Zusammenfassung
Die nationalsozialistische Bevölkerungspolitik hielt für die neu gegründeten Gesundheitsämter eine neue Dienstaufgabe parat, die „Erb- und Rassenpflege“. Neben Untersuchungen zur „Erbgesundheit“ im Rahmen der nationalsozialistischen Gesetze zur Zwangssterilisierung und zur Ehegesundheit waren Geburten fördernde Leistungen des Staates ebenfalls einer sozialrassistischen Selektion unterworfen. Finanziell fördernde bzw. allgemein ehrende Maßnahmen verband der NS-Staat mit arischer Abstammung, „Erbgesundheit“, politischer Zuverlässigkeit und gutem Leumund. Als „minderwertig“ erachtete Personengruppen waren von diesen Leistungen ausgenommen und als Folge der mit ihren Anträgen verbundenen gesundheitlichen Überprüfungen von der Zwangssterilisation bedroht. Dies soll hier am Beispiel der Vorgehensweise zweier Amtsärzte an den damalig benachbarten bayerischen Gesundheitsämtern Neuburg a. d. Donau und Pfaffenhofen zwischen 1933 und 1945 dargestellt werden.
Abstract
The long-term aim for the German public health service during National Socialism was a hereditary and racial welfare. Several following legal regulations contributed to the implementation of a specific national socialist population policy on the basis of racial hygiene and gave immense power to health officers. Especially with the Law for the Prevention of Hereditarily Sick Offspring, compulsory sterilisation was legalised and caused about 400 000 victims up to 1945. The central force in this new system was the public health office. The work of two health officers in neighbouring offices in upper Bavaria is compared. Results show that health officers had a large flexibility in their individual estimation. The restrictive interpretation of their duties did not necessarily cause any sanctions by the superior authority.
Schlüsselwörter
öffentlicher Gesundheitsdienst - Nationalsozialismus - Bevölkerungspolitik
Key words
public health services - National Socialism - population policy