Symptome
Symptome einer Schluckstörung umfassen u. a. vermehrtes Räuspern, wiederholtes Verschlucken mit Hustenanfällen bis hin zu Erstickungsattacken, eine feuchte oder gurgelige Stimme (besonders nach / während des Essens), sowie das Gefühl des "Steckenbleibens" der Nahrung im Hals.
Folgen
Ist die Nahrungsaufnahme stark beeinträchtigt, kommt es zu Mangelerscheinungen und / oder Exsikkose (Austrocknung). Eine Schluckstörung wirkt sich auch auf das soziale Leben aus. Betroffene ziehen sich aus Scham über bspw. eine extrem langwierige Nahrungsaufnahme, Nahrungsaustritt aus dem Mund oder häufiges Husten während des Essens zurück.
Wird der Speichel nicht mehr effektiv abgeschluckt, verändert er sich in seiner Substanz und kann die Atemwege angreifen. Die größte Bedrohung besteht durch den Wegfall der Schutzfunktionen. Eine schwerwiegende Komplikation der Aspiration ist die Aspirationspneumonie (durch Aspiration entstandene Lungenentzündung), die im schlimmsten Fall sogar zum Tode führen kann. Merkt der Betroffene nicht, dass er sich verschluckt, weil bspw. der Hustenreflex nicht mehr einsetzt, handelt es sich um eine stille Aspiration. Hierbei dringen Speiseteile unbemerkt in die tiefen Atemwege ein [
1
].
Therapie
Übungstherapeutische Verfahren
In der übenden Therapie wird häufig die funktionelle Schlucktherapie [
2
] angewandt. Sie stützt sich auf 3 Therapieprinzipien: Restitution, Kompensation und Adaption. Die Restitution versucht, die gestörte Funktion anhand von Übungen teilweise oder komplett wieder herzustellen.
Es wird z. B. mit thermalen oder elektrischen Reizen stimuliert, um die Sensibilität im Mund- und Halsbereich zu erhöhen. Außerdem werden Techniken verwendet, die geschwächte oder gelähmte Muskeln mobilisieren.
Die Kompensation bewirkt die Verbesserung der gestörten Schluckfunktion durch den Einsatz von Ersatzstrategien oder die Verstärkung von Restfunktionen. Es werden Strategien (Haltungsänderungen, Schlucktechniken, ‣ Tab. [
1
]) eingeübt, um den Schluck sicherer zu gestalten.
Tab. 1 Beispiele kompensatorischer Strategien.
Haltungsänderungen
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Kopfdrehung zur betroffenen Seite
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Kopfkippung zur gesunden Seite
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"Chin tuck": Vorneigen des Kopfes
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Adaptive Maßnahmen streben eine Anpassung an die vorhandene Störung an. Dieses erfolgt u. a. über eine Anpassung der Nahrungskonsistenz (flüssig, angedickt: sirup-, honig-, geleeartig-, breiig, weich, fest). Ggf. werden Hilfsmittel (Becher mit Nasenkerbe) eingesetzt, die Größe des Speisebolus verringert oder es erfolgt eine Anpassung der Nahrung bezüglich Temperatur und Geschmack, um die Sensibilität oder auch die Schluckfrequenz zu erhöhen (vgl. [
2
])
Weitere Verfahren
Neuere derzeit diskutierte Verfahren, umfassen den Einsatz einer Elektrostimulationstherapie (NMES) für die Schlucktherapie sowie die transkranielle Magnetstimulation (TMS). Die Elektrostimulation wird eingesetzt, um die am Schluckakt beteiligten Muskeln zu kräftigen [
3
] oder (bei Spastik) zu lockern [
4
], die Sensibilität [
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] zu erhöhen und damit den Schluckakt sicherer zu gestalten [
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]–[
9
]. Bei der TMS können mit Magnetimpulsen bestimmte, für das Schlucken relevante Hirnareale gehemmt (bei Überaktivierung) oder ein Anstieg der Erregbarkeit bewirkt werden [
10
].
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möglichst aufrechte Haltung während des Essens sowie 15 min danach
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sorgfältige Auswahl der Nahrungskonsistenz (ggf. Flüssigkeiten andicken)
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Mahlzeiten in kleinen Bissen einnehmen
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Zeit nehmen zum Essen,
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Mund nach jedem Bissen leeren lassen
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Nachschlucken lassen
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keine Gespräche oder Ablenker während des Essens (z. B. Zeitunglesen, Fernsehen)
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auf gute Mund- / Zahnhygiene achten
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in Absprache mit Arzt / Therapeuten ggf. Stimulation:
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regelmäßige Temperatur- und Gewichtskontrolle
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Stuhlgang im Pflegebuch notieren
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ggf. rechtzeitige Anlage eine PEGSonde zur Sicherung der Grundernährung
Simone Miller, Hannover