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DOI: 10.1055/s-0033-1361074
„Aber zum Teufel, wenn die Kuh viel Milch gibt, verdient die Wiese keinen Orden!“
Publication History
Publication Date:
05 November 2013 (online)
Dieses kuriose Zitat stammt von Sir Frederick Banting (1891–1941), kanadischer Arzt, der mit Charles Best das Insulin entdeckt hat. Bereits 1916 gelang es erstmals einem rumänischen Forscher, Nicolae Paulescu, Insulin aus Pankreasgewebe zu gewinnen, und er veröffentlichte diese Daten 1921. Der Name „Insulin“ leitet sich vom lateinischen „insula = die Insel“ ab, d. h. Inselzellgewebe der Bauchspeicheldrüse. Wer der erste Patient war, der mit Insulin behandelt wurde, ist relativ gut dokumentiert: 1922 wird der damalige 13-jährige Leonard Thompson im Toronto General Hospital mit Rinderinsulin behandelt und überlebt 14 Jahre. Ebenfalls 1922 wurde die Insulintherapie bei dem 5-jährigen Theodor Ryder begonnen, er überlebt sogar 70 Jahre!
Den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin erhielten jedoch Banting und MacLeod (ein Physiologe) 1923 und teilten diesen Preis mit Best (damals noch ein Medizinstudent) und Collip (einem Biochemiker) freiwillig …
Diesem wichtigen Hormon in der Diabetestherapie widmet sich unser Heft und wir hoffen, einen umfassenden Bogen zu schlagen in den Behandlungsoptionen.
Zuerst stellt Andrea Trauner aus dem Team von Dr. Hans-Joachim Lüddeke aus einer Diabetesschwerpunktpraxis in München den Start einer Insulintherapie vor. Wann sollte nach welcher Diagnostik mit Insulin begonnen werden? Mit welcher Art Insulin und mit welchem Schema? Dieser Übersichtsartikel erklärt anschaulich und praxisrelevant genau diese Fragen. Ebenso wichtig ist das gemeinsame Miteinander von Patient und Behandlerteam, die Krankheitseinsicht und -akzeptanz auf der einen Seite und die Wertschätzung und das Verständnis auf der anderen.
Eine ebenfalls sehr entscheidende Frage beantwortet Prof. Monika Kellerer, Ärztliche Direktorin des Marienhospitals Stuttgart. Wann ist der richtige Zeitpunkt, bei einem Typ-2-Diabetiker mit Insulin zu starten? Nicht zu früh und nicht zu spät – könnte man einfach entgegnen. Doch es sind zahlreiche Fallstricke und verschiedene Faktoren, die genau diesen Zeitpunkt beeinflussen. Dies sind vor allem: das Ausmaß der Stoffwechseldekompensation, die bisherige Behandlungsdauer und -intensität, vorkommende akute Erkrankungen oder geplante operative Eingriffe sowie Komorbiditäten wie bspw. eine fortgeschrittene Leber- und Niereninsuffizienz.
Was wird unter einer zeitgemäßen, modernen Insulintherapie verstanden? Dies erläutert Prof. Thomas Haak vom Diabetes Zentrum Mergentheim in seinem Beitrag sehr anschaulich. Bekannt und unumstritten ist, dass die Insulintherapie ein etabliertes Therapieverfahren bei allen Diabetesformen darstellt. Wie jede andere Therapieform ist sie jedoch entscheidend davon abhängig, welche weiteren, nicht-medikamentösen Therapiestrategien verfolgt und umgesetzt werden (ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung).
Welche sinnvollen neueren Kombinationen stehen zur Verfügung und erweitern das therapeutische Handeln? Prof. Robert Ritzel, Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Suchtmedizin des Klinikums Schwabing legt in seinem Artikel Indikationen, Kontraindikationen und das Potenzial einer Kombination von GLP-1-basierten Therapieformen in der Therapie des Typ-2-Diabetes dar. Hierbei werden die Vorteile einer Kombinationstherapie mit sich ergänzenden Wirkmechanismen hervorragend erläutert. Natürlich werden die Ergebnisse der dazu durchgeführten Studien in den nächsten Jahren diesen Ansatz in der Breite auf Effizienz und Effektivität prüfen. Bleiben wir gespannt!
Neben Insulin und anderen Medikamenten in der Diabetestherapie sind die regelmäßigen Blutzuckerkontrollen zur Therapieoptimierung zwingend erforderlich. Welche Entwicklungen finden auf diesem Gebiet der alltagstauglichen Glukosemesstechnik und Insulinpumpentechnik statt? Sandra Schlüter aus der Diabetespraxis Northeim stellt die Fortschritte auf diesem Sektor dar. Im Zeitalter moderner Medien, dem täglichen und stetig wachsendem Einsatz neuer und verbesserter Technik, Smartphones, Datenübermittlungen, Bluetooth und Apps und Co sollte eine ausgefeilte technische Lösung nicht weit entfernt sein.
Wir hoffen, mit diesem umfassenden „Insulin-Heft“ Ihr Interesse geweckt zu haben. Wir freuen uns über Anregungen, Kritik oder Wünsche Ihrerseits, welche Themen „noch zu beleuchten sind“.
Ihre Antje Bergmann und Ihr Peter Schwarz