: 457 subjects (914 eyes) were examined within the investigation. Median VA was 0.8 for right and left eyes (p > 0.42). Image quality of the photographies was good in 491 cases (54 %), fair in 239 cases (26 %) and bad in 179 cases (20 %). The usability of the images was without limitations in 686 cases (75 %), limited in 152 cases (17 %) and not given in 71 cases (8 %). Increasing age of the subjects was slightly correlated with decreasing image quality (r = 0.26) and decreasing image usability (r = 0.2). Anterior segment photographies were usable in 176 eyes (56 %). Conclusion: The developed screening method fulfilled the specifications of the National Cohort. The used pinhole visual acuity examination was fast and cheap. Image quality and usability of the retina photographies could be improved with prolonged pupil recovery times. The quality of the anterior segment images could not fulfill the expectations and were taken out of the further examinations of the ophthalmological screening. The written SOP showed good acceptance within the investigatorsʼ daily routine. The ophthalmological screening within the National Cohort generates information (e. g., pathologies of the vessels or of the retina) which are useful not only from an ophthalmological point of view.