Zusammenfassung
Fragestellung:
Prävalenzen von negativen Antwortverzerrungen verdeutlichen, dass Aggravation und Simulation in verschiedenen klinischen Kontexten auftreten. In der vorliegenden Studie wurde untersucht, inwiefern sich das Antwortverhalten von depressiven Patienten und instruierten Simulanten in den Symptomskalen ‚Depressivität‘, ‚somatoforme Beschwerden‘ und ‚phobische Ängste‘ des HEALTH-49 unterscheidet. Als Kontrollgruppe dienten psychisch gesunde Teilnehmer.
Material und Methoden:
Die Studie nutzte ein Analogdesign. Insgesamt wurden die Teilnehmer in 3 Gruppen eingeteilt: depressive Patienten (N=54), Kontrollgruppe (N=77) und instruierte Simulanten (N=63). Die Teilnehmer füllten verschiedene Fragebögen zu ihren psychischen sowie körperlichen Beschwerden aus. Die instruierten Simulanten wurden gebeten, nach dem Lesen eines Szenarios eine Depression in den nachfolgenden Fragebögen vorzutäuschen. Ihr Aufgabenverständnis wurde durch Fragebögen zum Rollenverständnis und der Rollenkonformität erfasst.
Ergebnisse:
Paarweise Post-hoc-Gruppenvergleiche zeigten, dass die instruierten Simulanten im Mittel signifikant höhere Summenwerte in allen Symptomskalen des HEALTH-49 im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen aufwiesen. Eine Überprüfung der Normalverteilung der Werte in allen relevanten Skalen verdeutlichte, dass instruierte Simulanten jedoch eine Varianz in ihrem Antwortprofil aufzeigen.
Diskussion und Schlussfolgerung:
Instruierte Simulanten kennzeichnen sich im Vergleich zu depressiven Patienten dadurch, dass sie zu Extremantworten neigen und übergeneralisieren. Antwortprofile der Symptomfragebögen mit hohen Werten (bedeutet: starke Ausprägung einer psychischen Symptomatik) sprechen daher nicht zwangsläufig für eine besonders schwere Psychopathologie. Im Zweifelsfall sollte ein Motiv für eine negative Antwortverzerrung ermittelt und geklärt werden.
Abstract
Purpose:
Studies show that malingering and exaggeration occurs in various clinical contexts. The aim of this study is to determine if experimental malingerers and depressive patients differ in their responses in scales ‘somatoform complaints’, ‘depressiveness’, and ‘phobic anxiety’ of the HEALTH-49.
Materials and Method:
The present study uses an analog design. Depressive Patients (N=54), healthy participants (N=77), and experimental malingerers (N=63) completed questionnaires about their mental and physical complaints. The experimental malingerers obtained a scenario to simulate major depression convincingly in a symptom survey. To check role understanding the experimental malingerers completed 2 more questionnaires.
Results:
Pairwise post hoc group comparisons showed that the experimental malingerers have significantly higher scores in total assets in all symptom scales of the HEALTH-49 compared to the other 2 groups. However, experimental malingerers have variance in their response profile.
Discussion and Conclusion:
Experimental malingerers identify depressed patients in comparison to the fact that they tend to extreme responses and overgeneralizations. Response profiles of symptom questionnaires with high scores (strong expression of psychological symptoms) do not necessarily indicate a particularly severe psychopathology. When in doubt, a reason for a negative response bias needs to be clarified.
Schlüsselwörter
Assessment - Fragebogen - medizinische Rehabilitation - psychosoziale Beeinträchtigung
Key words
assessment - questionnaire - psychosocial disorders - Medical rehabilitation